Interview Überschuldung: 800 Kinder betroffen

2014 hat die Schuldnerberatung 1200 Menschen geholfen.

Wuppertal. Im vergangenen Jahr haben mehr als 1200 Menschen das Angebot der Schuldnerberatung in Anspruch genommen. Die Zahlen blieben auf dem Niveau des Vorjahres. Von der vergleichsweise guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland merkt man bei der Schuldnerberatung der Diakonie Wuppertal bislang wenig. Die WZ sprach mit der stellvertretenden Leiterin der Einrichtung, Diplom-Sozialarbeiterin Astrid Neumann-Look, über die Bilanz für 2014.

Frau Neumann-Look, wie hat sich Zahl der Ratsuchenden in Ihrer Schuldnerberatung im vergangenen Jahr entwickelt?

Neumann-Look: Wir haben 1217 Personen beraten, die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben. Auffällig ist vor allem der Zuwachs bei den 18- bis 29-Jährigen, in dieser Gruppe stieg der Anteil auf 22,5 Prozent, also auf fast ein Viertel. Die meisten Ratsuchenden kamen aus Oberbarmen, Barmen und Elberfeld. Zudem waren mehr als 800 Kinder von der Überschuldung der Eltern betroffen.

Wie können Ratsuchende Sie erreichen?

Neumann-Look: Wir haben eine Hotline, die immer montags von 10 bis 12 Uhr unter der Nummer 0202/97444-555 zu erreichen ist. Zudem bieten wir ab dem 1. Juni eine Krisenintervention für Berufstätige inklusive persönlicher Beratung an — ebenfalls montags. Interessenten können sich über das Sekretariat, Telefon 97444-521, anmelden. Die Schuldnerberatung befindet sich in der Sternstraße 40 in Oberbarmen. Wir haben ein Team aus acht Beraterinnen, die Beratung ist gratis.

Was sind die klassischen Schuldenfallen?

Neumann-Look: Das klassische Problem vor allem bei jungen Leuten ist die Verschuldung durch Telefon- oder Handykosten. Der Anteil der Anfragen dazu lag im vergangenen Jahr bei fast 60 Prozent. Zudem gibt bei vielen ehemals selbstständigen Personen eine hohe Verschuldung. Oder bei den Betroffenen liegt eine Suchtproblematik vor.

Die Zahl der bei Ihnen gestellten Anträge auf Privatinsolvenz ist weiterhin hoch?

Neumann-Look: Ja, wir haben 2014 insgesamt 152 Anträge auf Verbraucherinsolvenz gestellt. Das lag ebenfalls in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Entgegen dem Bundestrend können wir keinen Rückgang feststellen.

Sie setzen aber auch auf Prävention?

Neumann-Look: Wir haben gute Erfahrungen mit Kursen gemacht, bei denen wir in Hauptschulen den Umgang mit Handy und Internet vermittelt haben. Aufgrund der fehlenden Finanzierung sind wir aber auf Spenden angewiesen. Die letzten Kurse konnten wir nur dank einer Kollekte durchführen.