Interview „CDU-Kandidat muss möglich sein“

Wuppertal · Interview Gegenüber der WZ steckt der neue CDU-Parteivorsitzende Matthias Nocke sein Terrain ab. Eine Kandidatur als Oberbürgermeister schließt er nicht aus.

Matthias Nocke (r.) im Gespräch mit Andreas Boller, dem stellvertretenden Lokalchef der WZ Wuppertal.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Herr Nocke, hat Ihnen Oberbürgermeister Andreas Mucke zur Wahl zum Vorsitzenden der Wuppertaler CDU gratuliert?

Matthias Nocke: Ich habe dem Oberbürgermeister am Sonntag über den Brand an der Wiesenstraße berichtet. Darauf hat er ‚alles klar‘ geantwortet. Am Montag hat er mich wie immer mit ‚Moin‘ begrüßt. Das ist, denke ich, vollkommen in Ordnung und ausreichend.

Ist Michael Müller jetzt noch Freund oder nur noch Parteifreund?

Nocke: Ich bin und bleibe sein treuer Kunde. Herr Müller würde, so glaube ich, wenn man ihm die Frage stellen würde, antworten: Herr Nocke ist ein Parteifreund. 

2020 finden die Kommunalwahlen und Oberbürgermeisterwahlen statt. Bis auf Panagiotis Paschalis hat sich noch kein Gegenkandidat zu Andreas Mucke zu erkennen gegeben. Wie viel Zeit braucht die CDU, um einen Gegenkandidaten in Position zu bringen?

Nocke: Der Zeitplan ist abhängig von der Persönlichkeit des Kandidaten. Wenn man ein eingeführtes Zirkuspferd hat, das dem Publikum vertraut ist, wird man einen kürzeren Wahlkampf führen können, als wenn man ein Fohlen von der Weide holt. Im Übrigen verfügt die CDU Wuppertal nicht über die Ressourcen, ein ganzes Jahr Wahlkampf zu führen. Das ist nicht unsere Absicht, weil Wuppertal vor vielen schwierigen Herausforderungen steht. Gerade jetzt, mit dem Erhalt der finanziellen Handlungsfähigkeit, den Investitionsmaßnahmen, die aufgrund der allgemeinen Baukostensteigerung aus dem Ruder laufen. Wir werden im Juni mit den Grünen darüber sprechen, wie wir die Dinge betreiben wollen. Es gilt Qualität vor Tempo.

Unter Ihrem Vorgänger Rainer Spiecker war es offen, ob es ein Kandidat der CDU, der Grünen oder ein Unabhängiger sein wird. Gibt es jetzt Präferenzen für einen CDU-Kandidaten. Kommen Sie als Kandidat infrage?

Nocke: Herr Spiecker hat das richtig gesagt. Seine Antwort lautete: Es wird ein guter Kandidat. Ich kann mich nicht vor die Partei stellen und sagen, es muss auch ein Mitglied der CDU möglich sein und mich dabei selbst ausschließen.

Der OB-Wahlkampf wird gegen Andreas Mucke geführt. Wie wollen Sie Interessenkonflikte vermeiden, die sich aus der Konstellation OB und Dezernent ergeben.

Nocke: Der Verwaltungsvorstand ist ein Vorstand von Kollegen, da wird selten abgestimmt, sondern diskutiert. Der Oberbürgermeister hat zumeist das letzte Wort. Insofern ist die Zusammenarbeit des OB mit den Dezernenten, wenn es um die Sache geht, nicht gänzlich konfliktfrei. Wichtig ist, dass man sich austauscht und gemeinsam für Wuppertal arbeitet.

Kampfabstimmungen um den Parteivorsitz sind in der Wuppertaler CDU selten. Wie ist jetzt die Stimmung in der Partei?

Nocke: Ich habe am Tag darauf von unterschiedlichen Leuten positive Resonanz erfahren. Ich glaube, in der Partei selbst gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen. Ich denke, dass ich so viel Kredit genieße, dass von mir erwartet wird, dass wir eine Chance haben, die Wahl zu gewinnen. Ich begreife das als Projekt für zwei Jahre, so lange ist die Amtszeit eines Parteivorsitzenden. Auf Dauer kann und will ich mir eine solche Doppelbelastung nicht zumuten. Das ist eine Engpasslösung.

Wird der neue Vorsitzende der Partei, die Arbeit der Fraktion nur begleiten oder beleben?

Nocke: Ich denke, wir sind ein gutes Team: Ludger Kineke, Hans-Jörg Herhausen und ich. Die Fraktion wird im Interregnum bis zur Kommunalwahl von den beiden stellvertretenden Vorsitzenden geführt. Die Partei wird vernehmlicher als bisher den einen oder anderen Hinweis geben.

Gibt es Korrekturbedarf, zum Beispiel, was die Baumschutzsatzung betrifft?

Nocke: Pacta sunt servanda – Verträge sind einzuhalten. Es geht um die Ausgestaltung: Wir haben nur Laubbäume mit einem bestimmten Kronenumfang aufgenommen. Ich glaube, dass im Ergebnis ein Satzungsentwurf herauskommen wird, der niemanden überfordert.

Ist Michael Müller mit seinem Rücktritt einer Entscheidung des neuen Vorstandes zuvorgekommen?

Nocke: Das ist eine souveräne und unabhängige Entscheidung von Michael Müller zum richtigen Zeitpunkt. Sie verdient Respekt und Anerkennung. Er steht uns als verdienter Stadtverordneter mit Sachkenntnis weiter zur Verfügung.

Wie viele Mitglieder hat die Wuppertaler CDU?

Nocke: Ich denke, dass weniger als 900 CDU-Mitglieder für eine Stadt mit 363 000 Einwohnern zu wenige sind.