„Uni und Glaube gehören zusammen“

Studierende leben ihren Glauben auch im Uni-Alltag. Die Studentenmission trifft sich zum Singen und Beten in den Pausen.

Foto: Andreas Fischer

Musik schallt aus der „Klause“, dem Aufenthaltsraum der Theologie an der Bergischen Universität. Eine Gruppe Studierender sitzt im Halbkreis auf den umstehenden Tischen und lässt die Beine baumeln, während aus Gesangbüchern zur Gitarre gesungen wird. Dann wird es still und alle rücken enger zusammen: Es ist Zeit für das Gebet, für das zuvor jeder seine persönlichen Bitten einbringen kann — ob für kranke Familienmitglieder oder für die anstehende Bachelorthesis.

Florian Königstein

Dreimal in der Woche treffen sich Mitglieder der SMD (Studentenmission in Deutschland) zum „Sing&Pray“, um zwischen den Veranstaltungen kurz zur Ruhe zu kommen. Nachdem die SMD seit dem letzten Sommer etwas eingeschlafen war, will der aktuelle harte Kern aus rund 10 bis 15 Studierenden wieder aktiver werden, um das Netzwerk gläubiger Studierender zu stärken.

„Man sitzt in der Vorlesung und weiß vielleicht gar nicht, dass der Sitznachbar ein Bruder oder eine Schwester im Geiste ist“, sagt Elena Daj. „Da geht viel Potenzial verloren.“ Allerdings sind auch Studierende willkommen, die sonst keine Verbindung zu Religion haben.

Zusätzlich zum „Sing&Pray“ treffen sich die SMDler jeden Dienstag um 18:30 Uhr in der Sophienkirche im Luisenviertel. Reihum bereiten die Teilnehmer Themen und passende Textstellen vor, deren Aktualität im Anschluss in der Gruppe diskutiert wird. Dabei wird gemeinsam gegessen, gesungen und füreinander gebetet.

Gelegenheiten, den eigenen Glauben im universitären Alltag auszuleben, bieten neben der SMD auch die ESG (Evangelische Studierendengemeinde) und die KHG (Katholische Hochschulgemeinde), die gemeinsam den traditionellen ökumenischen Gottesdienst zum Semesteranfang und -ende ausrichten. Beide Organisationen verfügen über Räumlichkeiten direkt auf dem Campus und veranstalten regelmäßig Freizeitaktivitäten, angefangen bei sonntagabendlichen Gottesdiensten mit anschließendem Tatort-Gucken, über Kanu- und Segeltouren bis hin zur ESG-Reihe „Feierabend“ mit gemeinsamem Grillen, Pub-Quiz oder Karaoke. Für muslimische Studierende bietet die IHG (Islamische Hochschulgemeinschaft) Raum für gemeinsame Gebete und Diskussionen rund um den islamischen Glauben. Während des Ramadans wird aktuell neben regelmäßigen Veranstaltungen wie dem Freitagsgebet ein gemeinsames Fastenbrechen nach Sonnenuntergang angeboten.

Campus

Wuppertal

Anders als diese Organisationen wird die SMD in studentischer Eigeninitiative geführt — überall in Deutschland und seit 1979 auch an der Uni Wuppertal. Die Besetzung ist seit jeher wechselnd: „Natürlich verlassen jedes Semester einige die Uni, dafür kommen Neue dazu“, so Tabea Krah, die seit dreieinhalb Jahren in der SMD aktiv und damit aktuell eine der Dienstältesten ist. Das Angebot solle jedoch nicht in Konkurrenz zu ESG, KHG oder IHG stehen, sondern den Studierenden zusätzlich Gelegenheit geben, sich auszutauschen — auch überkonfessionell. „Wir finden es gerade schön, dass wir unterschiedliche Hintergründe haben“, sagt Elena Daj, die aus einer freien Gemeinde kommt. „Dadurch bekommt man immer neuen Input und bei unseren Treffen entstehen oft spannende Diskussionen, zum Beispiel um Textstellen, die jeder anders auslegt.“

Neben den religiösen Inhalten ist jedoch vor allem der Kontakt der Grundstein der SMD. Vor allem im Gebet werden persönliche Themen miteinander geteilt.

„Das Schönste ist die Gemeinschaft, der gemeinsame Lebensmittelpunkt“, sagt auch Florian Königstein, der vor etwa einem halben Jahr dazugestoßen ist. „Die SMD ist wie eine zweite Familie“, bestätigt Charlene Donkar, die im Wuppertaler International Worship Center als Vorsängerin singt und den musikalischen Teil der SMD-Treffen besonders genießt.

Nach dem „Sing&Pray“ begeben sich die Studierenden zurück in ihre jeweiligen Vorlesungen. „Viele Menschen denken, dass Religion und Wissenschaft sich widersprechen, dabei kann man ja auch intellektuell darüber diskutieren. Wir wollen ja nicht nur sonntags Christen sein, sondern unseren Glauben in den Alltag integrieren — und da gehört die Uni auf jeden Fall dazu“, erklärt Elena Daj.