Verwaltung Stadt muss ein attraktiverer Arbeitgeber werden

Die Fluktuation im Rathaus nimmt wegen des demografischen Wandels dramatisch zu.

Engpass: 120 Stellen in der Wuppertaler Verwaltung sind nicht besetzt
Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Der demografische Wandel macht vor dem Rathaus nicht Halt. Die rund 4000 Verwaltungsmitarbeiter sind im Schnitt rund 48 Jahre alt, die Tendenz ist steigend. 120 Stellen sind zurzeit nicht besetzt. Um dem Trend entgegen zu wirken, wurde die Zahl der Auszubildenden auf 69 erhöht, aber auch der Kampf um die Nachwuchskräfte ist härter geworden, da der Fachkräftemangel sich inzwischen in allen Branchen der freien Wirtschaft bemerkbar macht.

Die Verwaltung hat einen Bericht über die Personal- und Organisationsentwicklung für das Jahr 2018 vorgelegt und darin zum Beispiel die planbare und unplanbare Fluktuation der Mitarbeiter untersucht. In den kommenden Jahren werden altersbedingt deutlich mehr Mitarbeiter ausscheiden als 2018, als 69 den Ruhestand antraten. 2019 werden es geplant 35 Mitarbeiter sein, doch ab 2022 bis 2027 steigt die Kurve auf 99 bis 142 an. Bei der unplanbaren Fluktuation zum Beispiel durch Kündigungen geht die Verwaltung von weiteren 85 Personen pro Jahr aus. „In fünf bis zehn Jahren wird das Rathaus nicht wiederzuerkennen sein“, sagt daher Stadtdirektor und Personalchef Johannes Slawig.

Die Personalsituation in Wuppertal leidet zudem unter den Spätfolgen der Finanzkrise vor zehn Jahren , als die Stadt unter Haushaltsaufsicht weder Personal ausbilden noch einstellen durfte. Es kam daher in einigen Abteilungen zu einem ungeregelten altersbedingten Personalabbau, wenn mehr oder weniger zufällig mehrere Mitarbeiter den Ruhestand antraten und nicht ersetzt werden durften.

Offensive Werbung unter jungen Leuten

Oberbürgermeister Andreas Mucke und Stadtdirektor Johannes Slawig wollen gegensteuern. Die Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen ist dabei wie auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Inklusion ein zentrales Thema. Almuth Salenttijn, Leiterin des Haupt- und Personalamtes, wirbt mit ihren Mitarbeitern offensiv unter jungen Leute für eine Laufbahn in der Stadtverwaltung zum Beispiel beim Recruiting-Tag an der Bergischen Universität insbesondere für die Berufszweige Architektur und Bauingenieurwesen sowie verschiedene IT-Berufe.

Außerdem wurden sieben Ausbildungs- und Karrierefilme produziert. Die Stadt will ein Online-Bewerbungsportal aufbauen, um den Bewerbungsprozess zu digitalisieren. Außerdem soll Personen, die an ihren Arbeitsplatz zurückkehren wollen, die Rückkehr erleichtert werden, in dem auch eine Wiedereinstellung mit veränderter Stundenzahl ermöglicht wird.

Den grundlegenden Wandel in der Verwaltung wird in den kommenden Jahren die Digitalisierung beschleunigen. Das Land NRW fördert mit insgesamt 91 Millionen Euro fünf Modellregionen. Darunter ist das Bergische Städtedreieck mit Wuppertal als Leitkommune. „Zunehmend muss die Stadtverwaltung sich bei der Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften dem Wettbewerb mit anderen Kommunen stellen. Daher legen wir einen Schwerpunkt auf Ausbildungsmarketing und wollen als attraktiver Arbeitnehmer wahrgenommen werden“, so Oberbürgermeister Andreas Mucke und Stadtdirektor Johannes Slawig.