Proteste Viele Demonstrierende beim Klimastreik in Wuppertal

Elberfeld · Kurz vor der Bundestagswahl gehen die Menschen in Elberfeld für mehr Klimaschutz auf die Straße.

Die Organisatoren sprechen von über 600 Menschen beim Klimastreik in Elberfeld.

Foto: Kevin Bertelt

Im Vorfeld der Bundestagswahl hatte die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future für gestern zu einem bundesweiten Klimastreik aufgerufen. In Wuppertal fand eine Demonstration statt, die laut Angaben der Organisatoren rund 600 Menschen mobilisierte. Die Polizei spricht von 400 Teilnehmenden. Ab 15 Uhr kamen viele Menschen mit Plakaten und Bannern zum Döppersberg, um auf dem Bahnhofsvorplatz für mehr Klimaschutz zu protestieren.

Rund eine halbe Stunde lang gab es drei längere Redebeiträge. Lorenz Hoffmann-Gaubig vom ADFC Wuppertal ging insbesondere auf die Belange der Radfahrer ein und stellte seine Verwunderung darüber in den Mittelpunkt, dass immer noch Autofahrer im Fokus der Politik stünden: „Das ist einfach nicht zukunftsfähig!“. Ähnlich blickt er die Aufweichung der Klimaschutzgesetze und die Schuldenbremse: „Auch wenn wir vielleicht nicht mehr so viele sind wie vor ein paar Jahren: Habt den Mut weiterzumachen und kämpft für eine Zukunft!“.

Ein Sprecher von Fridays for Future Wuppertal stellte heraus, dass das Thema Klima in der politischen Agenda der meisten Kanzlerkandidaten kaum noch vorkomme, „und selbst Robert Habeck hat das, glaube ich, erst vor ein paar Tagen wieder entdeckt, dass es das ja auch noch gibt“. Umso wichtiger sei es, jetzt auf die Straße zu gehen.

Ein weiterer Redebeitrag kam von Andrea Fütterer, Leiterin der Gepa-Grundsatzabteilung, die insbesondere auf die Gefahren des Klimawandels für den globalen Süden einging, die Klimagerechtigkeit und ihre Finanzierung hervorhob. Den Abschluss bildete eine junge Frau, Prisca, die das Phänomen des Hasses in den Mittelpunkt ihrer Rede stellte: „Trotz vieler Grübelei verstehe ich Hass einfach nicht.“ Die Natur habe uns so viel Liebe geschenkt und doch dominiere der von Menschen geschaffene Hass, auch in Form von Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Grenzen. „Frieden muss wiederhergestellt und unser Planet nachhaltiger gestaltet werden!“, fordert sie.

Der anschließende Demonstrationszug führte vom Bahnhof aus über die Morianstraße, bog auf die Neumarktstraße ab und wurde über die Kasinostraße auf die B7 gelenkt. In einer Schleife zogen die Menschen anschließend mit viel Musik und Sprechchören durch die Friedrich-Ebert-Straße bis zum Laurentiusplatz, wo abschließend eine Podiumsdiskussion mit Wuppertaler Bundestagskandidaten stattfand.

Podiumsdiskussion ohne FDP
und CDU nach kurzfristiger Absage

„FDP und CDU haben allerdings kurzfristig abgesagt“, teilte ein Sprecher von Fridays for Future mit. Anja Liebert (Grüne), Helge Lindh (SPD) und Till Sörensen-Siebel (Die Linke) stellten sich den Fragen des Moderators, wie sich etwa der Diskurs wieder in Richtung mehr Klimaschutz verschieben lasse.

Sörensen-Siebel zeigte sich überzeugt, dass man dabei darauf achten müsse, die breite Masse mitzunehmen und den Verzicht weniger in den Mittelpunkt zu stellen. Lindh verwies darauf, dass soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz Hand in Hand gehen müssten. Währenddessen erklärte Anja Liebert, dass es falsch sei, den Klimaschutz immer wieder zurückzustellen: Vielmehr sei er die Grundlage, um Lösungen in allen Bereichen zu finden.

Im Vorfeld der Demo sagte Charlotta Näckel von Fridays for Future Wuppertal: „Die Klimakrise hat uns längst erreicht und zerstört im Hier und Jetzt Existenzen.“ 2021 habe man das schon in Wuppertal spüren können und auch zuletzt hätten die unzähligen (Flut-)Katastrophen das schmerzhaft aufgezeigt. „Vor dieser Realität kann keine demokratische Partei länger die Augen verschließen. Statt rechte Anti-Klima-Rhetorik zu kopieren und gegen Klimaschutz Stimmung zu machen, müssen die Parteien ihre Realitätsverweigerung dringend beenden“, forderte sie.

Regierungen seien in der Pflicht, Menschen vor den Folgen der Klimakrise zu schützen, ganz gleich, welcher Partei sie angehörten: „Es ist also höchste Zeit, ehrliche und konsequente Pläne zum Klimaschutz vorzulegen, mit denen man dieser Verantwortung gerecht werden kann“, so Näckel.

Insgesamt gingen nach Angaben von Fridays for Future Deutschland bundesweit an 150 Orten über 130 000 Menschen auf die Straße.