„Wir müssen erstmal den Bedarf feststellen“
Zu der Groko-Forderung nach mehr Bauland gibt es Zustimmung und Ablehnung.
Wuppertal brauch mehr Platz für neue Wohnbebauung - unter anderem wegen des prognostizierten weiteren Wachstums, finden SPD und CDU. Und haben daher einen gemeinsamen Antrag für den Stadtentwicklungsausschuss formuliert, nachdem die Stadt- verwaltung 110 Hektar für den Haus- und Wohnungsbau ausweisen soll.
Bei der FDP laufen die Fraktionskollegen damit offene Türen ein: „Darauf haben wir seit zehn bis zwanzig Jahren gewartet“, sagt deren Fraktionsvorsitzender Alexander Schmidt. Das hätte längst geschehen müssen: „Jetzt laufen wir der Zeit hinterher.“
Und fügt gleich an: „Bei den Gewerbeflächen ist das genauso notwendig.“ Im Landesentwicklungsplan seien zwar 50 Hektar als Gewerbeflächen vorgesehen, doch in er Praxis könnten diese kaum genutzt werden: „Eine unserer Vorratsflächen ist die Kleine Höhe, die seit Jahr und Tag auf dem Papier existiert.“ Andere Flächen gehörten Erbengemeinschaften, an die man schwer herankomme oder seien mit Altlasten belastet und könnten daher nicht wirtschaftlich genutzt werden. Für Wohnbebauung wie für Gewerbeansiedlung gelte: „Die Nachfrage übersteigt das Angebot.“
Anders reagieren die Grünen: Die Fraktionsvorsitzende Anja Liebert bezweifelt, dass es einen Bedarf in dieser Größe gibt: „Die Frage ist doch, welche Art von Wohnraum wollen die Menschen?“ Nicht alle wollten das Häuschen im Grünen. Sie fordert: „Wir müssen erstmal den Bedarf feststellen.“ Viele der neu nach Wuppertal ziehenden Menschen seien Zuwanderer aus anderen Ländern, auch Flüchtlinge. Für die sei eher preiswerter Wohnraum in der Stadt notwendig.
Sie setzt daher auch auf Entwicklung in der Stadt, Förderprogramme, um Besitzer innerstädtischer Immobilien bei der Sanierung zu unterstützen oder die Umwandlung länger freistehender Büroflächen. Und warnt vor zu viel Umwandlung von Außenflächen: „Eine Flächenzupflasterung ist mit den Grünen nicht zu machen.“
Ähnlich sieht es Jörg Liesendahl vom Umweltverband BUND: „Wir haben in Wuppertal längst die Grenzen des Wachstums erreicht.“ Er wirft der Stadt vor, kein Konzept für die Stadtentwicklung zu haben, sondern nur auf Angebote von Investoren zu reagieren.
Liesendahl warnt vor Folgekosten neuer Wohngebiete, für die Straßen und Leitungen gebaut werden müssten, zudem werde die weitere Bebauung die Folgen des Klimawandels verstärken. Und dann wundert er sich, dass dieser Vorstoß zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem die Bürgerbeteiligung zum neuen Regionalplan bereits abgeschlossen ist.