Schäden Achtung, die Wildschweine kommen: Zahl in Wuppertal hat sich vervielfacht

Wuppertal · Wildschwein-Rotten sorgen in Wuppertal für Schäden, auch dort, wo die Tiere früher kaum auftauchten. Die Population ist zu groß. Das macht das Jagen schwierig.

Wildschweine haben gute Lebensbedingungen und vermehren sich gerne.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die ungewollten Gäste kamen bereits mehrfach und hinterließen große Schäden: Wie umgepflügt sieht der Garten von Claudia Hohn und R.M.E. Streuf an der Königshöhe auf. Die Täter: Wildschweine. Deren Zahl hat sich vervielfacht, sagt die Stadt. Die Tiere verbreiten sich rasend, tauchen an Stellen auf, wo sie vorher kaum auftraten, gerade im Westen der Stadt. Und Lösungen gibt es kaum: Die Wildschweine sind schlau, die Jagd ist schwierig. Für Privatleute besonders ärgerlich: Auf den Schäden bleiben sie — anders als zum Beispiel Landwirte — größtenteils sitzen.

„Zäune sind keine Lösung, die finden die kleinste Lücke“, sagt Hohn, die mit ihrem Mann die ehemalige Sommervilla der Familie Von der Heydt bewohnt. Dass die schön im Grünen am Wald liegt, erweist sich in diesem Fall als Nachteil: Die Wildschweine haben das Areal für sich entdeckt.

Hohn und Streuf seien nicht die einzigen „Opfer“, sagt Christian Buschmann, Förster bei der Stadt Wuppertal. Viele Geschädigte hätten sich gemeldet. Über den Grüngürtel der Südhöhen drängen die Tiere gen Westen, sogar bis zum Boltenberg. Die Population sei gestiegen. Rapide. „Wir reden hier nicht von verdoppelt oder verdreifacht“, macht Buschmann deutlich.

Die Gründe seien vielfältig, der Klimawandel ein wichtiger. Harte Winter, die früher für eine natürliche Auslese gesorgt hätten, gebe es kaum noch. Die Böden würden nicht gefrieren. Eicheln und Bucheckern fänden die Tiere im Überfluss und können sich sattfressen. „Die haben eine gute Futtergrundlage für den Herbst und Winter“, sagt Buschmann. Kurzum: Die Schweine haben gute Lebensbedingungen und vermehren sich oft und gerne.

Tiere flüchten vor höherem Jagddruck im Osten

Die Jagdpächter der Flächen seien angewiesen, die Population zu dezimieren. Doch das ist nicht einfach. Im Osten der Stadt sei der Jagddruck erhöht worden. Das führe aber vor allem auch dazu, dass die Tiere flüchten. „Die sind schlau und merken, wenn die Luft bleihaltig ist“, sagt Frank Auer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Ein alter Spruch, der aber immer noch gelte, so Auer, „auch wenn eigentlich gar nicht mehr mit Blei geschossen wird“. Zudem ist es schwierig, die Schweine zu erwischen. Es darf nicht zu hell, auch nicht zu dunkel sein. „Und haben Sie einen Schuss abgefeuert, verschwinden natürlich die anderen Tiere.“

Treibjagden, die immer wieder gefordert würden, seien im Osten der Stadt einfacher, sagt Auer. Im November und Dezember seien die nächsten geplant. Im Westen scheitere das möglicherweise auch an Kosten. Von bis zu 100 000 Euro spricht Auer, denn rund ums Burgholz etwa sei es viel schwieriger, Genehmigungen zu erhalten. Sogar Straßen NRW müsste eingeschaltet werden, weil Landesstraßen betroffen sind. Und wie erfolgreich so eine Jagd sein wird, stünde auch nicht fest.

Wildschweine waren in diesem Garten an der Königshöhe zu Besuch.

Foto: Hohn / Streuf

Gar nichts zu tun, sei aber auch keine Lösung, findet zum Beispiel Claudia Hohn. Große Flächen des Parkgeländes ähneln „inzwischen einem Truppenübungsplatz“, hat sie an die Stadt gemeldet und eine dringende Reaktion gefordert. Betroffen seien nicht nur sie, sondern auch ihre Mieter, die den Garten nicht mehr nutzen könnten. Hohn spricht von „Ertragsschäden“ in Form von Mietminderungen. Doch für die müssten sie wahrscheinlich selbst aufkommen, wie Auer erklärt. Privatleute müssten ihre Gärten schützen, auch wenn das, wie er einräumt, schwierig ist. „Wir sind aber nicht ersatzpflichtig.“

Anders sehe das bei landwirtschaftlich genutzten Flächen aus. Hoffnungen kann sich also Volker Mucha vom Dalsterhof am Königshöher Weg machen. 8,1 Hektar Nutzfläche hat er, unter anderem Streuobstwiesen. Die Bäume hätten gelitten, sagt er. Auch Futterflächen, die er an einen Bauern aus der Gelpe verpachtet hat, wurden heimgesucht. „Das ist für ihn dramatisch“, sagt Mucha.

Dass Wildschweine auf dem Gelände auftauchen, sei auch schon in der Vergangenheit hin und wieder passiert. „Da waren es aber einzelne Tiere.“ Jetzt gehe er aber von ganzen Rotten aus. 20 bis 30 Tiere habe die Stadt geschätzt. „Und so sieht es hier jetzt auch aus.“ Die Maschendrahtzäune würden keinen Schutz bieten. „Den drücken die Tiere einfach hoch.“ Immer nur zu sagen, da könne man nichts machen, gehe nicht, nimmt er die Forstverwaltung in die Pflicht. Er warnt: Es dauere nicht mehr lange, „dann finden die Tiere auch den Weg in die Stadt.“ Der Dalsterhof liegt bereits am Rande des Arrenbergs.