Werkstätten leiden unter der Abwrackprämie
Fahrer lassen ihre Autos verschrotten statt reparieren. "Das waren Autos, von denen wir lebten", heißt es in Werkstätten. Die Aufträge gehen zurück.
Wuppertal. Der Erfolg der Umweltprämie ist umstritten. Klar ist: Die im Volksmund "Abwrackprämie" genannte Konjunkturspritze wird so zahlreich genutzt, wie wohl auch die Entscheidungsträger der Politik vor ihrer Einführung nicht geahnt haben. Besonders für Händler, die Kleinwagen im Sortiment haben, läuft das Geschäft seit Monaten extrem gut. Keine Spur von Krise - wegen der Umweltprämie.
Fest steht allerdings auch: Der politische Eingriff in den freien Markt hat nicht nur Freunde. Neben der Tatsache, dass der ökologische Wert der Umweltprämie umstritten ist, bereitet die Prämie vor allem denen Probleme, deren Geschäft von reparaturbedürftigen Autos abhängig ist. Allen voran natürlich den Werkstätten: Sie spüren die Krise - wegen der Umweltprämie.
"Das waren die Autos, von denen wir gelebt haben", sagt Dirk Aus den Erlen. Seit 30 Jahren arbeitet er in der Kfz-Werkstatt an der Friedrich-Ebert-Straße. Mittlerweile ist er Geschäftsführer der "Autohalle GmbH". Er und seine Mechaniker hätten seit einigen Monaten deutlich weniger Arbeit. Und in die Zukunft blickt er wenig optimistisch: "Die nächsten Jahre werden für die ganze Branche sehr hart", prognostiziert er.
Josef Achtelik will nicht schwarzmalen, er habe auch in der Vergangenheit schwere Zeiten erlebt. "Aber auch bei uns haben schon Kunden abgewunken", sagt der Inhaber einer Werkstatt an der Malzstraße. "Die nehmen lieber die Abwrackprämie in Anspruch, als eine Reparatur am alten Wagen durchführen zu lassen." Ein Problem, dass nicht nur kleine Werkstätten haben: Auch bei "pit-stop" an der Friedrich-Ebert-Straße bleiben die Kunden aus. Anhaltende Krise, Kurzarbeit für einige Kunden und dazu noch die vielen Neuwagen: "Ich hoffe die Talachse ist erreicht", sagt Filialleiter Paul Krüger.
Vor etwa einem halben Jahr hat Marc Johann im WZ-Gespräch bereits vor der Umweltprämie gewarnt. Damals gab es bereits Gerüchte, dass der ursprüngliche 1,5-Milliarden-Euro-Topf für die Prämie aufgestockt werden solle. "Die Entscheidungsträger sollten sich reiflich überlegen, welche Auswirkungen das hätte", sagte der Geschäftsführer von "premio" an der Rheinstraße damals. Kurze Zeit später beschloss die Bundesregierung die Erweiterung der Prämie bis Ende des Jahres.
Die Folgen spürt Johann jetzt: "Die Befürchtungen haben sich bestätigt, die Geschäftssaison verläuft bisher sehr schwach." Sorge bereitet ihm auch, dass viele Neuwagenkunden durch Zusatzgarantien an Vertragswerkstätten gebunden werden. Er habe bisher ein "sehr mündiges Käuferverhalten" erlebt, es wären rational Preise verglichen worden. "Jetzt besteht die Gefahr, dass der Wettbewerb ausgeschaltet wird", befürchtet Marc Johann. Seinen Kunden vertraut er trotzdem: "Wir warten erstmal ab, ob sich die Käufer an solche Verträge halten."
Eine Wettbewerbsverzerrung durch die Umweltprämie sieht auch sein Kollege Ralf Tschentscher, einer der Geschäftsführer von "Oberath und Tschentscher" am Kleeblatt: "Mit Steuergeldern werden da Arbeitsplätze bei großen Autoherstellern bevorzugt. Aber bei uns stehen auch Familien dahinter."