Wuppertal Wahlbeteiligung auf Rekordtief: Knapp zwei Drittel wählten nicht

Nur 36,7 Prozent, der rund 271 000 stimmberechtigten Wuppertaler nahm an der Wahl teil. Die erforderliche Stichwahl folgt am 27. September.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Lange Gesichter gab es bei den Vertretern der demokratischen Parteien im Stadtrat gestern Nachmittag schon vor der Schließung der Wahllokale. Früh zeichnete sich ab, dass die Wahlbeteiligung noch einmal deutlich unter dem Wert der Kommunalwahl vor einem Jahr liegen würde. Während bei der Wahl des Stadtrats und der Bezirksvertretungen 45 Prozent der stimmberechtigten Wuppertaler den Weg in die Wahllokale antraten, waren es gestern bei der ersten reinen Oberbürgermeisterwahl nur knapp 37 Prozent. Das sind rund 100 000 von 271 000 stimmberechtigten Wuppertalern.

Ein Fall ist der WZ bekannt, in dem offensichtlich nicht die Politikverdrossenheit, sondern Probleme beim Wahllokal eine Rolle spielten. WZ-Leserin Annemarie Reis berichtete, dass sie am Wahllokal an der Kreuzstraße (Stimmbezirke 162/163) zunächst vor einem wegen einer Baustelle verschlossenen Zugang stand. „Ein Schild wies darauf hin, dass der Zugang über die Tütersburg möglich sei. Ich habe mit meiner 88-jährigen Bekannten Charlotte Haas eine halbe Stunde für den beschwerlichen Weg benötigt. Wir können ja schließlich nicht woanders wählen“, sagt Annemarie Reis. Sie hat beobachtet, dass einige ältere Menschen es gar nicht erst versucht hätten, die steile Tütersburg hinunter zu gehen.

Die Stadt bedauert den Fall. Drei Monate vor der Wahl müssten die Wahllokale festgelegt sein, da sei die Reparatur der Toreinfahrt noch nicht absehbar gewesen. „Kurzfristig konnte das Wahllokal nicht mehr verlegt werden“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann.

Abgesehen von solchen peinlichen Pannen, ist die Wahlbeteiligung kein gutes Zeichen für die Kommunalpolitik insgesamt. Wenn von 273 000 Berechtigten nur 100 000 von ihrem Recht Gebrauch machen, kann kein Politiker wirklich zufrieden sein. Wie immer bei Stimmabgaben auf kommunaler Ebene begann gestern kurz nach 18 Uhr unter Bürgern und Politikern die Diskussion darüber, wie das für die Zukunft zu ändern sei. Im CDU-Lager wurde Jung bereits vorgeworfen, er habe die Jugend nicht angesprochen.

Dennoch liegt in dieser schwachen Wahlbeteiligung womöglich die letzte Chance für Amtsträger Peter Jung. Seiner Partei scheint es wie schon in der Kommunalwahl im Mai vergangenen Jahres nicht gelungen zu sein, genügend Anhänger zu mobilisieren. Damals verfehlte die CDU den erneuten Wahlsieg gegen die SPD um knapp 1000 Stimmen. Für den Rat errang sie wie die SPD nur noch 19 Sitze.

Das kreideten unter den Christdemokraten viele vor allem Peter Jung an. Der hatte sich geweigert, sich vorzeitig zur Wahl zu stellen. Er sei bis 2015 gewählt und wolle diesen Wählerauftrag auch erfüllen, begründete Jung das Nein seinerzeit. Die CDU kostete es den Erfolg, Jung kostet es nun möglicherweise sein Amt.

Das wird die Stichwahl am Sonntag, 27. September, ergeben. Die Organisation dafür steht bereits. Wahlleiter und Stadtdirektor Johannes Slawig wies gestern darauf hin, dass die Wahlbenachrichtigungen für beide Urnengänge gelten.

Am Dienstag stellt der Wahlleiter das offizielle Endergebnis fest. Bereits ab Mittwoch können Bürger ihrer Stimmen für die Stichwahl abgeben.