Uni plus Hauptschule gleich Spaß an Mathe
Seit diesem Schuljahr gestalten Studenten den Matheunterricht für Barmer Hauptschüler – ein Zwischenstand.
Wuppertal. Jeden Donnerstag klingelt der Wecker von Jaqueline Schürmann um 5.20 Uhr. Dann heißt es für sie ab in die Schule. Dort warten bereits Jan und Valerj auf sie. Den beiden Hauptschülern soll die 20-Jährige im Rahmen des Projektes "Uni meets Hauptschule" Spaß an Mathe vermitteln.
Für Jan und Valerj bedeutet das: Zwei Stunden in der Woche büffeln die Fünftklässler der Hauptschule Barmen-Südwest zusätzlich Mathe - in Kleingruppen mit jeweils einer Studentin wie Jaqueline Schürmann.
Und das hat gute Gründe, denn seit Jahren klagen Unternehmen über Defizite bei ihren Auszubildenden. In der diesjährigen Ausbildungsumfrage der Nordrhein-Westfälischen Industrie- und Handelskammer bemängeln fast die Hälfte der befragten Betriebe nicht nur fehlende Disziplin bei den heutigen Schulabgängern, sondern ebenfalls ein Fehlen elementarer Rechenfähigkeiten.
"Wenn wir Förderunterricht erst in der siebten oder achten Klasse anbieten, ist das zu spät", erklärt Schulleiter Klaus-Dieter Leiendecker. Der Unterrichtsstoff ab der siebten Klasse baut auf die in den Klassen Fünf und Sechs erworbenen elementaren Rechenfähigkeiten auf. Defizite haben die Kinder aber bereits beim Wechsel von der Grundschule zur weiterführenden Schule - oft in Verbindung mit einer negativen Einstellung zur Mathematik. 13 Studenten der Bergischen Universität möchten diese Abneigung in Freude umwandeln. Doch das Projekt "Uni meets Hauptschule" will noch mehr leisten: Größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt für junge Menschen mit Hauptschulabschluss.
Wie aber funktioniert das mit dem Spaß an Multiplikation, Addition und Subtraktion? "Ich habe von Frau Schürmann heute einen Super-Stempel in mein Heft bekommen", sagt der 12-jährige Jan und freut sich darüber wie ein Schneekönig.
Mathe mit Frau Schürmann, das heißt auch: Schatzsucher sein. Wer im Klassenraum versteckte Rechenaufgaben findet und löst, gewinnt Süßigkeiten. Wenn das mal kein Ansporn ist?!
Auswertbare Ergebnisse liegen der Schule noch nicht vor. Der wertschätzende Umgang der Studenten mit den Schülern, die Betreuung in Lerngruppen und der sichtbare Spaß, den Jan, Valerj und seine Klassenkameraden haben, sprechen allerdings für sich. Schulleiter Leiendecker plant bereits die Ausweitung des Projektes auf die sechsten Klassen seiner Schule.