Verkehrswende: „Da ist Luft nach oben“

Die Vortragsreihe von Uni und Wuppertal Institut befasste sich mit dem Thema autofreie City.

Foto: Stefan Fries

Ist in Zukunft eine autofreie Innenstadt in Elberfeld möglich? Mit dieser Frage beschäftigten sich am Dienstagabend die Teilnehmer der von der Bergischen Uni und dem Wuppertal Institut organisierten Veranstaltungsreihe „Transformationstandem“ in der evangelischen City-Kirche.

Unter dem Titel „Zukunftsbilder“ präsentierte Professor Oscar Reutter vom Wuppertal Institut ein Leitbild, das aufzeigen soll, wie dieses ambitionierte Ziel in naher Zukunft gelingen könnte. Sein Gegenüber Frank Meyer, Dezernent für Stadtentwicklung, Bauen, Verkehr und Umwelt, unterzog den Vorschlägen aus der Sicht der Stadt einen Praxischeck und referierte zudem über den Ist-Zustand und zukünftige Projekte.

Zu Beginn erläuterte Reutter, warum gerade Elberfeld zu einem autofreien Stadtteil werden sollte: „Es ist ein lebendiger Stadtteil, der mitten im Herzen der Stadt liegt. Zudem leben dort rund elf Prozent der Wuppertaler Bevölkerung.“ Darüber hinaus werde gerade dort der Straßenraum von fahrenden oder parkenden Autos beherrscht, was nicht nur die Umwelt und das Umfeld belaste, sondern auch die Stadtqualität erheblich beeinträchtige.

Um das Idealbild einer autofreien Innenstadt, in der lediglich Rettungskräfte, Polizei, Lieferdienste, ÖPNV sowie neue Mobilitätsdienstleistungen fahren dürften, möglichst nah zu erfüllen, müssten laut Reutter Maßnahmen, teilweise auch restriktive, getroffen werden, die so manches Konfliktpotenzial bereit halten könnten.

Zuvorderst gelte es, den ÖPNV weiter auszubauen und neue Anreize zu setzen. „Mit der Schwebahn hat die Stadt bereits ein starkes Rückgrat, worauf man stolz sein kann, aber da ist noch Luft nach oben“, so Reutter.

2011 lag der Wegeanteil im ÖPNV bereits bei 25,5 Prozent. „Besser wären 33 bis 40 Prozent, das ist möglich.“ Indem man zum Beispiel das Busnetz durch dichtere Fahrtakte und bessere Linienführung verstärkt oder attraktivere Angebote unterbereitet. Als Beispiel nannte Reutter die Städte Wien und Zürich. „In Wien kostet ein Jahresticket des ÖPNV 365 Euro im Jahr, also ein Euro pro Tag, und das wird angenommen.“

Neben dem ÖPNV müsse auch das Radfahrnetz in der Innenstadt verbessert werden. Als Vorschlag unterbreitete er eine Umweltspur auf der B7 für Radfahrer, Busse und Taxis einzuführen. „Dafür müsste man den Autofahrern jedoch eine Spur wegnehmen, aber damit macht man sich keine Freunde“, sagte Reutter.

Frank Meyer sah es derweil ein wenig anders. Statt einer restriktiven Maßnahme bevorzuge er eher Kompromisslösungen.

Zudem stellte er in seinem Vortrag fest, dass man inhaltlich gar nicht so weit auseinander sei. Dafür gebe es jedoch Schwierigkeiten in der Umsetzung. Das liege zum einen an den topographischen Begebenheiten in Elberfeld. Zum anderen benötige es bei solchen Maßnahmen wie etwa an der B7 auch Akzeptanz, gerade in der Bevölkerung.

Den Ist-Zustand bewertete er derweil positiv. „Große Teile der City sind bereits heute verkehrsberuhigte Bereiche. Bezogen auf ganz Wuppertal sind zum Beispiel mehr als 80 Prozent unserer Wohnstraßen Tempo-30-Zonen oder verkehrsberuhigt. Das ist für eine Stadt mit dieser Größenordnung schon sehr gut“, sagte er. Darüber hinaus arbeite die Stadt gerade an einem Mobilitätskonzept für das Jahr 2020, so Meyer weiter.

Gleichwohl gebe es noch Verbesserungspotenziale, wie etwa beim Thema Stickoxidbelastung. Hier ist Wuppertal jedoch nicht allein. Wie Meyer mitteilte, gebe es in der Bundesrepublik noch 59 weitere Städte die zu hohe Werte aufweisen.