Wuppertal ist Drehort für ein Nazi-Drama

In Wichlinghausen werden Szenen einer Doku gedreht, die im Berlin der 40er-Jahre spielt.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. „Ich war jung und wollte leben“, sagt Hanni Levy (92) auch heute noch mit Nachdruck, wenn sie am Set in Wichlinghausen über die Kriegszeiten spricht, die sie als Jüdin im Berlin der 40er-Jahre erlebt hat. Sie gehört zu den vier jüdischen Teenagern, die in der „judenreinen“ (so die damalige Terminologie) Reichshauptstadt überlebten und deren Leben derzeit in dem Film „Die Unsichtbaren“ festgehalten wird.

Wichlinghausen und Berlin, wo ist da der Zusammenhang? Regisseur Claus Räfle: „Das Doku-Drama wird auch von NRW unterstützt, deshalb sind wir verpflichtet auch da einige Szenen zu drehen.“ Der „Location-Scout“ der Tobis Film GmbH entdeckte in der Freiheitsstraße/Ecke Görlitzer eine ehemalige Pizzeria, in der — umgebaut als Frisier-Salon — eine wichtige Szene gedreht wird: wie aus der dunkelhaarigen Jüdin Hanni die blonde Arierin Hannelore Winckler wird, die bei deutschen Familien Unterschlupf findet, nachdem sie durch Zufall am 3. Februar 1943 der „Fabrik-Aktion“ der Nazis entgeht. „Alle Juden unserer Abteilung wurden verhaftet, nur, weil ich beim Arzt war, bin ich entkommen“, erinnert sich die lebhafte 92-Jährige, die immer noch voll des Dankes an die Deutschen ist, die sie aufgenommen haben. „Die haben selbst unter Lebensgefahr gehandelt“, so Hanni Levy, die jetzt im Klappstuhl verfolgt, wie ihre Darstellerin Alice Dwyer im Frisiersalon die entscheidende Umwandlung erfährt. „Die Szenen rufen natürlich Erinnerungen wach“, so Hanni Levy, die sich in Alice Dwyer wiedererkennt und sich freut über die Einladung der Filmgesellschaft zu den dreitägigen Dreharbeiten in Wuppertal

Weitere Szenen werden in der Friedrich-Ebert-Straße im uralten Weinkeller und in den Barmer Anlagen (die verkörpern den Berliner Tiergarten) gedreht. Hanni Levy zog 1946 nach Paris, wo sie heiratete und heute noch lebt. Die Wichlinghauser „Location“ wurde nicht nur mit etlichen Komparsen authentisch hergerichtet, sondern auch mit Plakaten wie „Der Feind sieht Dein Licht — Verdunkeln“ oder „Spendet Pelze für die Soldaten an der Front“, aber auch einer Ankündigung des Zarah-Leander-Films „Die große Liebe“.

Etliche Zuschauer waren am Montag am Set, doch die erlebten keineswegs „Action pur“. „Warten ist die hauptsächliche Tätigkeit am Set“, verriet Pressesprecherin Charlotte Makris.