„Wenn die Eltern entspannt sind, sind es auch die Kinder“

Der Pekip-Verein will auf Kinderrechte aufmerksam machen und sieht Wuppertal auf einem guten Weg.

„Wenn die Eltern entspannt sind, sind es auch die Kinder“
Foto: dpa

Wuppertal. Der Pekip-Verein aus Wuppertal setzt jedes Jahr einen thematischen Schwerpunkt. In diesem Jahr will der Verein, der Kurse zur frühkindlichen Förderung in einer Gruppe anbietet, auf die Kinderrechte für die Babys und Kleinkinder aufmerksam machen. Sie sind seit 1989 in der UN-Kinderrechtskonvention erfasst. Die Vorsitzende des Verein, Anna Staab, ist die Tochter der Begründer des Prager-Eltern-Kind-Programm und will bei Eltern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass bereits Säuglinge Rechte haben.

Warum setzen Sie sich speziell für die Rechte von Kleinkindern ein?

Anna Staab: Kinder im Alter von 0 bis 1 Jahren können sich nicht verbalisieren. Es geht darum, Eltern zu sensibilisieren, dass sie sich um die Kinder kümmern, und zwar kümmern müssen. Dabei geht es darum, anzuerkennen, dass das, was ich als Erwachsener plane, nicht unbedingt mit dem Kind übereinstimmt. Eltern müssen also lernen, die Körpersprache ihres Kindes zu lesen, um zu verstehen, welches Bedürfnis es hat, und dann bewusst darauf eingehen.

Wie können Eltern lernen, die Körpersprache zu lesen?

Staab: Eltern machen vieles intuitiv. Knackpunkte sind aber häufig Nahrung, Kontakt und Schlaf. Nehmen wir das Beispiel Schlaf: Ein Kind hat das Bedürfnis nach Schlaf oder Ruhe. Typische Signale sind den Blick abzuwenden, gähnen und Augenreiben. Optimal wäre es, wenn die Eltern das Kind in den Arm nehmen und in einen ruhigen Raum bringen, wo es einschlafen kann. Das Gegenteil davon wäre, wenn die Eltern spielen wollen - was es auch gibt - und das Kind mit einer Rassel animieren.

Welche Auswirkungen hat es, wenn Eltern die Körpersprache falsch deuten?

Staab: Wenn das mal passiert, ist es nicht schlimm. Säuglinge sind Meister im Einfordern ihrer Rechte. Erst wenn diese häufig nicht beachtet werden, verstummen sie. Das hat Auswirkungen auf ihr Selbstbewusstsein, also wie wirksam das Kind in der Welt ist und wie es sich wahrnimmt. Noch mehr Konflikte treten in der sogenannten Entdeckerphase auf: Wenn Kinder alle Schränke ausräumen, es den Eltern es aber wichtiger ist, Ordnung zu haben und das Kind im Maxi Cosi festschnallen. Dann versiegt die Entdeckerlust mit langfristigen Folgen. Die Kinder verlieren ihre Neugier. Das schlägt sich häufig in der Schule in mangelndem Interesse nieder.

Was tut der Pekip-Verein für Kinderrechte?

Staab: In den Pekip-Gruppen gestalten wir seit 40 Jahren die Beziehung von Eltern und Kindern mit. Unsere pädagogischen Grundsätze lauten: Das Kind ist ein Individuum mit Rechten. Wir wollen ein Bewusstsein dafür wecken, dass Kinder den Willen zum Selbstgestalten, Mitwirken und Selbstwirksamkeit mitbringen und dass, was sie tun können, auch alleine machen wollen.

Was würden Sie sich wünschen?

Staab: Ich würde mir wünschen, dass bekannt wird, dass sobald ein Kind auf die Welt kommt, die Grundfreiheit auch für Säuglinge gilt und sie mit Achtung und Respekt behandelt werden. Die Situation der Babys ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich besser geworden. Es ist angekommen, dass man Kinder nicht schlagen soll. Babys werden nicht mehr stundenlang schreien gelassen, was früher der „Kräftigung der Lungen“ dienen sollte.

Wie ist die Situation der Kleinkinder in Wuppertal?

Staab: Wir sind auf einem guten Weg in Wuppertal. Viele Akteure ziehen an einem Strang. Die Winzig-Stiftung engagiert sich für das gute Aufwachsen von Kindern. Es gibt eine Kooperation der Frühen Hilfen mit der Stadt Wuppertal, die in der Datenbank geboren-in-wuppertal.de Eltern informiert, wo es Hilfen gibt. Wichtig ist, dass Eltern nicht allein sind. Elterncafés und Pekip-Gruppen sind in der Situation eine Entlastung. Denn wenn die Eltern entspannt sind, sind es auch die Kinder.