Wuppertal Unwetter in Wuppertal: Regenflut reißt Mauern und Dächer nieder

Das schwere Unwetter vom Dienstag hat in Wuppertal nicht nur einen Millionenschaden hinterlassen, viele kuriose Fotos und Videos entstanden während des Starkregens.

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Land unter hieß es am Dienstag im Tal — und die Wupper wurde zum reißenden Strom. Gegen 15.25 Uhr fing es in Strömen an zu regnen, und in Wuppertal brach das Chaos aus. Der Wasserstand an der Kluser Brücke stieg innerhalb von Minuten von 19 Zentimeter auf 2,37 Meter und löste Hochwasseralarm beim Wupperverband für Teile des Bergischen Landes aus.

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„Die Infrastrukturschäden werden ganz erheblich sein“, sagte eine Sprecherin der Stadt Wuppertal. Die Reparatur- und Aufräumarbeiten könnten mindestens mehrere Tage dauern. Die Stadt sprach von umgestürzten Bäumen, unterspülten Straßen, Geröll, Schlamm und Absackungen.

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Die Polizei war in Wuppertal schwer beschäftigt. „Der Strom der Einsätze reißt nicht ab“, sagte eine Sprecherin gegen 16.45 Uhr, als das Unwetter langsam nachließ. 590 Einsatzmeldungen gingen bei der Feuerwehr ein, von denen bis zum Abend rund 100 abgearbeitet waren. Mittlerweile haben die Wuppertaler Einsatzkräfte Unterstützung aus Essen und Mülheim und Oberhausen. Knapp 550 Feuerwehrleute seien im Einsatz, viele davon bereits seit mehr als 15 Stunden.

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Denn etliche Gefahrenstellen durch hochgeschwemmte Gullydeckel, überspülte Fahrbahnen und umgestürzte Bäume mussten und müssen gesichert werden. Eine Autofahrerin wurde beim Auffahren auf einen Gullydeckel leicht verletzt, als der Airbag ausgelöst wurde.

Die Wassermassen und Gullydeckel sind auch zum Hindernis für die Busse geworden. WSW-Sprecher Holger Stephan sagte, es habe „massive Probleme auf fast allen Linien gegeben.“ Die Stadtwerke stellten den Schwebebahnbetrieb um 16.20 Uhr ein und begründeten das so: „Wegen der Wassermassen in der Wupper, die einiges an Treibgut mit sich führen.“ Der Betrieb wird erst nach der Sicherung einer Arbeitsbühne am Robert-Daum-Platz wieder aufgenommen. Die WSW meldeten Stromausfall im Bereich Liegnitzer-, Görlitzer- und Sonnabendstraße. Bis 17.40 Uhr konnte der Bereich wiederversorgt werden. Auch die Bahn stellte den Betrieb in und um Wuppertal vorübergehend ein.

Dass das Unwetter nicht nur unter der Erde und auf den Straßen für Probleme sorgte, zeigte sich an der Aral-Tankstelle an der Friedrich-Engels-Allee. Dort stürzte das Dach über den Zapfsäulen gegen 16 Uhr ein. Ein Fahrzeugführer konnte sich aus seinem Auto retten, als es auf das Fahrzeug stürzte. Der Oberhausener wurde leicht verletzt. Zwei Autos wurden eingeklemmt. Laut Polizei konnte das Dach durch die Feuerwehr nicht gesichert werden. Das weitere Vorgehen liege in den Händen von Aral, so eine Sprecherin der Polizei.

Einen massiven Dachschaden hatte die Bergische Universität am Campus Haspel zu vermelden. 30 bis 50 Quadratmeter des Daches eines der Gebäude sind eingestürzt, der Keller sowie Teile des Erdgeschosses mindestens zweier Gebäude stehen unter Wasser, so die Uni. Rektor Lambert T. Koch nannte den Schaden „erheblich“. In den Kellerräumen der Altbauten sind etwa Werkstätten der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen untergebracht, in einem angrenzenden Trakt der sportmedizinische Bereich.

