„Wir verteilen 80 Tonnen Lebensmittel im Monat“

20 Jahre ist es her, dass Wolfgang Nielsen, Vorsitzender der Wuppertaler Tafel, das erste Essen abgeholt und ausgeliefert hat.

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Herr Nielsen, wie kam es zur Tafelgründung in Wuppertal?

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Wolfgang Nielsen: 1988 begann der Allgemeine Hilfskreis mit seiner Arbeit. Diese bestand darin, Bedürftige mit Hausrat, Möbeln und Kleidung für kleines Geld zu versorgen. Bereits 1992 sind wir umgezogen. In der Steinbeck 24 führten ehrenamtliche Mitarbeiter die Arbeit fort. Ein Jahr später wurde in Berlin die erste Tafel gegründet. Ihr Vorbild war die Initiative „City Harvest“ aus New York, die Obdachlose mit Lebensmitteln versorgte. Als ich davon erfuhr, machten wir es nach: 1995 habe ich das erste Essen abgeholt. Damit war die Wuppertaler Tafel eine der ersten in Deutschland.

Welche Entwicklungen hat die Tafel seitdem durchgemacht?

Nielsen: 2005 mussten wir wiederum umziehen. Es ging an den heutigen Standort nach Barmen. Am Kleinen Werth haben wir, obwohl wir kein Geld hatten, ein Haus im Wert von rund 800 000 Euro gekauft. Das ging nur durch Spenden und mit Hilfe der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung. Dort haben wir uns stark vergrößert. Seit 2008 gehört uns die alte IMO-Druckerei, die wir geschenkt bekommen haben. Wir konnten außerdem den Hausrat- und Möbelbereich sowie den Tafelladen und die Kinderboutique dort unterbringen.

Welche Logistik steckt dahinter?

Nielsen: An sieben Tagen in der Woche verteilen wir im Durchschnitt 1500 Portionen täglich. Der Kostenrahmen liegt bei jährlich 800 000 Euro. 70 Prozent werden davon durch Hausrat, Möbel und unseren Büchermarkt gedeckt. Bei den restlichen 30 Prozent sind wir auf Spenden angewiesen. Bei uns sind 200 Ehrenamtliche, 18 Festangestellte, drei Freiwilligendienstleistende, Ein-Euro-Jobber und Sozialstündler im Einsatz — rund 120 Personen täglich. Im Hof stehen 14 eigene Fahrzeuge.

Woher kommen die Lebensmittel?

Nielsen: Wir haben mit allen großen Discountern Verträge geschlossen. Seit 2014 ist auch Aldi-Nord dabei. Wir verteilen monatlich rund 80 Tonnen Lebensmittel.

Wer ist auf die Hilfe der Wuppertaler Tafel angewiesen?

Nielsen: Vor 20 Jahren waren es viele Obdachlose. Mittlerweile kommen Rentner und Hartz-IV-Empfänger. Außerdem versorgen wir etwa 600 Flüchtlinge.

Wie sieht Ihre Prognose für die Zukunft aus?

Nielsen: Der Bedarf wird vermutlich noch höher werden, so dass es die Tafel weiterhin geben wird. Die Kindertafel, der Kantinen-Betrieb und unsere Lebensmittelläden sind gut ausgestattet. Da es seit einiger Zeit neue EU-Richtlinien in puncto Lebensmittelüberwachung gibt, werden wir Umbaumaßnahmen in der Küche durchführen müssen. Diese werden 350 000 Euro verschlingen.