Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe, „Viel Überzeugungsarbeit geleistet“

Nach 30 Jahren geht Peter Kamps, Vorstand des Vereins Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe, in Rente.

Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe,: „Viel Überzeugungsarbeit geleistet“
Foto: Suchthilfe

Wuppertal. Nach 30 Jahren geht Peter Kamps, Vorstand des Vereins Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe, in Rente. Im Interview spricht er über die vergangenen Jahre.

Wann und wie sind Sie zum Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe gekommen?

Peter Kamps: 1986. Der Verein wurde damals ehrenamtlich geführt und hatte gerade mal zwei Mitarbeiter. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten sah man die Notwendigkeit, einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen. Bei der Größe des Vereins fand ich das sehr mutig. Ich hatte gerade mein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und vorher eine Banklehre absolviert. Großes Interesse, in diesen Bereich zurückzukehren, hatte ich jedoch nicht. Als Geschäftsführer des Vereins konnte ich meine sozialen Ambitionen verwirklichen und meine wirtschaftlichen Kompetenzen einbringen. Das war eine sinnvolle Kombination. Heute hat der Verein 100 Beschäftigte.

Was waren wichtige Erfolge des Vereins in Ihrer Zeit?

Kamps: Dass es uns gelungen ist, Arbeit für und mit Suchtkranken in die Gemeinde zu integrieren. Das heißt, dass Suchtkranke nicht in Landeskrankenhäusern wohnortfern versorgt werden, sondern da behandelt und betreut werden, wo ihr soziales Umfeld ist. Hiermit lässt sich deutlich besser der Kontakt zu Angehörigen, Arbeitgebern und Vermietern sicherstellen.

Was waren noch wichtige Stationen?

Kamps: Zunächst haben wir uns um Alkohol- und Medikamentenabhängige gekümmert, vor 20 Jahren kam die Arbeit mit Abhängigen von illegalen Drogen dazu. Wir haben die Einrichtung Gleis 1, die Drogentherapeutische Ambulanz und den Drogenkonsumraum eröffnet. Als erster Verein haben wir Betreuungsangebote im häuslichen Umfeld der Betreuten entwickelt, um eine mögliche Heimunterbringung zu vermeiden. Das Café Cosa war die erste Einrichtung in Deutschland, in der man mitgebrachten Alkohol trinken durfte und somit auch Kontakt zu Personen bekam, die noch nicht an das Versorgungssystem angebunden sind.

Wie ist das gelungen?

Kamps: Unsere Arbeit war immer gut in die Versorgungsstrukturen der Kommune integriert, es gab einen positiven Austausch mit Politik und Verwaltung. So konnten wir früh Bedarfe erkennen und entsprechende Konzepte umsetzen.

Was war schwierig?

Kamps: Menschen zu überzeugen, dass Sucht eine Krankheit ist, die betreut und behandelt werden kann. Es ist viel Überzeugungsarbeit geleistet worden, dass Suchtkranke nicht ausgegrenzt werden, sondern integriert werden müssen. Da hat sich auch gesamtgesellschaftlich der Blick deutlich verändert.

Das gilt noch nicht für Abhängige von illegalen Drogen.

Kamps: Ob Personen auf Parkbänken Bier trinken oder Drogenkranke ihre Freizeit am Döppersberg verbringen: Beides wird als störend empfunden. Für Abhängige von illegalen Drogen kommt jedoch erschwerend hinzu, dass ihr Konsum illegalisiert ist, mit allen negativen Begleiterscheinungen. Dass es aber im Rahmen des Döppersberg-Umbaus ein neues Café Cosa geben wird, das ist schon toll.

Was halten Sie für die Zukunft für wichtig?

Kamps: Drei Dinge haben wir gerade angestoßen: Dass das Café Cosa einen festen Platz auf dem Döppersberg haben wird. Dann soll der Drogenkonsumraum Gleis 1 auch am Wochenende geöffnet sein, und es hat eine positive Entwicklung beim Thema Originalstoffvergabe gegeben.

Was fehlt noch?

Kamps: Um das Thema „Arbeit und Beschäftigung“ für Suchtkranke muss man sich noch stärker kümmern und um das Thema Alter und Sucht - Drogenabhängige werden älter, für diese Gruppe gibt es noch keine passenden Konzepte.

Was werden Sie jetzt tun?

Kamps: Es gibt noch keinen festen Plan. Irgendwann wird der Punkt kommen, an dem ich etwas Neues beginne. Das wird ehrenamtlich sein, etwas Soziales ohne den Zwang des Gelderwerbs — das ist ein besonderer Luxus.

Was werden Sie vermissen?

Kamps: Die Mitarbeiterinen und Mitarbeiter, die Kolleginnen und Kollegen anderer Einrichtungen sowie die damit verbundenen interessanten Gespräche. Die werde ich hoffentlich weiter führen können. Wuppertal ist ja überschaubar, und in bestimmten Bereichen trifft man sich immer wieder.