Wuppertal Vorwerk stiftet Professur zum digitalen Wandel

Unternehmen finanziert mit 1,5 Millionen Euro einen Lehrstuhl, der sich mit technischen Veränderungen in der Wirtschaft beschäftigt.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Der Kühlschrank meldet, dass die Milch zur Neige geht, der Thermomix liest die Kochrezepte aus dem Internet und die Armbanduhr piept, wenn es Zeit für die nächste Joggingrunde ist — es gibt viele Ideen, neue Produkte mit dem Internet zu verbinden. Doch wie macht man daraus marktgerechte Produkte? Wie soll man sie bewerben? Auf welchen Kanälen verkaufen? Mit solchen und ähnlichen Fragen wird sich der Lehrstuhl für „Technologie und Management der Digitalen Transformation“, gestiftet vom Unternehmen Vorwerk.

Aber nicht nur Alltagsgegenstände werden sich künftig verändern, auch die Industrieproduktion allgemein. „Produktionsprozesse können weltweit vernetzt sein“, erklärt Prof. Anton Kummert, Dekan der Fakultät für Elektrotechnik, Informationstechnik und Medientechnik, an der der neue Lehrstuhl angesiedelt sein wird. „Es kann sein, dass sie ein Produkt in Deutschland entwickeln, es aber in Indien umgesetzt wird. Eine Maschine kann heute überall stehen.“ Er nennt auch das autonome Fahren: „Ich das funktioniert nur, wenn alles miteinander vernetzt ist.“

Sein Kollege Heinz-Reiner Treichel, Professor für Betriebswirtschaftslehre der informationsverarbeitenden Betriebe, ergänzt: „In der Industrie werden immer mehr Roboter eingesetzt, weil die Produkte immer komplexer werden.“

Dank der Technik könne man Produkte auch immer individueller produzieren: „Bei der Autoproduktion gleicht auch keines dem anderen.“ Für diese Entwicklung brauche man Ingenieure, die nicht nur etwas von Hardware und Software verstehen, sondern auch Managementkompetenzen haben.

Einen innovativen Studiengang hatte man bei Vorwerk im Sinn, als die Idee zu einer Stiftungsprofessur entstand. „Unsere Idee war, dem Standort und der Universität den Weg in die Zukunft zu ebnen“, erklärt Reiner Strecker, Gesellschafter von Vorwerk. Bei der ersten Idee, einen Lehrstuhl zur Multi-Channel-Vertrieb zu stiften, deutete die Uni an, da gebe es bereits andere Interessen.

Daher sah man sich nach etwas Neuem um, entwickelte mit der Fakultät für Elektrotechnik, Informationstechnik und Medientechnik den jetzt konzipierte Professur. Und bekam dafür auch Unterstützung von höchster Stelle. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin war daher am Montag auch zur feierlichen Unterschrift unter den Stiftungsvertrag angereist. „Mit dieser Professur wird ein wichtiges Signal gesetzt“, lobte er.

Die Stiftung von Vorwerk wird eine W3-Professur — die höchstmögliche — für fünf Jahre finanzieren. Darin sind nicht nur das Professorengehalt, sondern auch Mittel für voraussichtlich drei Mitarbeiter sowie eine Sekretariatsstelle und für Sachmittel enthalten.

Die Ausschreibung wird in den nächsten Wochen in den einschlägigen Zeitungen erscheinen, das Auswahlverfahren unter den Bewerbern könnte Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dann folgen Verhandlungen über die Details und die Ausstattung. Zum Sommersemester 2017 könnte der neue Professor oder die neue Professorin mit Forschung und Lehre in Wuppertal beginnen.

Nach fünf Jahren wird der Lehrstuhl von der Universität fortgeführt, da dann Professor Treichel in Ruhestand geht. „Ich freue mich darüber, das zeigt, dass mein Gebiet wertgeschätzt wird“, erklärte der Wissenschaftler.