Wuppertal Von Lückenbüßern zu selbstbewussten Predigern
In Wuppertal begann das Wirken der Predigthelfer. Jetzt ist die Stadt Ort der ersten internationalen Tagung für Laienprediger.
Wuppertal. Elf Männer aus Barmen und zwei aus Elberfeld knieten im Erntedankgottesdienst 1944 in der Wichlinghauser Kirche nieder — anlässlich ihrer Ordination. Dabei hatte keiner von ihnen Theologie studiert. Mit dieser Initiative der Bekennenden Kirche begann das Wirken der Laienprediger in der evangelischen Kirche.
Damals hießen sie noch Predigthelfer und sollten in den Gemeinden die Lücken schließen, die durch die zum Kriegsdienst einberufenen Pfarrer entstanden waren. Heute nennt die Evangelische Kirche im Rheinland (Ekir) ihre ehrenamtlichen Prediger Prädikanten und hört nicht auf zu betonen, dass sie keine Lückenbüßer sind. Mittlerweile ist ihre Zahl auf knapp tausend angewachsen.
Die Ekir-Arbeitsstelle Prädikantinnen und Prädikanten unter Leitung von Landespfarrerin Bärbel Krah ist auf dem Heiligen Berg beheimatet. Ein passender Ort also für die deutschlandweit erste internationale Tagung für Laienprediger aus drei Kontinenten.
In den Tagungsräumen der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) treffen seit Montag Menschen aus Ruanda, Botswana, Namibia, Tansania und dem Kongo auf Laienprediger aus Indonesien, Sri Lanka und von den Philippinen. Auch Europa ist vertreten: mit drei Deutschen, einem Polen und einer Italienerin.
„Das Gemeinsame ist: Wir verkündigen alle Gottes Wort“, sagt Bärbel Krah. „Mit eigener Stimme predigen“, so ist die Tagung dann auch überschrieben. Was die 17 Männer und Frauen von den zehn Tagen als Gäste der VEM und der Ekir erwarten, lässt sich an der Pinnwand im Hauptsaal ablesen: „Ich hoffe, besser predigen zu können“, steht da auf Englisch. Immer wieder geht es um Lernen und Teilen. Einer will mehr über andere Kulturen erfahren „und ihre Wege, Gott zu dienen“.
Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, eine der Ideengeberinnen der Tagung, spricht von einem doppelten Interesse: „Es geht darum, das Amt zu würdigen und die unterschiedlichen Kulturen zusammenzubringen.“ Eine Absicht, die offenbar auf fruchtbaren Boden trifft. „Gerade die auch politisch aktiven Teilnehmer wollen Kontakt und sind am Netzwerk zwischen den Kirchen interessiert“, gibt Landespfarrerin Krah einen Eindruck der ersten Tage wieder.
Unter den Laienpredigern finden sich beispielsweise eine Landrätin aus Botswana und eine Frau, die im Kongo in der Korruptionsbekämpfung arbeitet. Gerade auch die philippinische UCCP-Kirche ist für ihr radikales soziales Engagement bekannt.
In Wuppertal sollen sie Stärkung für ihr ehrenamtliches Engagement erhalten. Natürlich steht die Reformation auf dem Programm, natürlich auch die Barmer Theologische Erklärung. Für Frauke Bürgers von der VEM ist aber vor allem eine Frage interessant. „Wie ist das Selbstverständnis der Laienprediger?“
Es reicht derzeit von einem bescheidenen „Wir helfen dem Pfarrer“ bis zum selbstbewussten „Wir sind die Gemeinde“. Wenn die Tage in Wuppertal nächste Woche Donnerstag enden, könnte es sich bei manchem geändert haben.