Bilanz Unerlaubte Telefonwerbung treibt Wuppertaler zur Verbraucherzentrale

Wuppertal · Verbraucherzentrale wird 60 Jahre alt. Am 21. September lädt sie zu einem „Verbraucherfest“.

Die Zahl der Beschwerden wegen unerlaubter Telefonwerbung ist gestiegen.

Foto: dpa/Marc Müller

Die Liberalisierung auf dem Energiemarkt und die zahlreichen Dienstleistungen, die rund um die Digitalisierung entstehen, sorgen bei der Wuppertaler Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW auch im 60. Jahr ihres Bestehens für einen hohen Beratungsbedarf. So sei die – eigentlich verbotene – Telefonwerbung für Energielieferverträge mittlerweile zu einem „Massenphänomen“ geworden, sagte die Leiterin der Beratungsstelle, Marlene Pfeiffer, am Mittwoch bei der Vorlage der Jahresbilanz 2018. Immer öfter wendeten sich Verbraucher an sie und ihre Kollegen, weil ihnen auf unlautere Art und Weise ein neuer Energieliefervertrag untergeschoben und der Vertrag mit dem bestehenden Energieversorger auch noch gekündigt wurde.

Die ungebetenen Werbeanrufe per Telefon setzten die Bürger unter Stress und überforderten sie, weil man in der Regel „nicht darauf vorbereitet“ sei, erklärte Angelika Thalmann, die unter anderem in Fragen zu Strom- und Gaspreisen berät. Kann der Anrufer beim Verbraucher die Daten des bestehenden Energieliefervertrages sowie Zählerstand und Bankverbindung in Erfahrung bringen, komme es oft vor, dass dem überraschten „Kunden“ ein Vertrag über einen neuen Energielieferanten ins Haus flattert – obwohl der Verbraucher dem Anrufer am Telefon gar keine Zustimmung dazu erteilt hatte. Oftmals können solche Verträge mit Hilfe der Verbraucherzentrale dann widerrufen oder für ungültig erklärt werden. Allerdings sei die Verunsicherung bei den Betroffenen natürlich zunächst groß, sagte Thalmann.

17 077 Anfragen von Ratsuchenden hat die Verbraucherzentrale in Wuppertal im vergangenen Jahr bearbeitet. Das sei in etwa auf dem Niveau des Vorjahres, betonte Pfeiffer. Ein Drittel der Anfragen (33 Prozent) betrafen Finanzen, 18 Prozent drehten sich um Telefonverträge, weitere 16 Prozent befassten sich mit Dienstleistungen. Eine Verdopplung der Zahlen gab es dagegen bei den Internetkontakten: Dort seien die Online-Zugriffe in 2018 auf 15 457 gestiegen.

Derzeit hat die Verbraucherzentrale NRW in Wuppertal elf Mitarbeiter, die angesichts der zahlreichen Anfragen bereits an der Kapazitätsgrenze seien, erklärte Pfeiffer. Zudem seien die zu behandelnden Probleme „immer komplexer“ geworden und erforderten in der Regel auch eine Beratung vor Ort. Im Zeichen der Digitalisierung würden außerdem Fragen etwa zu Handyverträgen oder Datenschutz wichtiger. „Die Themen haben sich verändert“, sagte Pfeiffer.

Derzeit hat die Beratungsstelle an der Schloßbleiche 20 montags, dienstags, donnerstags und freitags für mehrere Stunden geöffnet. Zudem haben sich die Verbraucherberater im vergangenen Jahr bei öffentlichen Terminen wie der Integrationsmesse in der Stadthalle oder bei Bildungsveranstaltungen präsentiert. Anlässlich ihres 60-jährigem Bestehens lädt die Verbraucherzentrale am 21. September zu einem „Verbraucherfest“ in der Beratungsstelle ein. Dann werde man im Rahmen eines „offenen Samstags“ über sein umfangreiches Angebot informieren, unterstrich Pfeiffer.