Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium: Schüler nehmen den OB in die Mangel

Schüler diskutieren mit Oberbürgermeister Peter Jung über Politik und stellen knallharte Fragen.

Wuppertal. Timon ist Oberstufenschüler des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums und ein Held. Ihm müssten die Mitglieder des Rates der Stadt huldigen, steht er doch für eine Spezies Mensch, die für die Politik, speziell die Kommunalpolitik, noch nicht ganz verloren scheint. Timon hat die Haushaltsrede von Oberbürgermeister Peter Jung gelesen und kritisch zu hinterfragen verstanden. Das kann längst nicht jeder Stadtverordnete von sich behaupten. Timon und eine Reihe seiner Mitschüler schon, weshalb sie den Chef des Rathauses auch die entsprechenden Fragen stellen konnten. Jung war in seine alte Schule gekommen, um in der überfüllten Aula des Gymnasiums mit Schülern über Kommunalpolitik und vieles mehr zu diskutieren. Ein schöner Anblick war es nicht, was dem obersten Wuppertaler da als Power-Point-Präsentation entgegenschlug, dafür eine umso vertrautere Zahl. 1,5 Milliarden Euro Schulden hat Wuppertal, wie die Schüler recherchiert hatten. Und wie dieses Loch jemals wieder gestopft werden kann, das sollte nun der Oberbürgermeister jener Generation erklären, die einmal für die Schulden aufkommen muss.

Warum nicht sanieren und GWG und WSW verkaufen?

Konnte Jung aber nicht, also blieb dem CDU-Mann nichts anderes übrig, als eine ebenso bekannte wie unbefriedigende Antwort: "Die Stadt kann das nicht mehr bezahlen, wozu sie verpflichtet ist. Das Land muss die Städte entschulden." Für diese Antwort hatte sich Timon allerdings nicht durch das Monumentalwerk einer Haushaltsrede gearbeitet, also fasste er nach. Warum nicht um großen Stil privatisiert werde. Mit dem Verkauf von GWG und WSW könne doch der Haushalt saniert werden. Mitschüler Stefan versuchte es mit der Moral: "Kostet es nicht Überwindung, 91 Millionen Euro für den Döppersberg auszugeben, wenn man 1,5 Milliarden Euro Schulden hat?" Am schlechten Gewissen war Jung allerdings nicht zu packen. Mit Moral habe das nichts zu tun, stellte er unmissverständlich fest, um dann in Details von Förderbestimmungen, Eigenanteil und Querverbünden einzusteigen. Als Kern der so beschriebenen Verwaltungstücke blieb schließlich nur übrig: "Der Teufel steckt im Detail. So leicht geht das nicht." Dass das Leben nicht leicht ist, merken Schüler nicht erst in der Oberstufe. Gleichwohl bestätigte die intensive Beschäftigung der Fachschaft Politik- und Sozialwissenschaft mit der Wuppertaler Kommunalpolitik, dass sie sich die Lösungen keineswegs einfach machen. Wie eine kommunale Gebietskörperschaft tickt, wird gerade im Dörpfeld-Gymnasium mit Erfolg vermittelt. So hatten Schüler des Gymnasiums Stadtplanung und Elberfelder Geschäftswelt mit ihren Vorstellungen zur Aufwertung der City in Aufruhr versetzt. Jetzt wollen sie sich einer Verkehrsberuhigung des Luisenviertels annehmen. Ob Peter Jung, der vor 33 Jahren das Abitur am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium ablegte, schon so tief in die Kommunalpolitik eingestiegen war, ist nicht überliefert. Im Gegensatz zur sprichwörtlichen Griechisch-Schwäche des Zöglings Jung. Die brachte ihm einst eine Ehrenrunde ein, bescherte ihm aber die Bekanntschaft mit seiner späteren Frau, mit der er zwei Kinder zeugte. Beide haben inzwischen auch das Abitur abgelegt - am Carl-Fuhlrott-Gymnasium. Natürlich nur wegen der räumlichen Nähe zum Elternhaus.