Reportage Unterwegs mit dem „Besenbomber“: Der Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal befreit die Stadt vom Müll

Wuppertal · Ein Team, das nicht nur vor der eigenen Haustüre fegt.

Das Team der Straßenreinigung zog gemeinsam mit Redakteurin Alina Komorek los.

Foto: Anna Schwartz

Jetzt mal ehrlich: Wer denkt bei dem Wort Straßenfeger an Arbeitskräfte in knallorangenen, reflektierenden Westen? Zu den ersten Gedanken, die wohl den allermeisten bei dem Wort Straßenfeger kommen, gehören eher „Wetten, dass…?“, die alten „Tatort“-Folgen und die Endspiele der Fußball-Weltmeisterschaft. Die wenigsten aber denken bei dem Wort an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Eigenbetriebs Straßenreinigung Wuppertal: Denn obwohl sie die knallige Arbeitskleidung tragen und täglich im Wuppertaler Stadtgebiet unterwegs sind, fallen die wahren Straßenfeger kaum auf.

Umso wichtiger ist der Job, den sie machen: Sie leeren die öffentlichen Abfalleimer, die zum Beispiel an Bushaltestellen aufgestellt sind, sie fegen Laub weg und sammeln herumliegenden Müll ein, sie kehren mit den großen Autos die Straßen bis zur Bordsteinkante – saubere Sache. Sie treffen sich morgens in aller Frühe auf dem Betriebshof, beladen den „Besenbomber“, wie sie den Sprinter mit Ladefläche nennen, und fahren zu den Straßen, die an diesem Tag im jeweiligen Revier gekehrt werden müssen. Dort angekommen werden die Karren – eine Art Schubkarre aus Aluminium – ausgeladen, in die sie Müllsäcke klemmen und auf denen sie Schaufel und Besen ablegen, wenn es gerade nichts zu kehren gibt.

An diesem Tag geht es die Uellendahler Straße hinunter: Nasser Asdik geht den Bürgersteig auf der rechten Straßenseite entlang, Mahmut Tezgel auf der linken Seite. Beide fahren einen der Karren, fegen Blätter und vor allem Müll, Dosen, Zigarettenstummel und Glasscherben zu einem Haufen, den sie mit der Schippe in den Sack des Karrens heben. Meistens hört der 28-jährige Nasser Asdik auf der Tour – er nennt sie „Spaziergang“ – Musik, geht seinen Gedanken nach und genießt die frische Luft – wenn er nicht gerade einen der Abfalleimer leert, denn die können echt ziemlich stinken. Mit einem Dreikant-Schlüssel öffnet er den ersten Eimer an der Bushaltestelle, schnippt einen Hebel zurück, damit auch der eingebaute Aschenbecher geleert wird, kippt den Inhalt in den blauen Sack und hakt den Eimer wieder ein. Dann geht er weiter. Geschickt sammelt er mit der Schippe in der linken Hand einzelne Müllreste auf, dafür muss er nicht anhalten.

Der 28-Jährige erklärt auch die verschiedenen Kehrtechniken mit dem Handbesen. Grundsätzlich müsse man immer locker bleiben, denn wer regelmäßig fegt, sollte Kraft sparen und die Gelenke schonen. Wer im Gehen kehrt, sollte den Besen umdrehen, dann lässt er sich mit geringerem Widerstand bewegen. Und wenn ein Stück Papier oder Folie in Gräsern oder Büschchen hängt, kommt die schmale Besenseite zum Einsatz, mit der der Müll präzise entfernt werden kann. Und wenn es gerade nichts zum Kehren gibt, werden Besen und Schippe – eine kleine Schneeschippe – so auf den Karren gelegt, dass beides schnell greifbar ist. Ein Besen hält übrigens nur eine Woche, dann ist er abgenutzt und der Stiel bekommt einen neuen Bürstenkopf.

Wenn das Laub von den Bäumen
fällt, ist die Ladefläche schnell voll

Auch Zeitungen oder Trinkpäckchen (manchmal sogar noch mit Inhalt), die auf Vorsprüngen oder Stufen stehen, sammelt das ESW-Team auf. „Früher oder später wird das eh auf den Bürgersteig oder die Straße geweht“, weiß Nasser Asdik. Er ist seit fast zehn Jahren beim ESW – einen anderen Job möchte er nicht machen, er ist sehr zufrieden. Wenn der Sack in seinem Karren voll ist, schmeißt er ihn auf die Ladefläche des „Besenbombers“, der das Team auf dem Streifzug durchs Revier begleitet. Im Sommer kommen am Ende der Tour durch das Revier ungefähr zehn Säcke zusammen, im Herbst aber, wenn die Bäume Laub verlieren, sei der „Besenbomber“ oft voll beladen.

Und auch die Kehrmaschinen seien im Herbst und Winter wesentlich voller, an manchen Tagen muss die kleine Kehrmaschine dann nach einer Strecke von 300 Metern schon ausgeleert werden. „Da ist schon alles drin gelandet“, sagt Mehmet Ilbey. „Laub, Mäuse, Hundekacke.“ Mehmet Ilbey ist auch schon lange dabei, seit 1996, er hat als Reiniger angefangen, wurde Fahrer und Teamleiter. Er trägt den Spitznamen „Golf“ – nicht, weil die kleine Kehrmaschine so wendig ist wie ein Golf, sondern weil der 57-Jährige sehr lange privat einen VW Golf II gefahren hat. Kehrfahrzeug und Automodell sehen sich aber trotzdem sehr ähnlich – auch wenn ein alter Golf natürlich keine Tellerbesen hat, die Dreck und Müll aus den kleinsten Bordsteinritzen holen und zum Sauger schieben, der sich unter dem Fahrzeug befindet.

Und auch in der großen Kehrmaschine, ein Lkw, ist das Kehrprinzip ähnlich – nur eben viel größer. Sammy Bach gehört nicht fest zum Team, das für Uellenberg zuständig ist und von Mahmut Mecov geleitet wird. Er ist Springer und kommt mit seiner großen Kehrmaschine überall da zum Einsatz, wo er gebraucht wird. Zwar kann er beim Kehren nur höchstens 20 Kilometer pro Stunde fahren, aber bei der Aufgabe hat er viel Verantwortung: „Wenn es eng wird, ist es manchmal ein bisschen stressig – manchmal geht mir auch wirklich die Pumpe.“ Sammy Bach freut sich vor allem, dass er einen festen Job hat, dass er bis zur Rente beim ESW bleiben kann. Und im Winter fährt er die großen Autos, mit denen die Straßen von Schnee und Eis befreit werden. „Nach jedem Winter bedankt sich der Chef immer, wenn wir alles geschafft haben“, sagt der 45-Jährige und denkt an gemeinsames Grillen oder Sommerfeste.

Wenn es schneit, das berichtet auch Hasan Usamaz, fallen für die Kräfte der Straßenreinigung auch Bereitschaftsdienste an, damit bei Schnee und Eis möglichst schnell alles wieder frei ist. Dann wird geschippt, gekehrt und gestreut. „Das richtet sich nach dem Wetter“, berichtet Nasser Asdik vom Winter. Auch beim Schneeschippen und Streuen gibt es sicher – wie beim Kehren – verschiedene Techniken. Doch die müssen vielleicht in einer anderen Geschichte beschrieben werden.