Uwe Schoch hat singend die Welt umschifft

Der Wuppertaler machte 30 Jahre auf Kreuzfahrtschiffen Programm und Werbung für seine Heimatstadt.

Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. Die Bildergalerie an der Wand in seiner Wuppertaler Wohnung ist eindrucksvoll. Die Fotos zeigen Uwe Schoch an der Seite von Udo Lindenberg, Howard Carpendale und Rudi Carell. Gemeinsam mit ihnen hat der Wuppertaler die Weltmeere bereist und die Passagiere abends mit seiner Musik unterhalten. „Es war eine schöne Zeit“, sagt der 72-Jährige mit Blick auf die Bilder versonnen. Noch immer packt er ein- bis zweimal im Jahr die Koffer und heuert auf einem der großen Kreuzfahrtschiffen an. „Früher waren es sechs bis sieben Reisen pro Saison.“

Mit Ausnahme von Japan und China hat er alle Winkel der Erde gesehen. Besonders gut hat es ihm auf Bora Bora gefallen, doch sein Herz hat er an Russland verloren. „Die Menschen sind aufrichtig und unglaublich gastfreundlich. Die Weite des Landes ist einfach unvorstellbar und Sankt Petersburg für mich die schönste Stadt überhaupt“, schwärmt Uwe Schoch. Mit russischen Folklorestücken steht er bis heute fast jedes Wochenende auf der Bühne.

Angefangen hat alles mit einer kleinen Schallplatte, die sein Vater eines Tages mit nach Hause brachte. „Es war eine Aufnahme des Don Kosaken-Chors, auf der einer wie eine Frau über dreieinhalb Oktaven sang. Das hat mich so fasziniert, dass ich mich intensiv damit auseinander gesetzt habe“, erinnert sich der leidenschaftliche Sänger. Neun Jahre lang lernte er die Sprache, um die Texte möglichst authentisch vortragen zu können. „Für meinen Partner war das schwieriger. Er musste alles mühsam auswendig lernen.“ Die beiden hatten zunächst gemeinsam im Polizeichor gesungen. Später sind sie als DuoJoscha und Uwe auf Festen und Veranstaltungen aufgetreten.

„Eines Abends sprach uns jemand an, ob wir nicht Lust hätten, eine Kreuzfahrt zu machen. Wir haben nur gesagt, wir hätten zwar keine Zeit, aber er solle uns mal die Unterlagen schicken.“ Die beiden singenden Kollegen nahmen das Angebot gar nicht ernst. Bis sie sich wenige Wochen später auf der legendären Achille Lauro einschifften. „Das war natürlich überwältigend. Als kleiner Polizeibeamter hätte ich nie die Möglichkeit gehabt, so eine Reise zu machen“, betont Uwe Schoch.

Er war damals Personenschützer von Johannes Rau. „Die anfallenden Überstunden habe ich für die Kreuzfahrten verwendet.“ Denn der damalige Minister war ein unermüdlicher Arbeiter, 14-Stunden-Tage waren die Regel. „Wenn wir abends um ein Uhr von einem Termin zurück kamen, sagte er oft, ich solle schneller schlafen, morgen um acht Uhr sähen wir uns wieder.“

Mit seinem Beruf machte er sogar den russischen Geheimdienst auf sich aufmerksam. Durch Zufall bemerkte der Wuppertaler damals, dass sein Hotelzimmer in Moskau verwanzt war. Bei einem Gespräch am nächsten Tag stellte sich heraus, dass die Sowjetbeamten bestens im Bilde waren. „Die wussten alles über mich.“

Dennoch reiste der Wuppertaler immer wieder nach Russland, trat dort auch auf und konnte sich durch Zufall seinen größten Traum erfüllen: eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Das Ticket gewann er als Kandidat in der Fernsehshow Mensch Meier. „Damals habe ich die Konsalik-Werke verschlungen und wollte einmal die Taiga sehen“, berichtet der Wuppertaler mit dem weißen Zwirbelbart.

Er war 33 Jahre lang mit seinem Partner auf alle großen Schiffen unterwegs. Anfangs tanzten sie auch zu ihren Liedern. „Doch als Joscha den Zeh gebrochen hatte, nachdem ich ihm auf den Fuß getanzt bin, haben wir das gelassen.“ Mit der Zeit erweiterte sich das Repertoire um Oper, Operette und leichte Unterhaltungsstücke. Den Schlager „Komm mit nach Wuppertal“ hatte das Duo immer im Gepäck. „Dieter Thomas Heck hat damals die Rechte an uns abgetreten.“ Die Werbung für die Heimat kam beim Publikum gut an. „Wer auf einem Kreuzfahrtschiff erfolgreich ist, hat es geschafft“, betont Uwe Schoch. Denn wer täglich mit den Passagieren zusammen sei, könne nicht immer die gleichen Witze reißen.“ Eine Empfehlung folgte auf die nächste. Doch nach mehr als 30 Jahren ging sein Partner endgültig von Bord. „Er hatte die Nase voll davon, aus dem Koffer zu leben.“ Seitdem ist Uwe Schoch als Solist unterwegs. Geblieben ist die Erinnerung an eine unvergessliche Zeit.