Wuppertal Wie viel Gewerbefläche darf es sein?

An der Nächstebrecker Straße soll nach vorgelegten Plänen eine abgespeckte Version verwirklicht werden. Wie viel Grün tatsächlich bleibt, ist offen.

Foto: Stadt Wuppertal

Wuppertal. Begrüßt wird er von Politik und Verwaltung, der neue Vorschlag für eine künftige Gewerbeansiedlung an der Nächstebrecker Straße.

Dagegen hatten zuvor fast 6000 Anwohner und Nachbarn im Wuppertaler Osten mit Unterschriften protestiert — sie würden das Freigelände gern erhalten. Doch Wuppertal braucht mehr Gewerbeflächen und mehr Arbeitsplätze, das betont die Verwaltung immer wieder. Und so gibt es als Reaktion auf den Widerstand der Bürger den neuen Plan. Einen „Kompromiss“, wie es Hermann Josef Richter als Vorsitzender des Bürgervereins Nächstebreck den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung beschrieb.

Die Ausarbeitung sieht für die Umwandlung des rund zehn Hektar großen Geländes in ein Gewerbegebiet nun unter anderem mehr Grün vor, keine Sichtbehinderung von der Nordbahntrasse aus, dazu eine Teilung in einen Nord- und Südteil.

Und es ist eine Bebauung von lediglich 50 Prozent der vorgesehenen Fläche im Gespräch: Das jedenfalls fordert Hermann Josef Richter mit Nachdruck. „Mehr als 50 Prozent Bebauung dürfen dabei nicht heraus kommen, das ist für uns der äußerste Kompromiss“.

Doch hat der Plan dann überhaupt eine realistische Aussicht auf Umsetzung? „Grundsätzlich denke ich, dass der Vorschlag eine Basis ist, mit der man arbeiten kann“, sagt Rolf Volmerig von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung zum Kompromiss. Längst schon seien Gewerbegebiete „keine tristen Anblicke mehr“. „Die Idee, eine Grünspange da durchzulegen, ist sicherlich ein Gedanke, den man aufgreifen kann.“

Eine Bebauung von nur der Hälfte der vorgesehenen Fläche sieht Volmerig indes kritisch: „Aus Sicht der Wirtschaftsförderung muss man sagen, dass nur 50 Prozent Flächen-Ausnutzung suboptimal ist.“ Üblicherweise liege man bei 20 bis 30 Prozent Grünflächenanteil. „50 Prozent sind eine Forderung, die man noch abklären muss.“

Dass das Gebiet nicht komplett bebaut werde, sei von vornherein klar, sagt der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Klaus Jürgen Reese, der ebenso wie sein CDU-Kollege Michael Müller jetzt zunächst einmal die folgenden Ausarbeitungen abwarten will.

Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) kündigte gestern weitere Gespräche an: „Wir haben bald einen Ortstermin, um über eine Lösung zu sprechen.“ Er könne dem Kompromissvorschlag „viel abgewinnen: Wir haben ja bei der Unterschriftenübergabe vereinbart, nach einem Weg zu suchen und im Gespräch zu bleiben“.

Hermann Josef Richter ist besonders wichtig, „dass die Gebäudehöhe acht Meter nicht überschreiten darf“. Nur so bleibe von der Nordbahntrasse der freie Blick in die Landschaft erhalten.

Der Bürgervereins-Vorsitzende will bei der Forderung von maximal 50 Prozent Bebauung der Fläche bleiben. Er betont, man sei an einem Kompromiss interessiert. „Wir sind die wirklich letzten, die sich gegen Gewerbe in Wuppertal sperren. Doch wenn es kein Einlenken der Stadt gibt, folgt ein Bürgerbegehren. Und ich bin überzeugt davon, dass wir Erfolg damit haben werden.“