Wuppertal „Wir müssen Tiere optimal halten und attraktiv sein“

Direktor Arne Lawrenz erklärt das Konzept „Grüner Zoo 2020“. Der Juniorzoo wurde bereits erfolgreich umgesetzt.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Arne Lawrenz ist seit März 2013 Direktor des Wuppertaler Zoos. Seitdem hat sich im Tierpark einiges verändert. Aber das Entwicklungskonzepts 2020 ist noch längst nicht abgeschlossen: Es sind noch so viele Projekte in Planung und Umsetzung, dass Zoodirektor Lawrenz mittlerweile vom „Grünen Zoo 2020“ spricht.

Herr Lawrenz, wie weit sind Sie mit dem Entwicklungskonzept 2020?

Arne Lawrenz: Wir haben schon einiges von diesem Konzept umsetzen können, besonders erwähnenswert ist da der Juniorzoo. Hier können Kinder, die sich von der Umwelt entfremden, wieder ein bisschen Kontakt zu Tieren aufnehmen und etwas lernen. Wir haben auch unsere Wolfsanlage erweitert und mit der Bärenanlage zusammengelegt. Das ist eine sehr schöne Erweiterung. Jetzt haben wir zehn Mal so viel Platz für die Wölfe wie vorher.

Was sind aktuelle Projekte?

Lawrenz: Wir sind gerade dabei, einige ältere Anlagen umzuwidmen. Die ehemalige Greifvogelanlage wird zur Anlage für die Schneeleoparden. Auch die Anlage für die Milus wird hoffentlich in diesem Jahr fertig werden. Dafür haben wir einen ganzen Waldbereich eingezäunt, damit sie möglichst naturnah leben können. Wir sind der „Grüne Zoo“ mit der Besonderheit der Topografie, diesem tollen Baumbestand und wir wollen hier großzügige Anlagen schaffen, in denen die Tiere möglichst naturnah gehalten werden.

Was erwartet die Besucher in der Schneeleopardenanlage?

Lawrenz: Wir versuchen, den natürlichen Lebensraum darzustellen und auch den Konflikt zwischen Tier und Mensch zu zeigen. Es gibt kaum noch Gebiete, wo die Tiere wirklich völlig isoliert leben können, weil der Mensch sich so ausdehnt. Die Anlage ist wie ein altes Dorf angelegt, als Mauern, die dort von einer Lawine niedergerissen wurden. Das soll auch zeigen, wie Tiere die Natur wieder zurückgewinnen.

Warum haben Sie die Vogelwiese umgewidmet?

Lawrenz: Wir haben natürlich das Entwicklungskonzept, aber wir müssen manche Sachen nach hinten schieben, weil wir ganz kurzfristig auf aktuelle Sachen reagieren müssen. Zum Beispiel auf das neue Landesnaturschutzgesetz, das seit Anfang dieses Jahres in Kraft ist. Wir dürfen Vögel nicht mehr kupieren. Die Tiere, die bei uns leben, genießen ihren Lebensabend, sterben aber langsam aus. Jetzt gerade testen wir mit den Yaks, ob sich die zentrale Anlage der afrikanischen Sumpfantilopen für die Haltung eignet.

Wie wichtig ist es, Attraktionen zu haben?

Lawrenz: Wir müssen uns natürlich permanent verändern, wir müssen unsere Tiere optimal halten, wir müssen natürlich auch attraktiv sein, um Besucher in den Zoo bekommen. Da ist es ganz wichtig, dass man eben Anlagen bekommt, die für die Tiere sehr schön sind, aber auch einen Wow-Effekt haben, wo die Leute sagen: „Mensch toll, guck mal, was hier Neues gemacht wurde und wie viel besser die Tiere jetzt hier gehalten werden“.

Was ist dabei die Herausforderung?

Lawrenz: Dass es auch ein Widerspruch ist: Wenn ich den Tieren mehr Platz gebe und natürlichen Lebensraum anbiete, sind sie manchmal auch schwieriger zu sehen. Da werde ich auch häufig kritisiert, dass Leute in den Zoo kommen und sagen, ich habe die Tiere gar nicht gesehen. Man muss sich ein bisschen mehr Zeit nehmen und rumlaufen. Es ist nicht mehr wie früher, als ich Löwe, Tiger, Panther nebeneinander sehen konnte. Das ist ein Spagat, den wir machen müssen zwischen optimaler Tierhaltung und Attraktivität.

Gibt es durch die Veränderungen im Zoo Auswirkungen auf die Besucherzahlen?

Lawrenz: Wir haben zum Glück sehr positive Besucherentwicklungen. Wir haben jedes Jahr etwa fünf Prozent mehr Besucher gehabt, im vergangenen Jahr sogar zehn Prozent. Ob das wirklich schon eine Auswirkung dessen ist, dass wir versuchen, den Zoo attraktiver etwas umzustrukturieren, vermag ich nicht zu sagen.