Wie bewegt sich Wuppertal?
In sechs Vorträgen diskutieren Experten und Bürger über Möglichkeiten der Mobilität.
Wuppertal. Wie bewegen wir uns in der Stadt? Welche Form von Mobilität wollen wir in Wuppertal haben? Diesen Fragen widmet sich die Vortragsreihe „Zukunftsfähige Mobilität in Wuppertal“. Ziel der Reihe ist es, Menschen aus Wissenschaft und Praxis zusammen zu bringen und mit den Bürgern über die Zukunft von Mobilität und Verkehr zu diskutieren.
Sechs Vorträge sollen das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Den Anfang machten Maria Behrens, Professorin für Politikwissenschaften an der Bergischen Universität, und Dieter Hofmann vom „Bündnis unsere Stadtwerke Wuppertal“. Veranstalter sind das Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit (TransZent) der Uni und das Wuppertal Institut.
Dass es angesichts des Klimawandels so nicht weitergehen kann, da sind sich Behrens und Hofmann einig. „Es geht um große Umbrüche“, sagt Behrens. Ziel sei es, den Wandel hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaftsweise zu schaffen. Aber wie lässt sich dieser Wandel mit den bestehenden Strukturen erreichen? Denn beim Thema Verkehr seien die Menschen auf das Auto fixiert. Man müsse nicht um das Auto herum denken, sondern um die Fußgänger, sagt die Expertin. „Das würde eine ganz andere Perspektive bedeuten.“
Dank der vielen engagierten Wuppertaler, die sich für einen Wandel einsetzen, sieht Maria Behrens „gute Chancen für eine zukunftsfähige Mobilität“. Sie hält einen Richtungswechsel für schwierig, aber möglich. „Wenn eine Gesellschaft mal einen Weg eingeschlagen hat, ist es sehr kostspielig, den Pfad wieder zu verlassen.“. Habe man sich erst an Bestehendes gewöhnt, seien damit Verhaltensgewohnheiten und Erwartungshaltungen verbunden.
Beispiel B7: Die meisten Leute gingen davon aus, dass sie nach der B7-Sperrung wie gewohnt mit dem Auto in die City fahren könnten. Das müsse aber nicht so sein. „Ob der Wandel gelingt, hängt auch von unseren eigenen Einstellungen und Werten ab“, betont Behrens. Gerade bei der Frage nach Mobilität gebe es Handlungsspielräume. „Die Verordnungen regeln nicht im Detail, sie bieten Interpretationsspielraum“, sagt Behrens. Wie dieser Spielraum genutzt werde, sei jedoch die Frage. Ein Radweg müsse zum Beispiel mindestens eineinhalb Meter breit sein. Das hieße aber nicht, dass er nicht noch breiter sein könne, gibt sie an.
Dieter Hofmann geht es darum, wie die Bürger sich beteiligen und ihre Ideen einbringen können. So solle ein zukünftiger Nahverkehrsplan in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Er sagt: „Mobilität hat etwas mit dem Gehirn zu tun, daher sollten wir es auch nutzen, um unsere Mobilität zu überdenken.“ In Wien hätten die öffentlichen Verkehrsmittel maßgeblichen Einfluss auf die Lebensqualität, denn dort hätte 2014 der individuelle Automobilverkehr nur 28 Prozent ausgemacht. In Wuppertal wären es dagegen 58 Prozent. „Das prägt die Stadt, wie kaum etwas Anderes“, sagt Hofmann.
Denke man an den Lärm, den Stau, die zugestellten öffentlichen Plätze und die Klimaschäden durch Abgase und Ölförderung, sollte man daran dringend etwas ändern. Wie festgefahren die Denkweise im Bezug aufs Auto ist, zeigt er am Beispiel Döppersberg. Dort würden wie selbstverständlich zwei neue Tiefgaragen für Autos gebaut. Für eine Fahrradstation musste jedoch erst gekämpft werden. Hofmann plädiert für eine kritische Betrachtung der Verkehrssituation. „Es braucht den Willen zur Veränderung“, sagt er. „Man muss sich entscheiden, ob man nun eine autofreundliche Stadt möchte, oder eine menschenfreundliche.“