Stadtwerke wollen in drei Jahren schwarze Zahlen schreiben
Das Jahr des Fukushima-Unglücks brachte viele Änderungen im Strom-Geschäft. Und nun bleiben etliche Risiken bei den Stadtwerken haften.
Wuppertal. Die Stadtwerke müssen erneut in die Rücklagen greifen, um das im vergangenen Jahr durch die Verkehrssparte entstandene Defizit auszugleichen. Diesmal sind jedoch nur 1,2 Millionen Euro notwendig, um das Minus in Höhe von 43,5 Millionen Euro zu überwinden. Der große Rest wird durch Überschüsse aus der Energiesparte kompensiert. Ursprünglich hätte der Nahverkehr sogar 48 Millionen Euro im Minus liegen sollen, die WSW konnten jedoch nicht mehr notwendige Rückstellungen für den Schwerbehinderten-Transport auflösen und das Defizit so deutlich abmildern.
Gleichwohl ist Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht zuversichtlich, im besten Fall bereits in drei Jahren schwarze Zahlen schreiben zu können. Denn das Energiegeschäft schließt in einem nach Fukushima schwierigen und mit epochalen Veränderungen versehenen Jahr bei wachsendem Absatz mit einem Ergebnis von 48,7 Millionen Euro (minus 5,4 Prozent) ab, legt aber vor allem bei Industriekunden außerhalb des Stadtgebiets deutlich zu — und soll das weiterhin tun.
Erstmals übertraf dabei im vergangenen Jahr der bundesweite Stromabsatz die Stromlieferung an Wuppertaler Geschäfts- und Industriekunden. Zudem sinkt nach der Teldafax-Pleite die Wechselbereitschaft der Privatkunden. Die WSW haben dementsprechend in Wuppertal einen Marktanteil von rund 90 Prozent.
Die Hürden auf dem Weg zu den schwarzen Zahlen? „Die Diesel-Preise fressen uns die Haare vom Kopf“, sagt Feicht und kündigt an, dem Rat im Herbst Vorschläge zu präsentieren, um im Busverkehr zu sparen und Linien auszudünnen. Bis es so weit ist, erwarten die WSW allerdings ein Defizit in der Verkehrssparte von rund 50 Millionen Euro im kommenden Jahr.
Außerdem brauchen die WSW Planungssicherheit. Sie hoffen auf ein neues „Energie-Design“ der Bundesregierung, so Feicht; also auf Zahlungen dafür, dass sie in den beiden Heizkraftwerken Barmen und Elberfeld überhaupt Kapazitäten vorhalten, um im Zuge der Energiewende an Tagen ohne Sonne und Wind Strom liefern zu können. Die Fixkosten sollten diese Zahlungen aus dem neuen Energie-Design schon abdecken, meint Feicht. Denn derzeit verdienen die WSW mit den Heizkraftwerken kein Geld. Und häufen sich diejenigen Tage, an denen das aufgrund der Förderungen speziell für Photovoltaik so ist, so müsse man auch über die Schließung dieser Werke nachdenken. Im vergangen Jahr lieferte das Heizkraftwerk Elberfeld im Sommer übrigens drei Monate lang keinen Strom.
Ein Hintergrund: Bis 2020 braucht die Republik eigentlich zusätzliche Stromerzeugungskapazitäten, um beim verstärkten Einsatz regenerativer Energien Blackouts zu verhindern. Doch die Investitionsbereitschaft für solche herkömmlichen Projekte ist derzeit äußerst gering.
Im Durchschnitt des vergangenen Jahres beschäftigte der WSW-Konzern 3078 Mitarbeiter, rund 30 mehr als im Vorjahr.