Jahresbericht Viele Solo-Selbstständige melden sich beim Wuppertaler Jobcenter

Wuppertal · Es sind imposante Zahlen, die im Jahresbericht des Wuppertaler Jobcenters aufgeführt sind. Zahlen, die aber auch belegen, welche sozialen Probleme die Stadt zu bewältigen hat.

Die Corona-Pandemie erforderte viele Veränderungen in der Arbeit des Wuppertaler Jobcenters.

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Der Jahresetat des Jobcenters beträgt rund 317 Millionen Euro, die für Leistungen zum Lebensunterhalt, für die Kosten der Unterkunft oder Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket aufgebracht worden sind. 48 687 sogenannte Regelleistungsberechtigte gab es 2020 in Wuppertal, das ist eine Steigerung um 765 Personen. Der Anstieg 2021 könnte deutlich höher ausfallen, denn in diesem Jahr werden die Folgen der Corona-Pandemie noch deutlicher zu spüren sein.

Trotz Corona fanden in Wuppertal knapp 6000 Menschen den Weg in Arbeit und Ausbildung – dies bewertet Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters, als Erfolg in einem „sehr schwierigen Jahr“. Die Integrationsquote lag bei 17,6 Prozent, damit fiel der Rückgang im Vergleich zu 2019 (20,8 Prozent) weniger deutlich aus als befürchtet. Allein im Rahmen der Kampagne „Fair eingestellt“ hätten mehr als 230 Menschen wieder eine Beschäftigung gefunden.

Thomas Lenz erinnert sich an die Sondersitzung am 16. März vor dem ersten Lockdown. „Da haben wir alle Jahresplanungen umgeworfen und uns zunächst auf die Sicherung des Lebensunterhaltes der Leistungsberechtigten konzentriert. Wenn wir den Menschen auch nicht die Angst vor der Krankheit nehmen konnten, so doch die Sorge, dass es mit dem Geld nicht funktioniert“, sagt Thomas Lenz. Oberstes Ziel war die Sicherung der Leistungszahlungen und die Bearbeitung von Neuanträgen. „Es sind vor allem Solo-Selbstständige, die in der Pandemie bei uns an der Tür geklopft haben“, so Thomas Lenz

Am 16. März wurde der Beschluss gefasst, auf telefonische Betreuung umzustellen. Das Jobcenter hatte bereits vor Corona die Elektronische Akte eingeführt und den Ausbau des Homeoffice vorangetrieben. „In einem organisatorischen Kraftakt haben wir die Zahl der Heimarbeitsplätze in kurzer Zeit von knapp 400 auf mehr als 700 ausgebaut“, sagt Uwe Kastien, Vorstand Personal und Finanzen.

Die persönliche Beratung ist durch nichts zu ersetzen

Der telefonische Kontakt sei von großer Bedeutung für viele Kunden gewesen. Zur Verstärkung in diesem Bereich wurden die Integrationsfachkräfte herangezogen, die ihren eigentlichen Aufgaben wegen der Kontaktbeschränkungen nicht nachgehen konnten.

Um zu verhindern, dass junge Menschen zu den großen Verlierern der Pandemie werden, wurden zusätzliche 200 Plätze im Bereich Berufsvorbereitung geschaffen. Genauso wichtig ist die außerbetriebliche Ausbildung und die begleitende Betreuung der Berufseinsteiger.

Thomas Lenz erwartet nach dem Auslaufen des verlängerten Arbeitslosengeld-1-Bezugs einen deutlichen Anstieg der Neuanträge. In den ersten drei Wochen des neuen Jahres waren es zusammen bereits 700. „Daher gilt es für uns, die Schlagzahl im Bereich, Ausbildung, Beschäftigung und Qualifizierung zu erhöhen“, so Lenz.

Die gute Nachricht: Mit knapp 50 Millionen Euro steht dem Jobcenter Wuppertal der bisher größte Finanztopf für Eingliederungsmittel seit Einführung der SGB II-Reform 2005 zur Verfügung. Die finanzielle Ausstattung sei ein Luxus, gerade in dieser schweren Zeit, so Thomas Lenz. „Wir haben allein 72 zusätzliche außerbetriebliche Ausbildungsplätze geschaffen, um gerade etwas schwächeren Jugendlichen eine gute Perspektive zu bieten“, sagt Andreas Kletzander. Praktisch für jeden Jugendlichen gebe es ein auf ihn passendes Förderprogramm.

Bei allen Arbeitsmaßnahmen habe die Gleichstellung von Frau und Mann hohe Priorität. Alleinerziehende Frauen zählen zu den Verlierern der Krise. „Die Ungleichheit wurde durch Corona noch verschärft“, so Kletzander.