Erfurt: Neue Energie aus Braunkohle
Voraussichtlich Mitte Mai wird das Kraftwerk der WSW in Betrieb genommen.
Wuppertal. Der alte Ölkessel ist überflüssig geworden: In knapp drei Monaten, wenn das Kraftwerk den Betrieb aufnimmt, wird er nicht mehr als ein blaues Farbelement neben moderner Technik sein.
Denn das Unternehmen Erfurt erhält seine Energie dann von einem großen Heizkraftwerk mit Braunkohlestaub-Feuerung. Voraussichtlich Mitte Mai soll die neue Anlage der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) auf dem Firmengelände an der Hugo-Erfurt-Straße in Betrieb genommen werden. Fertiggestellt und funktionstüchtig ist sie schon jetzt, wie WSW-Projektleiter Uwe Diekmann erläutert. "Der Probebetrieb ist bereits gelaufen."
Auch Henrik Friedrich Erfurt freut sich über die Fortschritte auf dem Firmengelände und die Aussicht, dass sein Unternehmen bald effizient versorgt werden kann. Durch Energie aus der Verbrennung von Braunkohlestaub - einem nicht unumstrittenen Energieträger. Doch es handele sich um absolut saubere Technik, wie Uwe Diekmann auch den Mitgliedern der Bezirksvertretung (BV) Langerfeld-Beyenburg bei ihrer jüngsten Sitzung erläuterte.
"Stäube und Gerüche wird man da nicht haben." Der Begriff Staub sei in diesem Fall ohnehin missverständlich, sagt Diekmann - die Konsistenz der angelieferten Braunkohle lasse sich eher "mit einer Art Granulat" vergleichen. Auch in Sachen Umwelt geben die Stadtwerke Entwarnung. Sämtliche Grenzwerte würden eingehalten, einige sogar unterschritten.
Eine Lastwagenladung Braunkohle wird täglich geliefert, sie kommt in das große, 32 Meter hohe Silo. Ein bisschen Ähnlichkeit zu einer landwirtschaftlichen Anlage lässt sich nicht leugnen: Im Inneren kann man sich mit ein bisschen Fantasie das Bild einer Mühle aus alten Zeiten vorstellen - trichterartig wird der Staub aus dem Silo in die Kesselanlage gebracht.
Durch Kraft-Wärme-Kopplung werden Dampf und Strom erzeugt. "Das Kraftwerk hat einen Wirkungsgrad von 94 Prozent", sagt Uwe Diekmann, "hier wird nichts weggekühlt" - und damit sei das Kraftwerk besonders effizient.
Um Wirtschaftlichkeit geht es natürlich auch Henrik Friedrich Erfurt. Doch ebenso um die langfristige Zukunft des Unternehmens im Tal der Wupper - die in den Anfangsjahren des Betriebs der wichtigste Standortfaktor war. "Da sind heute etwas andere Maßstäbe gefragt als vor 183 Jahren", scherzte Henrik Friedrich Erfurt bei der jüngsten Begehung des neuen Kraftwerks, das sich fast nahtlos an die schmucke Altbaufassade anschließt.