Die Polizei selbst berichtete, dass der Keller des Präsidiums vorgelaufen sei. Auch die Stadt hat Wasserschäden zu beklagen. Räume im Stadtarchiv, im Barmer Rathaus sowie der Technikraum des Einwohnermeldeamts standen unter Wasser. Unfassbare Bilder in den City Arkaden, wo das Untergeschoss an eine Seenlandschaft erinnerte. Zudem sammelte sich Schlick an den Rolltreppenenden an. Dort hat die Feuerwehr bereits alles abgepumpt.

Im Kaufhof in Elberfeld gab es ebenfalls einen massiven Wassereinbruch. Vielen Einzelhändlern liefen die Keller voll. So stand das Wasser zum Beispiel bei Laufsport Bunert in der Friedrich-Ebert-Straße drei Zentimeter hoch im Keller.

Die Helios-Klinik kam derweil glimpflich davon. „In Haus vier ist ein wenig mehr Wasser eingelaufen. Die Feuerwehr war aber schnell hier und hat das Wasser abgepumpt“, berichtet Pressesprecher Jörn Grabert. Der Medizin-Betrieb konnte fortgesetzt werden.

Auch das Rex-Kino von Mustafa El Mesaoudi hat einen Wasserschaden zu beklagen. „Ein Meter Wasser im Keller“ berichtete er — ein Rohr im Keller habe dem Druck nicht standgehalten. Schock auch bei Müllers Marionettentheater. Inhaber Günther Weißenborn berichtete der WZ: „Unser Keller ist 25 Jahre nicht geflutet worden — jetzt hat es uns erwischt.“ Kulissen der vergangenen 35 Jahre wurden teilweise zerstört. Noch nicht abzuschätzen, ist der Schaden im Freibad Eckbusch. Offen ist, wann der Badebetrieb wieder aufgenommen werden kann. Die Polizei meldete, dass der Mirker Bach übergelaufen war und eine Mauer umgefallen ist. Gleiches ist mit an der Schloßstraße passiert. Verletzte habe es nicht gegeben.

Gegen 16 Uhr rief Michael Haupt, Pfarrer in der Gemeinde St. Antonius in Barmen in der WZ-Redaktion an: „Bei uns läuft das Wasser in die Kirche rein. Auch das Pfarrhaus samt Keller und der Kindergarten sind betroffen“, berichtete er. Der Versuch, die Feuerwehr zu erreichen, blieb erfolglos. Die Kinder konnten nicht abgeholt werden, mussten vor Ort verharren. Sie blieben aber nicht allein: „Wir haben einige Gestrandete bei uns aufgenommen.“

In der Stadt unterwegs zu sein, war für viele schwer, auch abseits von Bussen und Schwebebahn. Nach Angaben einer potenziellen Kundin konnte sie nicht mit dem Taxi fahren - drei, vier Stunden Wartezeit, habe man ihr gesagt.

Ernst-Andreas Ziegler von der Junior Uni berichtete derweil von einem jungen Mann, der vor dem Opernhaus freiwillig Gullis freiräumte, damit das Wasser besser abfließen konnte. Die Feuerwehr warnt: „Betreten Sie keine vollgelaufenen Keller oder Wasserlachen auf der Straße. Es könnte der Gullydeckel fehlen!“

Während zwar die Hochwasserwarnung auch für Wuppertal galt, hatte sie in Solingen auch Konsequenzen: „Es gab eine richtige Flutwelle“, sagte eine Sprecherin der Feuerwehr am Mittwoch. In Unterburg und Wipperkotten wurde die Bevölkerung aufgerufen, Häuser zu sichern und sich in höher gelegenes Gelände zu begeben. Bereits am Mittwochabend hatte sich der Pegel wieder auf Normalmaß abgesenkt.

Mit Material der dpa