150 Jahre Maurerkellen: Firma Jung feiert
Das Unternehmen produziert im Werk an der Küllenhahner Straße Maurerkellen.
Küllenhahn. Es riecht nach Öl und Metall. Der Lärm in der kleinen Halle aus den 1920er Jahren ist ohrenbetäubend. Noch warme Maurerkellen stehen in einem Einkaufskorb und werden von einem Mitarbeiter der Firma P. Hermann Jung unter ein großes Schleifband geschoben. Funken sprühen, dann stimmt der Schliff. Irgendwo in Deutschland wird mit dieser Kelle vielleicht bald ein Haus errichtet.
Der 27-jährige Peter Hermann Jung hätte sicherlich nicht damit gerechnet, dass sein Betrieb 150 Jahre überdauern sollte, als er 1862 mit einem Lehrling und 27 Talern Startkapital seine Firma auf Küllenhahn gründet. In seiner Grobschmiede fertigt er am Anfang Hämmer und Beile. Schon 1880 kann er sein Unternehmen vergrößern und zieht an die Küllenhahner Straße.
Als Peter Hermann Jung das Unternehmen 1899 an seine Söhne Peter Hermann und Carl Friedrich verkauft, ist es bereits 86.000 Goldmark wert. Produziert wird schon mit Dampfmaschinen — vorrangig Maurerkellen. 1876 hat sich das Unternehmen auf dieses Bauwerkzeug spezialisiert.
1911 kommt das bekannte Henkelmann-Logo hinzu, obwohl Jung nie Henkelmänner produziert hat. „Es war ein Warenzeichen, weil früher nicht alle Menschen lesen konnten“, sagt Katharina Jung. Sie arbeitet seit zwei Jahren in dem Unternehmen. Ihre Schwiegermutter Ulrike ist seit 2004 — in diesem Jahr wurde ihr Mann Peter Oberbürgermeister — Geschäftsführerin. „Wir sind ein traditionelles Unternehmen, das immer von Männern geführt wurde. Ich bin in der fünften Generation die erste Frau in der Geschäftsführung“, sagt Ulrike Jung.
Drei Kriege, fünf Staatsformen und zahlreiche Staatsoberhäupter hat die Firma Jung erlebt. Geblieben ist sie immer auf Küllenhahn. „Es ist ein Wert unseres Unternehmens, dass wir nicht im Ausland produzieren, auch wenn es eine Herausforderung ist“, sagt Katharina Jung. Die Konkurrenz aus China sei groß, durch Spezialisierung sei das Unternehmen aber wettbewerbsfähig. „Wir haben den Vorteil, dass wir so viele verschiedene Kellen auch in kleiner Stückzahl produzieren können“, sagt Ulrike Jung.
Die Produktpalette ist lang und klingt regional. Dänische Eimerkelle, Süddeutsche Fliesenkelle, Berliner Stecherkelle. „Der Maurer in Norddeutschland benutzt anderes Werkzeug als sein Kollege in Berlin. Das kommt uns zugute“, sagt Ulrike Jung. Die meisten Kellen werden in Deutschland und in den Benelux-Ländern verkauft.
Den runden Geburtstag hat das Unternehmen mit seinen 30 Mitarbeitern im Mai in der Werkshalle gefeiert. Um die Zukunft macht sich Katharina Jung keine Sorgen: „Auch in 25 Jahren werden wir für jeden Kunden die passende Kelle liefern.“