Flora Klee-Palyis Uni-Bibliothek lädt zur Wiederentdeckung einer Wuppertaler Künstlerin
Wuppertal · Im Rahmen ihres Seminars „Literatur ausstellen“ haben sich Studierende unterschiedlicher Studiengänge der Geistes- und Kulturwissenschaften in Klee-Palyis Leben und Werk vertieft.
Buchillustrationen und Grafik, Übersetzungen und Essays – die Kunst von Flora Klee-Palyi (1893-1961) hat lange genug in den Archiven geschlummert. Jetzt steht die Wuppertalerin im Fokus einer Ausstellung, die am Mittwoch in der Bibliothek der Bergischen Universität eröffnet wurde. Die Wiederentdeckung hat die französische Germanistin Agathe Mareuge, erste Maurice Halbwachs-Gastprofessorin in Wuppertal, angestoßen.
Im Rahmen ihres Seminars „Literatur ausstellen“ haben sich Studierende unterschiedlicher Studiengänge der Geistes- und Kulturwissenschaften in Klee-Palyis Leben und Werk vertieft. Für die Ausstellung haben sie Plakate angefertigt, die neben dem biografischen Überblick den Fokus auf ihr vielseitiges Schaffen und ihre Rolle als Kulturvermittlerin zwischen Deutschland und Frankreich legen. Der größte Schatz ist auf Bilderrahmen und Vitrinen verteilt: Die von der Künstlerin gestalteten Bücher, die die Unibibliothek jüngst auf Initiative der Gastprofessorin erworben hat. Hinzu kommen Originalzeichnungen und Linolschnitte. Leihgaben vom Stadtarchiv und vom Von der Heydt-Museum runden die Exponate ab.
Für Mareuge ist das Werk Klee-Palyis „ein Forschungsfeld, das noch weiter untersucht werden könnte und sollte“. Bei der Vernissage ermunterte die Dozentin die Studierenden, Abschlussarbeiten zum Thema zu schreiben. Es biete sich für interkulturelle und interdisziplinäre Fragestellungen an: „Sie haben viel zu entdecken.“ Ihr Lob ging an die Seminarteilnehmer, die die Ausstellung in nur zehn Wochen erarbeitet hätten. Von einer „spannenden Entdeckungsreise“ sprach Studentin Klara May. Mareuges Enthusiasmus sei ansteckend gewesen, so Karina Medowa. In ihrer Rede beschrieb sie Klee-Palyi als „stillen, humorvollen und bescheidenen“ Menschen. Diese Bescheidenheit könne ein Grund dafür sein, dass die Künstlerin in Vergessenheit geraten sei.
Der Umstand verwundert umso mehr, als ihre Arbeit von bekannten Kollegen wie Hans Arp im hohen Maße gelobt wurde. Am Mittwochabend zitierte Schauspielerin Julia Wolff den Dichter Karl Krolow, der die Künstlerin in den 1950er Jahren für ihr „visuell-geistiges Gesamtwerk“ gewürdigt hatte. Bemüht um eine Einheit der Künste, sei Klee-Palyi die „Übersetzung der dichterischen Sprache in die Bildsprache“ gelungen. Die dichterische Sprache brachte Wolff zum Klingen, als sie auf Französisch und Deutsch Gedichte von Guillaume Apollinaire und René Char vortrug. Lange bevor die deutsch-französische Freundschaft von Adenauer und de Gaulle auf die politische Agenda gesetzt wurde, bemühte sich Klee-Palyi als Übersetzerin und Herausgeberin von zweisprachigen Ausgaben darum, französische Dichtung hierzulande bekannt zu machen – und deutsche Dichtung jenseits des Rheins.
» Die Ausstellung „Flora Klee-Palyi – Vergessene Vielfalt“ dauert bis 17. Juli im Foyer der Unibibliothek (Gaußstraße 20); Öffnungszeiten: montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr, samstags von 10 bis 22 Uhr, sonntags von 10 bis 19 Uhr.