Neue Ausrichtung Wirtschaftsförderung in Wuppertal: Platz will „PS auf die Straße bringen“

Wuppertal · Die Leiterin hat die neue strategische Ausrichtung ihres derzeit 19-köpfigen Teams vorgestellt.

Bestandteil der neuen Strategie der Wuppertaler Wirtschaftsförderung ist selbstverständlich auch die Entwicklung der Innenstadt.

Foto: Andreas Fischer

Die neue strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung Wuppertal steht. Jetzt will sich Eva Platz, die im Sommer 2024 der neue Vorstand der Wirtschaftsförderung Wuppertal geworden ist, mit ihrem Team an die Umsetzung machen. Diese, hieß es, werde in zwei Stufen erfolgen und sieht auch eine leichte Aufstockung des Personals vor – wenn denn Wuppertals Stadtkämmerer sein Einverständnis gibt.

Als Platz die lange vakante Leitung der Wuppertaler Wirtschaftsförderung übernahm, wurde schon an deren neuer strategischer Ausrichtung gearbeitet. Dann hat Platz den Prozess vorangetrieben. Zuletzt, in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung und für Wirtschaft des Stadtrats, konnte sie sich aber erst einmal zurücklehnen. Das Wort hatten nämlich vorerst Thomas Birner und Eva Czyperek von der Beratungsfirma Lennardt und Birner. Sie stellten ihre Analyse für den Wirtschaftsstandort Wuppertal vor, auf der die Strategieentwicklung fußt.

Befragungen der Bürger und der Unternehmen

Sie hatten dazu unter die Lupe genommen, welche Unternehmen in welchem Umfang in der Wuppermetropole tätig sind. Und wie die Wirtschaftsförderung hier im Vergleich zu anderen Städten aufgestellt ist: welche Felder in der Folge von Platz also besonders zu beackern sind und wie der Austausch zwischen den Firmen und der Stadt funktioniert. Befragungen der Unternehmen sowie der Bürger Wuppertals wurden ebenfalls durchgeführt.

Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme: Wuppertal stehe für kreative und design-orientierte Ansätze in der Digitalen Kommunikation, in der Digitalen Produktion und bei Künstlicher Intelligenz (KI), so Birner. Wuppertal weise höchste Innovationskraft und Qualitätsorientierung bei Werkzeugen für Handwerk weltweit auf. „Bedingt durch hohe Fertigungstiefe und kurze Wege vor Ort“, so Birner. Die Wuppertaler Besonderheit liege auf der anwendungsorientierten Forschung mit den Unternehmen vor Ort. „Die Universität ist so eng mit den Unternehmen verzahnt, dass Absolventinnen und Absolventen in Wuppertal bleiben“, so der Berater. Die Stadt stehe freilich auch für eine lange Tradition in der Pharmaforschung zu Wirkstoffen mit einem der größten Forschungszentren in Europa sowie innovativen Anbietern im Bereich Krankenversicherung.

Platz erklärte ihrerseits, dass die Aufwertung der Innenstadt, das Gewerbeflächenmanagement, die Einrichtung eines Gründungs-Hotspots und das Thema nachhaltige Entwicklung in Stufe 1 des Strategieplans umgesetzt werden sollen. Stufe 2 sieht ein einheitliches Standortmarketing und den Aufbau eines Lotsenservice für Unternehmen mit Blick auf die Verwaltungsprozesse der Stadt vor. Zudem soll ein Innovationsnetzwerks in den Bereichen Gesundheitswesen und Digitale Kommunikation geknüpft werden.

„Es gab schon vorher ein tolles Team in der Wirtschaftsförderung, aber jetzt werden Bereiche gestrafft und die Projekte priorisiert, um die PS auf die Straße zu bringen“, sagt Platz. Die Priorisierung sei dazu sehr wichtig. Der Bereich Wohnen etwa werde künftig nicht mehr von der Wirtschaftsförderung bearbeitet. Der bis dato dafür zuständige Mitarbeiter wechsele ins Gewerbeflächenteam. Die „proaktive Ansprache“ der Unternehmen hingegen werde stärker ausgebaut.

Die Diagnose: Die Stadt werde als Wirtschafts-, insbesondere aber als Standort für Start-ups nicht adäquat wahrgenommen, obwohl die Stadt beispielsweise mit der IHK, der Initiative Circular Valley, dem Technologiezentrum W-Tec, dem renommierten Wuppertal Institut und der Bergischen Uni ein „super Netzwerk“ besitze. „Der Standort hat es verdient, auf großer, auch internationaler, Bühne aufzutreten. Wuppertal nimmt sich sehr zurück. Wir sollten nicht angeben, aber selbstbewusster sein.“

Für Stellenaufstockung mit Kämmerer im Gespräch

Die Ressourcen für die inhaltliche Neuausrichtung seien in der Personalplanung 2025 bereits berücksichtigt, so Platz. Für die Aufstockung der aktuell 19 Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung um 2,5 Stellen auf 21,5 Stellen sei sie mit dem Kämmerer Thorsten Bunte im Gespräch. Mit der Einstellung von Sandra Kunhenn als Innovationsmanagerin im Bereich Unternehmensservice und Dominic Becker als Projektmanager für Einzelhandel und Innenstadt seit 1. Januar sei schon an einigen Stellschrauben gedreht worden. Derzeit arbeite man an weiterer Verstärkung für den Bereich Unternehmensservice und für die Startup- und Scaleup-Szene. Platz: „Wir sind da auf einem guten Weg. Ich freue mich darauf, unsere Kompetenzen so zu bündeln, dass sie die größtmögliche Wirkung für den lokalen Wirtschaftsstandort entfalten.“

CDU-Fraktionschef Hans-Jörg Herhausen sieht die Wirtschaft dank Platz auf einem guten Weg: „Ich bin froh, dass Sie uns eine Richtung für die Entwicklung vorgeben.“ Sein Parteikollege Ludger Kineke, der dem Wirtschaftsausschuss vorsitzt, sagt: „Wir hatten schon eine schlagfertige Truppe in der Wirtschaftsförderung. Die Strategie strafft das alles angesichts der Weltlage und ihren Transformationen.“ Mit der Innenstadtpersonalie habe Platz „eine gute Antwort auf eine schwierige Situation gefunden.“ Auch von Servet Köksal (SPD), Vorsitzender Stadtentwicklungsausschuss, kam Lob für die Strategie. Wirtschaftsdezernentin Sandra Zeh sieht die Stärkung der Wirtschaft nicht als Selbstzweck: „Ein Invest in sie wird Erträge an anderer Stelle bringen, davon sind Eva Platz und ich überzeugt.“