Silvester in Wuppertal Von funkelnden Lichtern bleibt nasser Karton

Elberfeld/Barmen. · ESW räumt am Neujahrsmorgen die Reste der Silvesternacht in Wuppertal auf.

Johannes Pankewitz und Friedhelm Nick (Foto rechts) vom ESW kümmern sich um die Böllerreste — in der City, aber auch auf der Nordbahntrasse (Foto links).

Foto: Fries, Stefan (fri)

Der Döppersberg liegt aufgeräumt in der ersten Morgensonne. Bei genauem Hinsehen sind aber zahlreiche schwarze und braune Pulverspuren über den Boden verteilt – letzte Reste der Silvesterparty. Den groben Müll haben die Männer des Eigenbetriebs Straßenreinigung (ESW) bereits weggekehrt. „Das war schon richtig viel“, sagt Arbeitsgruppenleiter Friedhelm Nick.

Er und eine Handvoll Kollegen in orangen Arbeitsmonturen haben sich in gut einer Stunde vom Bahnhof bis auf die Alte Freiheit vorgearbeitet, schieben mit groben Besen und Schneeschiebern Böller-Reste, Raketenstöcke, Kartonbatterien, aber auch Flaschen, Mitnehm-Becher, Pizzakartons und anderen Müll zu kleinen Haufen zusammen, die sie dann auf die Ladefläche eines Mini-Lasters hieven.

„Das hier ist der Dreck nur vom Döppersberg“, sagt Johannes Pankewitz. Er zeigt auf die bereits einen halben Meter hohe Ladung ihres Transporters. Und erzählt, dass besonders der obere Bahnhofsvorplatz vermüllt war: „Teilweise hat man den Boden nicht mehr gesehen.“

Der Schwerpunkt der Feiernden habe sich verlagert, sagt Friedhelm Nick. Früher hätten sie vom Neumarkt und Laurentiusplatz den meisten Dreck wegmachen müssen, jetzt hätten die Leute den Döppersberg entdeckt.

Mit insgesamt 35 Personen ist der ESW am Neujahrsmorgen unterwegs, um die Party-Reste von den Straßen zu räumen, fünf weitere kommen später dazu, die zunächst nach Straßenglätte Ausschau halten.

Um 8 Uhr haben sich die Männer am Betriebshof Klingelholl getroffen, von dort geht es los in den kleinen orangen Lastern. Die Kehrmaschinen bleiben zunächst zurück. „Die funktionieren mit Wasser, das geht bei den Temperaturen nicht“, erklärt Carsten Mellech, Leiter der Straßenreinigung. „Die können wir ab 10 Uhr einsetzen, wenn die Sonne genug geschienen hat.“ Also sei erst einmal Handarbeit angesagt. Er schätzt, dass sie bis 13, 14 Uhr unterwegs sein werden.

Die Nordbahntrasse
ist beliebt als „Knall-Treffüunkt“

Er kann seit einigen Wochen die Asphalt-Temperaturen an fünf Punkten der Stadt auf dem Computer abrufen, die zeigen ihm am Neujahrsmorgen Minusgrade an. Glätte zeigt das System nicht an, trotzdem hat er fünf Kollegen zur Kontrolle auf die Höhen geschickt. In einigen Wochen sollen noch vier weitere Glättemeldepunkte in der Stadt dazu kommen.

Dienstbeginn ist sonst um 5.30 Uhr. „Aber das wollen wir an Neujahr den Mitarbeitern und den Bürgern nicht antun“, sagt Carsten Mellech. Vor allem die Kehrmaschinen machten Lärm.

Wegen des vergleichsweise späten Arbeitsbeginns haben zum Beispiel Ömer Bulut und Negji Mustafa trotz Neujahrsdienst Silvester gefeiert. „Wir haben Besuch aus Holland“, erzählt Negji Mustafa. Er war erst um 2 Uhr im Bett, Ömer Bulut hat bis 2.30 Uhr gefeiert. „Ein paar Stunden Schlaf, dann einen Kaffee, das geht schon“, sagt er. Und versichert: „Wir lieben unsere Arbeit, sonst würden wir das nicht machen.“

Carsten Mellech fährt von Arbeits-Trupp zu Arbeits-Trupp. Und kontrolliert unterwegs, auf welchen Straßen besonders viele Böller-Reste liegen. Manche Kreuzungen zeigen deutliche Spuren, auch vor einzelnen Häusern häufen sich Papp-Batterien und nasse Kartons. Die Gehwege reinige der ESW nur an einigen großen Straßen, an vielen Stellen seien die Anwohner dafür zuständig, erklärt Carsten Mellech – das regele die Straßensatzung.

An der B7 ist vergleichsweise wenig zu sehen, ab und zu liegen Fest-Reste auf dem grünen Mittelstreifen. Auch die werden ESW-Mitarbeiter einsammeln. Die Fußgängerzonen in Elberfeld und Barmen waren ebenso nächtliche Treffpunkte wie der Berliner Platz und vor allem die Nordbahntrasse.

Dort müssen frühe Spaziergänger, Jogger und Radfahrer hauptsächlich auf den Brücken um Kartons, Flaschen und Plastikbecher herumlaufen. „Von hier hat man eben auch eine tolle Aussicht auf das Feuerwerk der Stadt“, weiß Carsten Mellech. Er freut sich, wenn die Hinterlassenschaften schon zusammengeschoben sind, einige haben ihren Müll auch neben die überfüllten Abfalleimer gelegt. Und es helfe auch, die Glasflaschen an den Rand zu stellen. Der ESW geht an solchen Tagen durchaus „von der einen oder anderen Reifenpanne“ durch Glasscherben aus, „die Werkstatt ist in Bereitschaft“, sagt Carsten Mellech.

Eine Hundebesitzerin trägt ihren Hund auch wegen möglicher Scherben auf dem Arm an den Partyspuren auf der Trasse vorbei. Und schüttelt den Kopf über die Verursacher: „Dass die nicht wenigstens den groben Dreck wegräumen können.“