Wirtschaft vor kräftigem Stellenabbau
ihk-konjunkturumfrage Jeder zweite Industrie-Betrieb rechnet in den kommenden Monaten mit Entlassungen.
Erst endete das Beschäftigungsverhältnis mit den Leiharbeitern. Dann griffen die Unternehmen das Instrument der Kurzarbeit auf. In den kommenden Monaten jedoch werden verstärkt Arbeitsplätze im Stadtgebiet abgebaut - wahrscheinlich in jedem zweiten Industriebetrieb. Und auch die Zahl der Ausbildungsplätze wird ihr derzeitiges Niveau kaum halten. Das sind einige Ergebnisse aus der Konjunkturumfrage der IHK.
Denn mit einem Indexwert von minus 55 machen die Wuppertaler Betriebe eine Geschäftslage auf absolutem Tiefstand aus. Für etliche Unternehmen, die derzeit um die Aufrechterhaltung ihrer Liquidität kämpfen, werden wohl vor allem die kommenden Monate entscheidend, erklärt IHK-Präsident Friedhelm Sträter.
Friedhelm Sträter
Sommerferien, Urlaubsgeld, womöglich teure Entlassungen - "wer die Sommerferien überlebt, hat Chancen", so Sträter. Er vergleicht die Situation der Betriebe mit der in einer Badewanne. "Viele Unternehmen kreisen derzeit rund um den Gulli", so Sträter bildhaft. Und die Fixkosten ließen sich mit Kurzarbeit auch nicht senken.
Friedhelm Sträter
Erschwerend kommt vor allem für die Autozulieferer hinzu, dass der Preisdruck wieder einmal enorm steigt. Mit den Worten "Macht hat kein Gewissen" beschreibt der IHK-Präsident diesen Umstand. Denn die Großen hätten in der Phase der Hochkonjunktur den Lieferanten kaum ersetzen können. Derzeit allerdings sehe das anders aus. Umgekehrt jedoch versprechen sich laut Konjunkturumfrage auch gerade jetzt manche Firmen eine Wiederbelebung des Geschäfts, auch weil sich die Zahl der Wettbewerber verringert.
Insgesamt jedoch gelten auch die Investitionsziele derzeit vor allem einem Ziel: der Rationalisierung. Bezeichnen doch 58 Prozent der Unternehmen im Bergischen ihre Lage als schlecht, erstmals sehen das dabei auch 17 Prozent der Kreditinstitute so. Alles andere als gut laufen die Geschäfte demnach auch bei kleineren Restaurantbetrieben. Größere Systemgastronomen hingegen sind mit ihrer gegenwärtigen Lage sehr zufrieden.
Viel Verständnis zeigte die IHK für die mangelnde bereitschaft der Wirtschaft, Kurzarbeit auch als Phase der Qualifizierung für die Mitarbeiter zu nutzen. "Höchst kompliziert" nennt Sträter das Vorgehen. Und die Unternehmen könnten dann nur schwer reagieren, wenn plötzlich doch Nachfrage nach einzelnen Produkten einsetzt.
Immerhin: Auch die bergische Wirtschaft macht erste Anzeichen dafür aus, dass sich der Konjunkturabschwung verlangsamt. Schließlich geben sich auch 14 Prozent der Firmen optimistisch und meinen, dass sich die Lage verbessern wird. Zu Jahresanfang waren nur drei Prozent dieser Ansicht.