Weihnachtsmann aus Leidenschaft
Im Dezember beginnt für Björn Wagner die Hochsaison. Seit 21 Jahren schlüpft der Alleinunterhalter in die rote Tracht — und verkörpert auch den Nikolaus.
Wenn der erste Advent naht, beginnt für Björn Wagner die Hochsaison. Der Alleinunterhalter schlüpft dann in die Rolle des Nikolaus und bringt Süßigkeiten und Geschenke. Er wird dann nicht nur äußerlich zum heiligen Nikolaus, sondern auch innerlich. Aber zunächst zum Äußeren: „Eine überzeugende Darstellung fängt schon beim Kostüm an“, sagt Björn Wagner. „Der Nikolaus und der Weihnachtsmann sind zwei unterschiedliche Personen“, sagt der 44-jährige. Der heilige Nikolaus von Myra ist eine historische Figur, der Weihnachtsmann die Erfindung von Coca-Cola. Als erstes klärt er deshalb ab, wen Familien, Firmen, Seniorenheime oder Kindergärten erwarten.
Als Nikolaus von Myra zieht er ein weißes Gewand an, darüber hängt er einen roten Umhang. Ein Bart, Mütze und der Bischofsstab dürfen natürlich nicht fehlen. Der Weihnachtsmann kommt hingegen im bekannten roten Kostüm. Doch auch hier gibt es in der Qualität riesige Unterschiede. „Die Leute sollten es lieber sein lassen, mit billigem Filzmäntelchen und Turnschuhen aufzutreten“, meint Wagner.
Verboten ist alles, was auf weltliches Leben hindeutet, wie Ohrringe oder eine Armbanduhr. Auch das Auto parkt Björn Wagner weit entfernt vom Haus. Der Nikolaus kommt selbstverständlich mit dem Schlitten und der steht auf dem Dach. „Der Nikolaus klingelt auch nicht, er klopft an“, sagt Wagner. Er bitte deshalb darum, die Tür angelehnt zu lassen. Nach der Begrüßung nimmt der Nikolaus sein goldenes Buch hervor, in dem die guten und die nicht so guten Taten der Kinder stehen. „Es ist besser, nicht von schlechten Taten zu sprechen“, sagt Björn Wagner. Es habe sich bewährt, dass Kinder dem Nikolaus versprechen, dass die nicht so guten Taten künftig nicht mehr vorkommen.
Nach der Geschenkübergabe werden gemeinsam Weihnachtslieder gesungen, bevor Björn Wagner als Nikolaus zu seinem nächsten Auftritt eilt. Kinder, die seinen Schlitten sehen wollen, sagt er, dass sie in den nächsten fünf Minuten aus dem Fenster schauen sollen, da könnten sie vielleicht „einen Blick auf ein bisschen Kufenstaub erhaschen“.
Björn Wagner
Björn Wagner zieht seine Rolle ganz durch. „Ich möchte die Kinder so lange wie möglich im Glauben lassen, dass es den Nikolaus gibt“, sagt er. Und viele Erwachsene wollen das auch, wenn sie ihn als Nikolaus buchen.
„In den Tagen um Nikolaus komme ich locker auf 40 Auftritte“, sagt Björn Wagner, der seit 1996 den Nikolaus mimt. Das Kostüm behält er zwischen seinen Auftritten, die oft ohne Pause erfolgen, an. „Wenn ein Kind sehen würde, wie ich mich umziehe, würde das zu viel zerstören“, ist der Alleinunterhalter überzeugt.
Die dunkle Jahreszeit spielt ihm dabei in die Karten. „Ich fahre häufig über die Autobahn und es ist dunkel, da werde ich nicht gesehen“, sagt Björn Wagner. Von der Polizei ist er noch nicht angehalten worden. „Das wäre sicher ein Spaß“, meint der Nikolaus-Darsteller.
Zur Rolle des Nikolaus kam Björn Wagner eher zufällig. Doch sie macht ihm auch nach 21 Jahren noch Spaß. „Wenn ich als Nikolaus den Raum betrete, ist es einfach schön, wenn die Kinder mit glänzenden Augen nach vorne kommen.“