Diskussion Wird Wuppertal zum Dönertal?

Mehr als 60 Gastronomiebetriebe in Wuppertal bieten das beliebte Fast Food an. Die Stadt hat keinen Einfluss auf das Angebot in der City.

Es gibt eine Nachfrage nach Döner: Bei der Eröffnung des „Haus des Döners“ am Kipdorf standen die Wuppertaler Schlange.

Foto: Andreas Fischer

In mehr als 60 Imbissen oder Restaurants in Wuppertal dreht sich ein Döner-Spieß. Allein in den beiden Innenstädten von Elberfeld und Barmen gibt es 30 Gastronomie-Betriebe, die die Teigtasche mit Fleisch und Salat anbieten. Weitere folgen: Fußballer Lukas Podolski eröffnet demnächst in Wuppertal gleich zwei Filialen seiner Imbiss-Kette „Mangal-Döner“. Diese Neuigkeit sorgte in der vergangenen Woche für viele Diskussionen in den Sozialen Netzwerken.

Während sich einige über den „Poldi-Döner“ freuen, ist der Großteil der User der Meinung, dass es in Wuppertal mehr als genügend Dönerläden gibt und dass in der Elberfelder und Barmer Innenstadt die kulinarische Vielfalt immer weiter verloren geht. Die WZ hat bei der Stadt und der Interessengemeinschaft der Elberfelder Geschäftswelt (IG1) nachgefragt, welchen Einfluss sie auf diese Entwicklung haben.

„Nicht ernst gemeint, oder? Nur noch Döner-Buden. Langsam reicht es doch auch mal. Die ganzen Innenstädte bestehen doch nur noch aus Dönerläden, Handyläden, Barbieren“, schreibt Corinna B. aus Wuppertal in einem Kommentar auf Facebook. Sabrina Paesler schließt sich dem an: „Bald besteht Wuppertal nur noch aus Döner. Neues Wahrzeichen der Stadt ist dann nicht mehr die Schwebebahn, sondern der Döner.“ „Wo sind das Stadtmarketing oder Wirtschaft und Stadtentwicklung, wenn man sie mal braucht?“, fragt Roland Wingenroth.

Katrin Becker von der IG1 sagt auf Anfrage der WZ: „Natürlich fänden wir eine größere Vielfalt in der Innenstadt attraktiver. Wir können den Vermietern aber nicht vorschreiben, an wen sie ihre Immobilien vermieten.“ Dies bestätigt Stadtsprecherin Martina Eckermann: „Wir leben in einem freien Land und nicht in einer Planwirtschaft: Die Auswahl ihrer Mieter obliegt alleine den Hauseigentümern. Und Unternehmen entscheiden, wo sie investieren möchten.“ Ob es ein Überangebot an Döner in Wuppertal gebe, entscheiden laut ihr ohnehin die Kunden.

Fehlende Vielfalt in den Innenstädten

Eine größere Vielfalt in der Elberfelder Innenstadt wünscht sich auch ein weiterer Facebook-Nutzer: „Ich wäre für ein neues Kino. Außerdem fehlen uns mehr Fahrradfachhändler, vernünftige Bekleidungsgeschäfte, vielleicht auch mal mehr Geschäfte, die sich auf Subkulturen konzentrieren. Punkrock, Hiphop und so weiter. Allgemeine Sportgeschäfte, wo man sich sein Hantelset erweitern könnte. Aber bloß keinen Döner oder Kiosk bitte.“

Während sich ein Großteil der Wuppertaler eine größere Auswahl an Geschäften in Wuppertal wünscht, sehen andere einen ganz anderen Aspekt: „Erst wird gemeckert, dass alles ewig leer steht, jetzt kommt was rein, das passt dann aber auch nicht. Dann wird halt typisch nach Wuppertaler Moral erstmal alles schlecht und madig geredet“, schreibt ein weiterer Nutzer auf Facebook.

Dass es in Wuppertal so viele Dönerimbisse gibt, kommt nicht von ungefähr: „Der Markt entscheidet, welche Läden in den Städten eröffnen“, weiß Katrin Becker. „Nur, weil man einen Laden aufmacht, heißt es nicht, dass man Erfolg hat. Wenn sie jedoch gut laufen, dann kann man nichts dagegen sagen.“ Gäbe es im Tal also keine große Nachfrage nach der türkischen Spezialität, könnten sich die mittlerweile über 60 Betriebe auch nicht halten und Lukas Podolski würde sich eine andere Stadt für weitere Filialen aussuchen.

„Der Kunde kann entscheiden“, sagt auch der Inhaber eines etablierten Wuppertaler Dönerimbisses. Angebot und Nachfrage hingen zusammen, daher öffneten viele solcher Läden in der Innenstadt. „Wenn die Nachfrage nicht da wäre, würden sie das nicht machen.“ Nachvollziehbar findet er die Kritik, dass es womöglich zu viele Geschäfte dieser Art gibt, dass das Gastronomie- und Einzelhandelsangebot weniger vielfältig ist. Aber: „Wenn man mehr bei Amazon kauft, online bestellt, dann stirbt auch die Innenstadt aus“, sagt er. „Qualitativ ist die Innenstadt in den vergangenen Jahren runtergegangen“.

Dabei hat er gewisses Verständnis für Online-Käufe: Wenn der Service-Gedanke auf der Strecke bleibe, sei es nicht verwunderlich, wenn Menschen online kaufen: Oftmals sei es günstiger, man habe mehr Auswahl und direkten Zugang zu Rezensionen.

Die Entwicklung beim Dönerangebot sieht er eher als „Hype“, der ebenso schnell verschwinden kann, wie er aufgetaucht ist. „Wer zu schnell wächst, der stürzt auch ab“, sagt er.