Abriss mit dem roten Knopf: Die Sprengexperten aus Langerfeld
Die Firma Roller ist seit 1969 in der Sprengtechnik tätig. Bisher ist nie etwas schief gegangen — dank simpler Physik.
Langerfeld. Tonnenschwere Felsen zu sprengen, Häuser mit unmittelbarer Nachbarschaft oder einen großen Turm sauber zum Einsturz zu bringen — das gehört für die Firma Roller im Industriegebiet Langerfeld zum Alltag.
Spezialisiert auf Abbruchsprengungen von Fundamenten, Felsen und Stahlkonstruktionen wie beispielsweise Windkraftanlagen, hat vor allem Gründer Helmut Roller einen enormen Erfahrungsschatz aufgebaut und an seine Kollegen weitergegeben.
Vor seinem Tod im vergangenen November übergab er die Leitung unter anderem an André Michael Schewcow. Der Prokurist übernimmt seither die Aufgaben — vom ersten Kundenkontakt, über das Berechnen der nötigen Sprengmittel, Angebotsstellung bis hin zur Sprengung.
„Wir haben sechs Mitarbeiter in unserem Betrieb. Nur bei größeren Projekten braucht man mal mehr Helfer“, erklärt Schewcow. Anfragen könne man dann durchaus bei der Konkurrenz, die Branche sei so klein, da sei Zusammenarbeit nicht ungewöhnlich.
Obwohl Sicherheit bei Sprengungen groß geschrieben wird und für die Berechnungen im Vorfeld Mathe und Physik gekonnt sein wollen, sei der Sprengtechniker kein klassischer Ausbildungsberuf.
Den roten Knopf drücken darf, wer mit berufsbegleitenden Lehrgängen eine Prüfung zum Sprenghelfer abgelegt hat. Vollkommen ausreichend, denkt Schewcow: „Die Berechnung der Sprengstoffmengen gehört zum Grundkurs, und bei den Sprengungen sind häufig Sachverständige oder Abbruchstatiker vor Ort, die einem bei der Sprengung über die Schulter schauen und die Planung im Vorfeld kontrollieren.“
Die Ruhe komme mit der Zeit, auch wenn manche Projekte fachlich anspruchsvoller seien als andere.
Die Firma Roller sprengte 2008 in der Essener Innenstadt einen Eckturm, der nur wenige Meter von einem Einkaufszentrum mit Glasfassade entfernt war. „Wir haben den Sprengstoff vorher genau berechnet, optimal platziert und auch einen Schutzwall in Richtung der Glasfassade aufgebaut“, berichtet Schewcow.
Natürlich seien unmittelbare Nachbarschaften immer eine Herausforderung, aber mit den richtigen Schutzmaßnahmen wie Holzabtrennungen oder Sprengschutzmatten ließe sich alles bewerkstelligen.
Zudem habe die Sprengtechnik gerade in puncto Sicherheit enorme Vorteile gegenüber Abrissbirne oder Presslufthammer. Da eine Sprengung deutlich weniger Zeit in Anspruch nehme, sei es kein Problem, Häuser aus der Umgebung für den etwaigen Zeitpunkt aus der Gefahrenzone zu evakuieren. Die Lärmbelästigung sei nur kurzzeitig und auch die Kosten häufig deutlich niedriger.