„Über die Wupper“: Zwei Tage Kultur rund ums Thema Tod

Warum der Bestatter Christian Deimel Tod und Vergehen zum Gegegenstand eines Veranstaltungs-Programms macht.

Elberfeld. "Ihr sollt niemals aufhören zu leben, ehe ihr gestorben, welches manchem passiert und ein gar ärgerlich Ding ist." Der Komponist Jacques Offenbach hatte eine interessante Sichtweise auf das heutige Tabuthema Nummer eins, den Tod. Die Menschen suchen für sich nach dem erträglichsten Umgang mit diesem letzten Rätsel, Regisseur Woody Allen zum Beispiel ist schlicht "dagegen". Anders diplomatisch formuliert es Christian Deimel: "Wer sich mit dem Tod auseinandersetzt, hat ein weniger schweres Leben."

Von Berufs wegen ist der 44-jährige Bestatter rund um die Uhr mit dem Thema beschäftigt. Und er weiß um die Sorgen und Ängste der Menschen. "Angst nehmen" ist deshalb ein ganz zentraler Aspekt seiner Arbeit, sowohl als Inhaber eines Bestattungsunternehmens wie auch als Veranstalter des zweitägigen Kunst- und Veranstaltungs-Programms "Über die Wupper", das am Samstag und Sonntag in der Backfabrik auf dem Ölberg zu sehen ist. Die Themen "Tod und Vergehen", so der Untertitel des Programms, werden hier auf unterschiedlichste Arten aufgegriffen.

So zeigt zum Beispiel der Gevelsberger Künstler Christian Ischebeck Metallarbeiten, die Vergänglichkeit in Gestalt von rostigem Stahl vor Augen führen. Aber auch ein weitreichender informativer Teil gehört zu diesem ungewöhnlichen Veranstaltungsangebot. Das reicht von einem Vortrag über die Wurzeln der Redewendung "Über die Wupper gehen", über Lesung und Film bis hin zum Probeliegen im Sarg, für das es laut Christian Deimel schon einige Voranmeldungen gibt.

Neben der Enttabuisierung ist auch die Individualität ein zentraler Begriff in der Arbeit des Bestatters, der nach einem Psychologiestudium und diversen Friedhofstätigkeiten vor sieben Jahren seinen, wie er sagt, Traumjob gefunden hat. Dem zunehmenden Bedürfnis von Angehörigen, Trauerfeiern mitzugestalten, gibt Deimel viel Raum: "Was immer zählt, ist die Individualität des Toten und die Mündigkeit der Hinterbliebenen."

Dass die Bestattungskultur im Wandel ist, wird auch bei "Über die Wupper" thematisiert. In der Diskussionsrunde "Was ist (für mich) die beste Beerdigung?" kommen dann beispielsweise der Sprecher des Humanistischen Verbandes NRW, Jürgen Köster, und ein Vertreter des Türkisch Islamischen Kulturvereins DiTiB, Selim Mercan, zu Wort.

Dass das Thema Sterben ein intensives bleibt, aber positiver besetzt wird, das wünscht sich Christian Deimel. Und für eine erweiterte Sicht der Dinge ist ja vielleicht auch der Filmbeitrag "Die schönsten Beerdigungen der Welt" hilfreich.