Hans Reuter muss für Entsorgung zahlen Unbekannte schmeißen ihren Müll auf Feld von Wuppertaler Landwirt
Dönberg · Auf seinem Feld an der Straße Untenrohleder haben Unbekannte ihren Unrat entsorgt. Auf den Kosten bleibt der Wuppertaler Landwirt Hans Reuter sitzen.
Kaputte Fensterrahmen und -scheiben liegen auf dem Feld. Mörtel ist zu sehen, Eimer, Planen, eine Euro-Palette und noch einiges mehr. „Da hat offenbar einer seinen Müll aus einer Renovierung hier entsorgt“, ist Hans Reuter sauer. Denn dem Landwirt gehört die Fläche an der Straße Untenrohleder, die jetzt für eine wilde Müllkippe herhalten muss. Besonders ärgerlich für ihn: Auf den Kosten für die Entsorgung bleibt er vermutlich sitzen, weil es sich um eine Privatfläche handelt.
Insgesamt verfügt Richter über gut 48 Hektar Besitz, allerdings nicht zusammenhängend. Die etwa ein Hektar große Parzelle, auf der Unbekannte ihren Unrat vermutlich zwischen Weihnachten und Neujahr abgeladen haben, liege etwas abgelegen. „Deshalb war es mir auch nicht sofort aufgefallen.“ Nach der Entdeckung habe er die Stadt informiert — und dann erfahren, dass diese gar nicht zuständig sei.
„Es ist keine öffentliche Fläche. Deshalb muss der Eigentümer für die Beseitigung sorgen“, bestätigt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Und das wird nicht ganz einfach, wie Reuter erklärt. Denn es sei nicht einfach „Müll“. Verschiedene Stoffe seien vertreten. Möglicherweise befänden sich jetzt auch noch Glasscherben im Boden, was für die Tiere gefährlich werden könnte, so Reuter, der keinen Verdacht hat, wer ihm den Müll dort hingekippt haben könnte. Von den Spuren her hatte er auf einen Wagen mit Anhänger getippt. „Sie müssen mehrmals zum Abladen gekommen sein“, ist er sicher. Eine Anzeige habe er bislang, auch mangels Erfolgsaussichten, allerdings noch nicht erstattet.
Fast 500 wilde Müllkippen pro Jahr in Wuppertal
Dass nun der Eigentümer für Müll, den er nicht produziert hat, die Entsorgung bezahlen muss, sei ärgerlich, sagt Bürgermeisterin Maria Schürmann, selbst Landwirtin. „Aber das ist nun mal leider die Rechtslage.“ Sie hatte sich noch um eine Alternative bemüht und bei der Stadt um Hilfe gefragt. Doch dort fehlte geeignetes technisches Gerät, um eine „struppige“ Wiese zu reinigen, wie sie erfuhr.
Zudem hätte die Stadt dann einiges zu tun, müsste sie sich auch noch um private Flächen kümmern, so Eckermann. Denn die Zahl der „wilden Kippen“, wie die Verwaltung illegale Abfallablagerungen auf öffentlichen und privaten Grundstücken nennt, ist konstant hoch.
478 gab es insgesamt auf öffentlichen und privaten Flächen, wie Eckermann nach Rücksprache mit der Teamleiterin im Umweltressort, Vera Thöne, erklärt. Quer durchs Stadtgebiet verteilt. Die Zahlen für 2019 lägen noch nicht vor. „Sie sind aber auf einem ähnlichen Level“, so die Stadtsprecherin. „Eine wilde Kippe kann beispielsweise aus einem einzelnen Müllsack, einem mehr oder weniger großen Stapel Altreifen oder einer großen Bauschutthalde bestehen“. Und: Müll sorgt für Müll. Liegt erst einmal irgendwo Unrat, vermehrt er sich schnell.
Ein großes Problem dabei: Die Verursacher sind in der Regel nicht zu ermitteln. Der Eigentümer, ob nun ein privater oder die Stadt — und damit der Steuerzahler—, müssen für die Beseitigung aufkommen. Mal seien es vielleicht nur zwei, drei Müllsäcke, manchmal aber eben auch größere Kippen. Helfen, den Umweltsündern auf die Spur zu kommen, sollen seit Ende des vergangenen Jahres nun die Mülldetektive der AWG (siehe Kasten).
Wie viel die Stadt pro Jahr für die Entsorgung aufbringen muss, lasse sich nicht genau sagen, so Eckermann. Teuer werde es aber auf jeden Fall, zumal oft verschiedene Ressorts eingebunden werden müssen. „Es liegt zum Beispiel daran, wo der Müll liegt, ob in der Stadt oder in der Natur.“ Oft würde der Müll auch an nur schwer erreichbaren Stellen abgelegt.
Werden die wilden Kippen an die Untere Abfallwirtschaftsbehörde gemeldet, beauftragt diese – je nach vorgefundener Abfallart – verschiedene Institutionen und Einrichtungen mit der Entsorgung: AWG, Clean Street, Ressort Grünflächen und ESW. „Wenn ein Verursacher ermittelt werden kann, wird ein Bußgeldverfahren eröffnet.“ Das komme aber leider nicht so häufig vor. Dabei, betont Eckermann, könnte der Verursacher seinen Müll für kleines Geld bei den städtischen Recyclinghöfen abgeben.