Volkan (22): „Nie wieder in den Knast“

Volkan (22) sitzt seine zweite Haftstrafe wegen Körperverletzung in Wuppertal ab.

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Wuppertal. Hinter Mauern, Stacheldraht und vergitterten Fenstern sitzen knapp 500 jugendliche Straftäter in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Ronsdorf. Raub, Drogen und Gewalt — die Liste der Verbrechen der 14- bis 24-Jährigen ist lang. Volkan (22) kennt das. Drei Jahre und drei Monate Haft bekam er für Körperverletzung in fünf Fällen: „Ich habe mich geschlagen, oft war Alkohol im Spiel. Ansonsten hab ich mit Drogen nichts zu tun.“ Meist waren es Fremde, mit denen er aneinandergeriet. „Die anderen haben angefangen“, sagt Volkan — natürlich.

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In Ronsdorf sitzt er seine zweite Haftstrafe ab — 14 Monate nach der ersten. Diese 16 Monate hat er in Siegburg verbracht. Er ist dankbar für das Klima in Wuppertal: „Siegburg ist ein ganz anderes Kaliber, da gab es regelmäßig Schlägereien. Hier hatte ich bisher noch kein Palaver.“

Ronsdorf ist eines der modernsten Jugendgefängnisse in Nordrhein-Westfalen, mit überwiegend Einzelzellen und -duschen. Auch dadurch sollen Schlägereien vermieden werden. Die Justizvollzugsbeamtin Jennifer Ziehmann sieht den Haftalltag als wichtigen Einflussfaktor auf das Leben nach der Entlassung: „Ein fester Tagesablauf ist wichtig, so lernen die Inhaftierten ein geregeltes Leben, das sie vorher in der Regel nicht hatten.“

Auch Volkan musste sich daran gewöhnen. Seit Februar 2013 macht er eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer. „Morgens muss ich um 6 Uhr aufstehen, das ist nicht mein Ding“, gibt er zu. „Vor meiner Verhaftung bin ich um diese Uhrzeit erst nach Hause gekommen und habe dann bis spät abends geschlafen.“ Neben seiner Ausbildung spielt er jetzt zweimal die Woche Fußball und nimmt zudem an einer Gebetsgruppe teil.

Das Angebot der sogenannten Knastkultur ist groß: Neben dem schulischen Angebot wie Ausbildungen, Haupt- und Realschulabschluss, gibt es Sportangebote, einen Freizeitraum, Theater und manchmal Konzerte.

Auch Anti-Aggressionstraining, Therapie-Vermittlung an Suchtberater und soziales Training gehören dazu. „Dabei ging es um Partnerschaften. Aber für mich ist das nichts, ich bin kein Beziehungstyp“, sagt Volkan. Täglich gibt es zudem den Umschluss, bei dem die Insassen maximal zu zweit in einer Zelle Zeit miteinander verbringen können. Beim Aufschluss dagegen können sich neben dem Hofgang höchstens fünf Insassen in einer abgesperrten Abteilung frei bewegen. „Das hilft den Inhaftierten, soziale Kompetenzen zu erlernen“, sagt Ziehmann.

Die Beamtin weiß, wie sie mit Volkan und den anderen umgehen muss: „Er hat mir persönlich nichts getan. Das sollte man als Profi wissen und sich Insassen gegenüber normal verhalten. Wir sind nicht die bösen Wärter.“ Noch drei Monate ohne Freiheit hat Volkan vor sich. Am meisten freut er sich auf seine Familie, leckeres Essen und — natürlich — die Freiheit. Die will er nutzen, um sich einen Job zu suchen. Auch wenn er glaubt, seine Gründe für seine Straftaten gehabt zu haben, weiß er, dass es sich nicht wiederholen wird: „Knast ist scheiße. Wenn ich raus bin, will ich auch auf keinen Fall wieder rein.“