Drei Frauen, die etwas wagen
Die Wuppertaler Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer steht erstmals in ihrer Heimatstadt auf der Bühne — als Bettina von Arnim.
Wer durch den digitalen Spielplan der Wuppertaler Bühnen klickt, trifft derzeit auf ihr Gesicht: Ann-Kathrin Kramer verkörpert am 26. Oktober im Opernhaus Bettina von Arnim. Eine von „Drei Frauen aus Deutschland“ der gleichnamigen literarischen Revue. Sie erzählt 200 Jahre von Männern geschriebene Geschichte aus Frauen-Perspektive.
Zu Wort kommen dabei neben der Schriftstellerin von Arnim (1785 bis 1859) zwei namhafte Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts: Else Lasker-Schüler (1869 bis 1945) und Erika Mann (1905 bis 1969), die von Karoline Eichhorn und Gesine Cukrowski in Szene gesetzt werden. Wir sprechen mit der Wuppertalerin Ann-Kathrin Kramer über ihre Rolle in dem einmaligen Gastspiel der Sagas-Produktionen Stuttgart.
Was bedeutet es Ihnen, in Wuppertal aufzutreten?
Ann-Kathrin Kramer: Ich freue mich sehr auf meine Heimatstadt, stehe hier zum ersten Mal auf der Bühne.
Was reizt Sie an Bettina von Arnim?
Kramer: Das Stück geht um drei Frauen, die aus den verschiedenen Ecken ihre künstlerische Kraft holen. Und da bin ich bei Bettina von Arnim richtiger als bei Else Lasker-Schüler. Denn sie holt ihre Energie viel aus Empathie, aus Menschlichkeit. Ihre größte Empörung ist die Armut und der Umgang damit. Sie meinte, dass sie etwas dagegen tun muss. Außerdem hat sie am selben Tag Geburtstag wie ich (4. April, Anm. Red). Das muss doch etwas bedeuten.
Sind die drei Frauen unterschiedlich schwierig oder leicht darzustellen?
Kramer: Nein, man schlüpft in die Rollen, da gibt es kein leichter oder schwerer, sondern es gelingt oder es gelingt nicht. Die Wuppertalerin Else Lasker-Schüler kenne ich natürlich auch, die Lyrik und ihr Leben haben mich sehr interessiert, sie ist aber keine leichte Kost. Erika Mann ist sehr jetzig, sehr bekannt, nicht zuletzt durch die Verfilmung. Man hat viele Bilder im Kopf, ganz anders bei Bettina von Arnim, da kennt man vielleicht nur einen Stich.
Arnims Satz „Du verlierst, was du nicht wagst“ ist Untertitel des Stücks.
Kramer:Ja, das ist schon die Essenz des Stücks, beschreibt sehr gut, was alle drei Frauen verbindet. Dieses Machen. Sie haben etwas gewagt.
Haben die Frauen uns heute noch etwas zu sagen?
Kramer: Ja. Jeden Abend auf der Bühne entdeckt man Neues: ’Das ist modern, ist immer noch aktuell.’ Lange Zeit hat man gedacht, die Emanzipation ist abgeschlossen. Männer und Frauen sind gleich. Aber wenn man genauer guckt, dann ist sie eben nicht Realität. Und im Moment hat man sogar das Gefühl, es schreitet wieder ein bisschen zurück. Gerade jungen Mädchen kann man vermitteln, einfach mal was zu machen, ohne alles zuvor zu Ende zu denken. Dass es schön ist, wenn man sich mit der Energie, die man hat, verbindet und merkt, da kommt Resonanz, man hat etwas bewegt.
Wie funktioniert das Stück?
Kramer: Die drei Frauen sind im Hintergrund, die, um die es geht, geht nach vorne, wird von den anderen als Stimmen aus ihrer Zeit unterstützt, so dass ein Eindruck von ihr, ihrer Zeit und der Geschichte entsteht. Man erfährt ganz viel von allen Dreien und der Zeit. Man konzentriert sich auf ein Wort, eine Stimme, ohne dass noch etwas Anderes passiert. Dieser Abend ist nicht nur intellektuell, sondern zum Teil sehr witzig und kurzweilig.
Was würden Sie ihren Kolleginnen, die nicht von hier sind, in Wuppertal zeigen?
Kramer:Ich bin Fan des Zoos. Man kann aber auch einfach durch die Viertel laufen, einmal mit der Schwebebahn rauf und runter fahren. Wuppertal ist spannend, hat wahnsinnig schöne Ecken. Die Menschen sind auf charmante Art unbeeindruckt. Und cool.