Vorletzter Platz beim Städteranking: Ein schiefer Blick auf die Kultur
Beim bundesweiten Städteranking landet Wuppertal auf dem vorletzten Platz - die Kriterien sind schwammig.
Wuppertal. „Die Kulturwirtschaft ist ein wachsender Wirtschaftszweig und ein wichtiger Impulsgeber für die Dynamik einer Stadt“ — man kann nur nicken zum Vorwort des Kultur-Städterankings 2014, das das Hamburgische Weltwirtschafts-Institut für die Berenberg Bank erstellt hat.
Damit ist die Zustimmung aber auch schon so gut wie erschöpft, denn dann wird die Angelegenheit schwammig. Untersucht wurden die 30 größten deutschen Städte. Wuppertal landet diesmal auf dem 29. Platz. Immerhin: „Wuppertal hat sich im Vergleich zum Kulturranking von 2012 um einen fulminanten Platz verbessert“, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) ironisch. Auf dem ersten Platz rangiert erneut Stuttgart vor München, Dresden, Berlin und Bonn.
„Bis heute ist mir nicht klar geworden, mit welchen Punkten die Erhebung arbeitet“, sagt Nocke. „Die Studie hält keiner näheren Betrachtung stand.“ Nackte Zahlen lassen Wuppertal ans Ende der Liste rutschen, doch sie bilden die tatsächliche Situation nicht ab.
Die öffentlichen Kulturausgaben pro Einwohner und Jahr beziffert die Studie auf 110 Euro — aber diese Zahl stammt aus dem Jahr 2007. Das dürfte mittlerweile erheblich weniger sein. Bei der Zahl der sozialversicherten Künstler rangiert die bergische Metropole mit 2351 Vertretern auf dem vorletzten Platz, bei der Künstlerdichte pro 1000 Einwohner liegt man mit 2,52 fast noch im Mittelfeld. Das gibt sicher einen Hinweis darauf, wie eine Stadt ihre Kreativen pflegt und inspiriert — aber sagt das etwas über deren Qualität und Strahlkraft?
Die Wuppertaler gehen eher selten ins Museum (0,75 Besuche pro Jahr und Einwohner gegenüber 6 Besuchen in Dresden) oder ins Theater. Auch die Umsätze der Kulturwirtschaft sind bescheiden: 800 Euro je Einwohner und Jahr. In Köln summiert sie sich auf fast 7000 Euro, in Essen auf 5500 Euro, in Düsseldorf auf fast 4000 Euro — dort gibt es riesige Musik-Arenen, TV-Sender und Filmproduktionen, Festivals und große Galerien.
In Wuppertal ist alles viel kleiner, aber dank der umtriebigen freien Szene nicht weniger kreativ. Die aber passt nicht in die Schubladen dieser Studie.
Sie will nach eigenen Angaben auch dazu beitragen, „Potenziale einzelner Städte sichtbar zu machen und eventuelle Handlungserfordernisse aufzuzeigen“. Was muss die Stadt denn jetzt alles anders machen? Der Kulturdezernent ist entspannt: „Ich fühle mich nicht wesentlich beeinträchtigt von der Untersuchung.“