Turm der Kirche am Kolk erhält ockerfarbenes Kleid
Bei der Sanierung soll das ursprüngliche Aussehen wieder hergestellt werden. Rund 1,5 Millionen Euro sind dafür veranschlagt.
Elberfeld. Risse in den Steinen, bröckelnder Mörtel: Vom Gerüst rund um den Turm der Kirche am Kolk sind die Schäden in dem Jahrhunderte alten Mauerwerk gut zu sehen. Wegen dieser Schäden muss der Turm dringend saniert werden. Die dafür nötigen 1,5 Millionen Euro zu sammeln, ist eine Mammutaufgabe für die evangelische Gemeinde Elberfeld Nord — ab sofort will sie daher verstärkt in der Öffentlichkeit um Unterstützung werben.
Rückenwind hat sie dafür von der Stadt. Die kann zwar nicht mit Geld helfen, unterstützt die Gemeinde aber bei Bewerbungen um Fördermittel. Jochen Braun, Leiter des städtischen Ressorts Bauen und Wohnen, sagt: „Die alte lutherische Kirche Am Kolk gehört zur ältesten Bebauung Elberfelds und ist neben ihrer Bedeutung für die Kirchengeschichte ein wichtiges Zeugnis für die Baukunst.“
Erbaut wurde die Kirche 1748-1752 — und nicht aus den besten Steinen. Denn die lutherische Gemeinde aus Zuwanderern aus Süddeutschland „war damals bettelarm“, erklärt Baukirchmeister Rüdiger Raschke. Einfach Steine aus dem Aushub seien für die Kirche verwendet worden. Allzu große Lücken stopfte man sogar mit Schieferplatten und Dachpfannen. Das störte nicht, denn damals war die Kirche mit Schlämme verputzt, die Steine waren also nicht sichtbar wie heute.
Und so soll es auch in Zukunft wieder sein. „Die Erbauer wussten schon, was sie tun“, erklärt Raschke. Die dünne Schutzschicht habe die Steine vor Witterungseinflüssen geschützt. Auch der Denkmalschutz verlangt nun, dass der Kirchturm bei einer Sanierung sein Ursprungsaussehen zurückbekommt. Das Sichtbarmachen der Mauersteine sei eine Modeerscheinung des 19. Jahrhunderts gewesen, so Raschke.
Bauen durfte die lutherische Gemeinde damals erst nach längerem Kampf für eine eigene Kirche. Ihre reicheren Glaubensgeschwister der reformierten Gemeinde, die um 1690 ihre Kirche — die heutige Citykirche — erbaut hatten, waren dagegen, doch der — katholische — Landesherr erlaubte schließlich den Bau. Auch wenn das Material nicht das edelste ist, stabil ist der Turm: „Er ist gebaut wie alte Burgen“, erklärt Raschke: „Außen und innen steht je eine Mauer, dazwischen ist eine Steinschüttung.“ Am Fuß des Turms ist die Mauer zwei Meter dick, an der Spitze noch 1,30 Meter.
Dieses feste Gemäuer hielt dem Zweiten Weltkrieg stand — während vom Kirchenschiff nur wenige Mauern stehen blieben. 1951 war die Kirche wieder aufgebaut. Doch 1973 zerstörte eine Explosion im benachbarten Uhrengeschäft Abeler — eine Abfüllanlage für Feuerzeuggas war undicht — Dach, Fenster und Inneneinrichtung. Die Wiederherstellung war fast fertig, als 1974 ein Brandstifter ein Feuer legte, das die Kirche erneut zerstörte. Der Täter wurde nie gefunden. Und die Hitze von bis zu 800 Grad setzte den Steinen zusätzlich zu.
Das macht sich heute in Rissen und Löchern bemerkbar. Die entdeckte man 2016, als eigentlich nur die Zwiebelhaube kontrolliert werden sollte. Die Schäden waren so gravierend, dass der schöne Turm sofort eingerüstet wurde. Inzwischen hat die Gemeinde mit dem Denkmalamt die Sanierung geplant. „Von den Ecksteinen müssen 90 Prozent, von den Wandsteinen 20 Prozent ausgewechselt werden“, sagt Rüdiger Raschke. An vier Testflächen wurden verschiedene Schlämmesorten ausprobiert, die beste steht fest, als Farbe ist helles Ocker vorgesehen. Rund 1,5 Millionen Euro wird alles kosten.
Bis März soll der Finanzierungsplan über mehrere Jahre stehen, die Arbeiten sollen so bald wie möglich losgehen, bis Frühjahr 2019 abgeschlossen sein. Die Gemeinde will verschiedene Stiftungen ansprechen, die Stadt will sie dabei unterstützen - „das ist gut, was die machen“, sagt Bau-Ressortchef Jochen Braun. Ein Flyer ist gedruckt, der auf die Situation der Gemeinde aufmerksam macht. Und die „Turmkonzerte“ (siehe Kasten) sollen ebenfalls zur Finanzierung beitragen.