Weltkulturerbe Müngstener Brücke: Bewerbung als Weltkulturerbe verbindet in Europa
Wuppertal · 50 Vertreter aus vier Ländern trafen sich zum Workshop auf Schloss Burg. Sie legten Strukturen für die Realisierung ihrer Welterbe-Idee fest.
Mit der Ausrichtung eines internationalen Workshops untermauerten Solingen, Remscheid und Wuppertal ihre Absicht, die Müngstener Brücke ins Welterbe der Unesco aufzunehmen. 50 Teilnehmer aus vier Ländern traten von Donnerstag bis Samstag auf Schloss Burg in eine neue Arbeitsphase ein. Bei dem dreitägigen Arbeitstreffen wurde die gemeinsame Bewerbung von fünf Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts aus Deutschland, Italien, Portugal und Frankreich um ein Industriemonument erweitert: das Viaduc du Viaur, eine stählerne Eisenbahnbrücke, die das Tal der Viaur bei Tanus/Frankreich überspannt.
Nach Solingen (2017) und Porto (2018) zeigte das dritte Welterbe-Treffen in Burg eine klare Marschroute für den komplexen Bewerbungsprozess auf. „Das erste Ziel, alle Akteure zu überzeugen, ist erreicht. Alle Kommunen haben ein ,memorandum of understanding‘ unterzeichnet“, bestätigte Carsten Zimmermann, Welterbe-Koordinator bei der Stadt Solingen, dass eine gemeinsame Absichtserklärung die Grundlage bildet.
Solingen hat die Federführung in dem langwierigen Prozess, die Weltbehörde in Paris von der Idee eines „seriellen, transnationalen Welterbes“ zu überzeugen. Erstmals wurden auf Schloss Burg Arbeitsgruppen gebildet, die von internationalen Fachleuten unterstützt wurden. Impulse gab es von der Beauftragten der Kultusminister-Konferenz der deutschen Bundesländer für das Welterbe der Unesco, Dr. Birgitta Ringbeck. Ins Boot geholt wurden auch die Eisenbahngesellschaften als Eigentümer, im Falle Müngsten die DB Netze. Der Darmstädter Experte für Industriearchäologie, Rolf Höhmann, erklärte in einer Pressekonferenz, dass es nun gelte, den Operationsrichtlinien der Unesco buchstabengetreu zu folgen und ein wasserdichtes Nominierungs-Dossier zu entwerfen.
Dies wird ein jahrelanger Prozess werden, ließ Höhmann keinen Zweifel. Zunächst müssen die Kommunen in ihren Ländern mit ihren Anträgen auf eine sogenannte Tentativ-Liste. Momentan ist diese Warteliste in Deutschland geschlossen. Jährlich reicht die Bundesrepublik im Schnitt einen Vorschlag für das Welterbe ein. „50 Prozent der Bewerbungen scheitern“, erklärte Höhmann. „Es wird deshalb auf deren Qualität ankommen.“ Wie lang der Weg ist, der vor den Vertretern aus Solingen, Remscheid, Porto (Portugal), Paderno d’Adda (Italien), Vila Nova de Gaia (Portugal) und Saint-Flour/Garabit (Frankreich) liegt, ist offen. Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) meinte, dass Zeit und Kosten nach heutigem Stand noch nicht absehbar seien.
Der Remscheider OB ist aber sicher: „Der Zug, den wir aufs Gleis gesetzt haben, hat Fahrt aufgenommen.“ Mast-Weisz erinnerte an die Europawahlen am 26. Mai und daran, dass dieses Unesco-Projekt buchstäblich Brücken schlage und immens wichtig sei in einer Zeit, in der EU-Skeptiker und Gegner laut tönen. Solingens OB Tim Kurzbach (SPD) versprach: „Wir setzen alles daran, dass die Bewerbung ein Erfolg wird.“
Dass dieser Prozess auf höchster Ebene vorangetrieben werde, sei ein Signal für die Priorität, die das Label Welterbe genieße. Kurzbach lobte Müngsten als „Stolz des Bergischen Landes“. Die Brücke zwischen Remscheid und Solingen werde „noch größer, weil wir sie europäisch vernetzen“. Tim Kurzbach gestand, dass er das freundschaftliche Miteinander über die Landesgrenzen als wohltuend empfinde: „Der Weg ist das Ziel. Von mir aus kann er lange dauern.“ Kongress-Teilnehmer Valter Motta (Paderno d’Adda) bestätigte dem Gastgeber: „Trotz aller individueller Besonderheiten bilden wir ein sehr gutes Team.“
Die Treffen mit Steuerungsgruppen auf multinationaler Ebene gehen weiter. Ende 2019 will Garabit in Frankreich das nächste ausrichten.