Vereine kämpfen um Mitglieder und finanzielle Mittel
Die Alzheimer Gesellschaft muss aufgeben, der Sauerländische Gebirgsverein bangt um Zukunft.
Wuppertal. Die Alzheimer Gesellschaft Wuppertal und Umgebung hat sich vier Jahre lang um die Belange von dementiell erkrankten Menschen gekümmert. Die Mitglieder haben ein Beratungstelefon eingerichtet, Schulungen für ehrenamtliche Pfleger gegeben und Fachtage ausgerichtet. Jetzt hat der Vorstand des Vereins die Auflösung beschlossen. „Wir haben immer um Engagement geworben, haben versucht, Mitglieder zu gewinnen, aber der Erfolg war gleich Null“, sagt der Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Schmidt. Die Erwartungen an die Arbeit des Vereins seien immer größer geworden, sagt Schmidt, die Arbeit immer mehr. Für die etwa 35 Ehrenamtler war das zu viel.
Auch die Wuppertaler Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins kämpft gegen die Auflösung. Der Verein findet keinen neuen Vorsitzenden (die WZ berichtete). „Wenn sich bis zur Jahresversammlung am 19. März nächsten Jahres niemand für den Vorsitz findet, wären wir gezwungen, den Verein nach 104 Jahren aufzulösen“, sagt die kommissarische Vorsitzende Rita Sander. Der Gebirgsverein hat 500 Mitglieder. Trotzdem sieht Schmidt die Probleme beider Vereine als ähnlich an: „Keine Mitglieder, keine Vorstände“, fasst er zusammen.
Stefan Kühn, Sozialdezernent der Stadt, kennt das Problem. „Die Vereine haben es schwer“, sagt er. Das liege vor allem an zwei Dingen. Einerseits hätten sich die Strukturen des ehrenamtlichen Engagements geändert. Die Menschen engagierten sich zunehmend punktuell, wenn sie ein Thema oder eine Aktion interessiere. Das langfristige Engagement in Vereinen lasse dagegen nach.
Andererseits habe das auch mit den kommunalen Finanzen zu tun. Die Zuschüsse für die Wohlfahrtspflege hätten sich über Jahre nicht erhöht. „Inflationsbereinigt bedeutet das sogar weniger Geld für die Wohlfahrtsträger.“ So würden auch die immer mehr auf Spenden setzen und mit den ehrenamtlichen Vereinen konkurrieren. Kühn: „Immer mehr möchten an dem Kuchen teilhaben.“
Iris Colsman, Kreisgruppen-Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, sieht zudem das Alter als Faktor: Die Mitglieder würden zu alt und neue kämen nicht nach. „Junge Leute haben eine andere Herangehensweise. Sie besorgen sich ihre Infos vielfach aus dem Internet. das ist weniger persönlich als eine Selbsthilfegruppe.“
Der Verlust der Alzheimer Gesellschaft sei bitter, sagt Kühn, der selbst Schirmherr ist. In Wuppertal allein seien etwa 10 000 Menschen dementiell erkrankt, sagt Kühn. Laut Schmidt sind die Angebote für diese Gruppe Betroffener in der Stadt stark zurückgegangen. Ein Angebot wie das Beratungstelefon gebe es so nicht wieder.
Kühn sagt, in Wuppertal sei jeder dritte Bürger ehrenamtlich engagiert. Die Vereine hätten dennoch große Schwierigkiten. „Ein flächendeckendes Vereinssterben gibt es nicht. Aber die Probleme nehmen zu.“ Iris Colsman glaubt, Vereine hätten durchaus eine Zukunft. Sie müssten sich nur strukturell anders aufstellen, um die Jugend zu erreichen.