Zukunftsgespräche Schneidewind will Mut-Potenzial nutzen
Wuppertal · In der Villa Media sprach der OB-Kandidat mit drei Gästen über Mut – auf persönlicher wie politischer Ebene.
In zahlreichen Diskussionsrunden, Interviews und Ortsterminen stellen sich die Kandidaten für den Posten des Oberbürgermeisters aktuell politischen Fragen, die Wuppertal bewegen. Uwe Schneidewind, gemeinsamer Kandidat von CDU und Grünen, hat sich neben den Debatten über Sachthemen einem emotionalen Thema gewidmet: Bei einem einstündigen Gespräch in der Villa Media ging es um das Thema „Mut“. Eingeladen hatte der „Gestalterkreis Uwe Schneidewind“, der als unabhängige Gruppe von Unterstützern hinter dem Amtsanwärter steht. Durch die Aktivitäten des Gestalterkreises erhoffen sich die Initiatoren, gemeinsam mit Schneidewind Zukunftsvisionen und Lösungen für kommunale Herausforderungen zu erarbeiten.
Nun veranstaltete der Kreis das bereits vierte „Zukunftsgespräch“ mit dem Kandidaten. In den Runden zuvor war es um konkrete Themen gegangen; Schneidewind trat zum Beispiel in den Dialog mit Erstwählern oder diskutierte ausführlich zur Mobilität in der Innenstadt. Bei der vierten Ausgabe wurde der Weg der sachlichen Pläne und Vorstellungen bewusst verlassen, um Raum für das Thema „Mut“ zu machen. Drei Gäste ließen sich auf eine Diskussion mit dem ehemaligen Leiter des Wuppertal-Instituts ein, die bisweilen philosophische Züge aufwies und tief ins Innere der Beteiligten blicken ließ.
So gewährte Schneidewind zu Beginn einen Einblick in seine aktuelle Gemütslage und sprach vom Wahlkampf als einer „Reise zu sich selbst“. Durch die stete Beobachtung und Beurteilung durch Andere habe er festgestellt: „Man kann sich selbst nicht mehr entkommen“. Die Brücke zur Politik war schnell geschlagen: „Wenn man sich selbst annehmen kann, wirkt sich das positiv auf die Menschen aus, die man führen muss“.
Hanna Frey, die als Autorin ihre von Gewalt geprägte Kindheit thematisiert und für diesen Mut eingeladen wurde, verband mit dem Thema des Abends auch alltägliche Situationen. Nicht nur bei ihren Veröffentlichungen hat sie bemerkt: „Kritik aufzunehmen, braucht Mut“. Patricia Schuler-Hofmann hat aus Sicht des Gestalterkreises Mut bewiesen, als sie eine Geschäftsführung aufgab, um ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sie gibt Frauen aus Mittelamerika in Deutschland eine neue Perspektive. Angesprochen auf ihren Mut stellte Schuler-Hofmann heraus, dass dieser subjektiv wahrgenommen wird: „Ich bräuchte Mut für Eintönigkeit, das Leben gibt so viele Möglichkeiten“. Auch Hussam Mohammed Sharif definierte das Wort auf persönliche Weise. Er kam vor fünf Jahren als Flüchtling aus Syrien nach Wuppertal, wo er inzwischen Elektrotechnik studiert. Er findet: „Mut ist eine Eigenschaft, die durch Handlungen in kritischen Momenten eintreten kann“. Beispielhaft konnte er das an seiner Flucht zeigen; während der Überfahrt nach Europa per Schlauchboot sprach er anderen Mut zu und konnte sich dadurch selbst versichern.
Das Gespräch, das ohne Moderation von den Beteiligten selbst geleitet wurde, führte schließlich zum Mut in Wuppertal. Schneidewind befand, dass hier die Dichte mutiger Menschen hoch sei, „das transportiert unheimlich viel Energie“. Schuler-Hofmann plädierte dafür, noch mehr davon zu zeigen. „Wir haben eine grüne Stadt, Kunst und Kultur, fantastische Clubs. Wovor sollten wir also Angst haben?“, fragte sie. Frey sieht ungenutztes Potenzial in der Stadt: „Es gibt Menschen mit guten Ideen, aber sie kommen nicht durch“. Sie wünschte sich von Schneidewind im Fall seiner Wahl, dieses Potenzial einzusetzen und Mut zu beweisen, indem „alte, verkrustete Strukturen“ aufgebrochen werden könnten. Das hat sich der Kandidat selbst als Ziel gesetzt: „Ich mache das nicht meinetwegen, sondern weil ich an das glaube, was in dieser Stadt und ihren Menschen steckt“.