Urban Gardening Urban Gardening in Wuppertal: „Wir pflanzen unsere Zukunft selber“
Wuppertal · Der Inselgarten der Diakoniekirche Nordstadt soll dem Insektensterben entgegenwirken.
Voller Blüten präsentiert sich der Inselgarten der Diakoniekirche der Nordstadt. Im Jahr 2014 ist dort das Urban-Gardening-Projekt entstanden. Zunächst wurde der Garten nur von einer kleinen Gruppe genutzt, die Kräuter anpflanzte, erklärt Friedhild Cudennec, die Initiatorin des Projekts. Nach Auflösung dieser Kräutergruppe, entstand der Wunsch, weiterzumachen. So wurde dann auch Gemüse angebaut. „Wir pflanzen unsere Zukunft selber“, sagt Cudennec.
Viele der Gemüsesorten wurden für den Mittagstisch genutzt, der in der Kirche angeboten wird. Mittlerweile wird das selbst angebaute Gemüse nur noch zum Aufpeppen der Gerichte verwendet. „Wir sind verantwortlich für die Biodiversität. Wir dürfen nicht zwischen Unkraut und Nutzpflanzen selektieren“, sagt sie. Als Kind habe sie große Vielfalt erlebt, von der sie heute kaum noch etwas wahrnehme. Man müsse deshalb seinen Standpunkt ändern: Unkraut nicht als solches wahrzunehmen, sondern als „Schönheit der Natur“. Unkraut werde dringend für die Biodiversität gebraucht. Cudennec und ihre Hobbygärtner besuchen etwa einmal monatlich Vorträge von Gärtnern und anderen Experten. Ihr Wissen werde von Generation zu Generation weitergegeben.
Ziel des Projekts sei es, dem Insektensterben entgegenzuwirken. „Unser Fokus liegt auf den kleinen Blüten, weil sie gut für Bienen erreichbar sind“, erklärt Cudennec. Probleme hätten vor allem die Wildbienen, die im Gegensatz zu den Honigbienen nicht für den Profit gezüchtet würden.
Neben Pfingstrosen, Erdbeeren und Lungenkraut gibt es eine Kräuterspirale, auf die Cudennec sehr stolz ist. Sie nimmt ihren Anfang in einem kleinen Teich und wird nach oben hin immer sandiger und trockener. Hobbygärtner bepflanzen Kastenbeete. „Es kann sich jeder melden, der Lust hat“, sagt Friedhild Cudennec. Die Beete werden einzeln vergeben und dann nach Lust und Laune gestaltet, auch für den Eigenbedarf. Mitstreiter werden dabei immer gesucht.
Positive Resonanz
spornt Cudennec an
„Die Resonanz ist unglaublich schön“, freut sie sich. „Oft sagen mir Freunde: ‚Du hast dir was angetan.‘ Aber nein, ich bin angetan“, erzählt Cudennec. Für sie ist der Aspekt der Schöpfung sehr wichtig. „Wir sind verantwortlich dafür, die Schöpfung zu erhalten. Die Schöpfung gehört hier rein, weil der Erdball unser zu Hause ist“, erklärt sie.
Montags, mittwochs und freitags lädt die Diakoniekirche neuerdings jeweils ab 14.30 Uhr zu Kaffee und Kuchen ein. „Wir wollen mit dem Angebot aus der Kirche raus und auf die Nachbarn zugehen“, sagt Paul-Gerhard Sinn von der Stadtmission. Nach langen Diskussionen steht fest: Die Kirche wird nicht verkauft, wie Diakoniedirektor Dr. Martin Hamburger bestätigt. Diakonie, Stadtmission und die Initiative Kreuzkirche überlegen stattdessen gemeinsam, wie eine bessere und dauerhafte Nutzung aussehen könnte.
Paul-Gerhard Sinn erklärt, dass die Ziele zunächst kleinschrittig verfolgt werden. „Der Kirchraum soll barrierefrei gestaltet werden, um den Raum so gut wie möglich bespielen zu können“, sagt er. Am 23. Juni soll in den Kirchräumen eine Aufführung des Kindertanztheaters stattfinden. „Es geht immer um etwas, das sich vernetzt mit dem, was außen herum ist“, beschreibt Sinn die Pläne. Klar sei, dass die Diakonie sich nicht zurückziehen wolle.
Urban Gardening steht derzeit hoch im Kurs. Die Bedeutung dieser Projekte zeigt auch die Summe an Fördermitteln, mit denen Gartenprojekte in Wuppertal bereits unterstützt werden. Zudem gibt es einen Fotowettbewerb, der Bilder des Urban Gardenings in Wuppertal auszeichnet. Bis zum 31. Oktober können Interessierte noch an dem Wettbewerb „Paradiesflecken“ teilnehmen. Weitere Infos gibt es unter: