Welt-AIDS-Tag: Der „Verlobungstest“ im Gesundheitsamt
Am Montag ist Welt-Aids-Tag. Ärztin Karin Hoeltz berät und testet unter anderem frisch verbandelte Paare.
Wuppertal. Aids ist nicht heilbar. Wer die HIV-Erkrankung rechtzeitig feststellt, kann aber — dank der richtigen Medikamente — ein langes Leben führen. Einer der ersten Ansprechpartner ist dabei die Aids-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes, geleitet von Karin Hoeltz, Ärztin und Koordinatorin.
Montags beraten die Mitarbeiter ohne Termin von 9.30 bis 14 Uhr im Gesundheitsamt am Willy-Brandt-Platz 9. Dann kommt eine „bunt gemischte Truppe“, wie Karin Hoeltz beschreibt: Jugendliche, Erwachsene, Prostituierte, Heterosexuelle, Homosexuelle. Oft kommen sie alleine, manchmal kommt die beste Freundin oder sogar ein Elternteil mit. „Und es gibt den Verlobungstest, wie die Kollegen sagen“, sagt Hoeltz: Partner in einer frischen Beziehung, die sich zur Sicherheit testen lassen wollen.
Eins haben aber alle gemein: drei Monate Unsicherheit, bevor nach einem ungeschützten Verkehr ein Test sinnvoll ist. Denn erst dann kann der Körper Antikörper als Reaktion auf die HIV-Infektion gebildet haben. „Und diese weisen sowohl der Schnelltest als auch das Labor nach“, sagt Hoeltz. Wer eine Erkrankung per Blutlaboruntersuchung möchte, muss eine Woche warten, bevor das Amt ein Ergebnis — ob positiv oder negativ — bekannt gibt. Alles kostenlos und für viele besonders wichtig: vollkommen anonym. Das Ergebnis gibt es per Codewort und nur persönlich.
So möchte Karin Hoeltz verhindern, dass der Infizierte das positive Testergebnis alleine erfährt und in ein Loch fällt. „Wer das Ergebnis mitgeteilt bekommt, hat manchmal Suizidgedanken“, sagt der Leiter der Wuppertaler Aidshilfe Michael Jähme.
Die Beratungsstelle ist deshalb nicht nur eine Teststelle, sondern nimmt die Beratung ernst. „Auch wer ein negatives Testergebnis erhält, wird von uns noch einmal beraten. In der Woche zwischen Test und Ergebnis hatten sie Zeit zum Nachdenken“, sagt Karin Hoeltz. Ratschläge zum Safer Sex und den Hinweis, vielleicht mal über sein Sexualleben nachzudenken, gibt es in der Beratungsstelle auch.
Zum Welt-Aids-Tag werben die Verantwortlichen dafür, überhaupt einen Aids-Test zu machen - auch wenn das einzige Symptom eine Unsicherheit nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr ist. Denn bei frühzeitiger Erkennung ist die Erkrankung in den Deutschland kein Todesurteil mehr. Wer die Medikamente verträgt, hat eine gute Lebensprognose“, sagt Ärztin Hoeltz. Trotzdem: „Niemand darf das Infektionsrisiko auf die leichte Schulter nehmen.“