Vohwinkels neuer Wachleiter: „Auf keinem Auge blind“
Gerd Salmikeit, neue Leiter der Polizeiwache im Wuppertaler Westen, spricht über Rechtsextremismus, Polizeipräsenz — und Vohwinkel.
Herr Salmikeit, in der vergangenen Woche wurden im Rahmen einer landesweiten Razzia gegen Neonazis auch Wohnungen in Wuppertal durchsucht. Sind Sie als Leiter der Polizeiwache Vohwinkel nicht froh, dass sich die Szene offenbar aus dem Wuppertaler Westen verabschiedet hat?
Gerd Salmikeit: Rechtsextremismus ist nicht nur ein Vohwinkeler Problem, es betrifft die ganze Stadt und geht uns alle an. Wir sind natürlich vor Ort, arbeiten aber eng mit den überörtlichen Stellen zusammen: Staatsschutz, Hundertschaft — es ist ein Projekt der Gesamtbehörde. Da helfen alle Kräfte mit.
Vohwinkel galt schon fast als so etwas wie ein „Problemstadtteil. . .“
Salmikeit: Zu Unrecht. Natürlich gibt es auch in Vohwinkel Probleme, auf die man polizeilicherseits reagieren muss, und Bereiche, die mehr Aufmerksamkeit verdienen als andere.
Zum Beispiel die Höhe. Schon dort gewesen?
Salmikeit (lacht): Da wäre ich fast hingezogen, 1975 war das. Von daher weiß ich über das Quartier ganz gut Bescheid. Ebenso wie über die Tesche, auch den Berg kenne ich.
Die Tesche hat sich ja recht gut entwickelt.
Salmikeit: Wenn man dort heute entlanggeht, kann man sich nicht vorstellen, wie das noch vor 15 Jahren aussah. Eine echte Erfolgsgeschichte.
Was denken Sie, woran es liegt, dass die Höhe in dieser Hinsicht auf noch keinem so guten Weg ist?
Salmikeit: Ich kann mich noch gut an die Häuser auf der Tesche erinnern. Das waren damals Bauten, die im Grunde unzumutbar waren. Seitdem die Häuser weg sind und Neues entstanden ist, stimmt die Bewohner-Mischung.
Gute Häuser, gutes Viertel?
Salmikeit: Wohnstandard hat Auswirkungen auf die Atmosphäre in einem Stadtteil und kann positiv wirken, das ist mein persönlicher Eindruck. Auf der Höhe ist das Problem, dass zahlreiche Wohnungen im Laufe der Zeit an Wert verloren haben, viele stehen leer. Das Wohnumfeld ist eine Größe, die zählt.
Die Tesche hat aber ja auch von nachbarschaftlichem Engagement und verstärkter Jugendarbeit profitiert. Wo sehen Sie da Möglichkeiten für Polizeiarbeit?
Salmikeit: Es gibt auch in Vohwinkel unseren Bezirksdienst: Einer der Kollegen betreut die weiterführenden Schulen im Stadtteil, der kennt sich richtig gut aus. Wir stehen in engem Kontakt mit Lehrern und Schülern, informieren Jugendliche. Wir haben auch gute Verbindungen zu den Kindergärten: Pro Woche sind zwei bis drei Einrichtungen zu Besuch. Das kommt bei den Kindern gut an und wird auch so bleiben.
Polizeipräsenz ist ein gutes Stichwort: Sollte Vohwinkel nicht mehr Beamte bekommen?
Salmikeit: Natürlich könnte man mit mehr Leuten noch viel mehr machen, aber die Möglichkeiten sind begrenzt.
Also keine Verstärkung?
Salmikeit: Es gibt zwar keine Überlegungen, die Wache in Vohwinkel zu verstärken, doch die Kollegen in Vohwinkel sind ja auch nicht allein: Wir haben mehr Polizei in Vohwinkel, weil es das Gesamtanliegen der Behörde ist.
Nicht nur Rechtsextremismus ist ein dauer-aktuelles Thema, sondern auch religiöser Extremismus.
Salmikeit: Das, was für Rechtsextremismus gilt, gilt natürlich auch für diese Art von Extremismus. Und auch hier ist die Gesamtstadt gefragt. Wobei sich, was Vohwinkel angeht, eine gewisse Entspannung feststellen lässt.
Das macht die Sache ja nicht unbedingt besser.
Salmikeit: Auf Vohwinkel bezogen schon. Als Gesamtproblem hat sich das Problem leider eher verstärkt.
Auch auf diesem Auge wollen Sie also nicht blind sein, um mal ein bekanntgewordenes Zitat zu gebrauchen. . .
Salmikeit: Wir sind weder auf dem rechten noch dem linken Auge blind. Wir verfolgen Straftaten jedweder Couleur. Ob sie von rechts oder links begangen werden oder religiös motiviert sind, ist für uns vollkommen unerheblich. Den Vorwurf, auf dem rechten Auge blind zu sein, lassen wir für uns jedenfalls nicht gelten.
Sie Anfang März leiten Sie die Polizeiwache Vohwinkel. Wie war der Einstieg?
Salmikeit: Der Empfang — sowohl von den Kollegen vor Ort als auch von den Vohwinkelern — war ausgesprochen freundlich.
Trotz der ja nicht ganz unproblematischen Vorgeschichte (siehe Kasten oben)?
Salmikeit: Man hat sehr fein unterschieden zwischen den Vorkommnissen, die zum Wechsel geführt haben, und meiner Person. Auch das war sehr angenehm. Und es gab auch keine Stabübergabe im eigentlichen Sinn, weil schon durch die längere Zeitspanne nach der Ablösung meines Vorgängers eine Distanz geschaffen war. Man ging sozusagen nach einer Zwischenstation zu mir als Wachleiter über. Von daher war die Vorgeschichte nie ein Thema.