Wuppertal Wirtschaftsexperten: „Trump steht für schwere Zeiten“

Viele Wuppertaler Unternehmen sind vom Export abhängig. Vom Ausgang der US-Wahl hängt viel für sie ab — so die Wirtschaftsexperten.

In der Nacht zu Mittwoch — nach unserer Zeit — entscheidet sich die Wahl zwischen Donald Trump und Hillary Clinton.

Foto: Gary He

Wuppertal. Bei einer Exportquote von deutlich über 55 Prozent erwarten gerade die Bergischen Unternehmen mit großer Spannung den Ausgang der US-Präsidentenwahl. Clinton oder Trump — diese Frage ist für die heimische Wirtschaft von Bedeutung, denn die politische Entwicklung im Land des wichtigsten deutschen Handelspartners wird Folgen für die Industrieumsätze weltweit haben.

Was vor einigen Monaten noch unmöglich schien, läuft inzwischen auf ein knappes Rennen hinaus. Die Spannung ist noch einmal gestiegen, weil sich die beiden Kandidaten in den vergangenen Tagen in ihren Umfragewerten wieder angenähert haben. Prof. Dr. Paul J. J. Welfens, Präsident des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Bergischen Universität, geht trotzdem davon aus, dass Hillary Clinton die meisten Wahlmänner und somit die Wahl gewinnt.

„Die Wahl von Clinton würde uns eine gewisse Nachdenkpause ermöglichen, da die neue Administration ein Jahr benötigt, um wieder handlungsfähig zu sein“, sagt Prof. Welfens. Kurzfristige Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen erwartet er daher nicht. Hillary Clinton habe sich zwar zunehmend kritisch gegenüber dem Freihandelsabkommen TTIP geäußert, aber sie habe ein grundsätzliches Interesse daran, dass Europa funktioniert und liefert. Und was ist, wenn in der Nacht zum Mittwoch unserer Zeit ein anderer Sieger feststeht?

„Sollte Trump gewinnen, stehen wir vor schwierigen Zeiten. Dann wird es zu enormen Schwankungen an den Finanzmärkten kommen“, sagt Prof. Welfens. Die US-Unternehmen würden sich aber auf die neue Administration einstellen können, ist er überzeugt. Die Europäische Union müsse den amerikanischen Wahlkampf als Weckruf verstehen, sich besser zu organisieren. „Es ist nicht gut, ohne Verfassung zu arbeiten“, warnte Prof. Welfens im Hinblick auf die zurückliegenden turbulenten Verhandlungen der EU über das Freihandelsabkommen CETA mit Kanada.

„Seit vielen Jahren sind die USA der wichtigste Exportpartner für die Wuppertaler Unternehmen. Donald Trumps Slogan ,Make America great again’ ist daher sicherlich keine gute Nachricht für die exportorientierten Firmen“, sagt Rolf Volmerig, Chef der Wuppertaler Wirtschaftsförderung. Volmerig erwartet einen knappen Sieg von Hillary Clinton. Selbst im Falle der Wahl Trumps befürchtet er keine strukturellen Veränderungen in den Wirtschaftsbeziehungen beider Länder. „Es könnte sein, dass die Exportquote um zwei, drei Prozent niedriger ausfällt, aber es wird keinen Einbruch geben. Dafür sind die wirtschaftlichen Prozesse zu stabil.“

Dass Hillary Clinton im Laufe des Wahlkampfs beim Thema des geplanten Freihandelsabkommen TTIP zwischen USA und Europa ins Lager der Kritiker umgeschwenkt sei, ändere an seiner Einschätzung nichts, dass die Demokraten grund- sätzlich den Freihandelsabkommen aufgeschlossener gegenüberstehen als die Republikaner. „Der Wahlausgang wird von den heimischen Unternehmen intensiv verfolgt“, sagt Rolf Volmerig.

Ein Wahlausgang ist laut Prof. Welfens denkbar, der für turbulente Tage nach der US-Wahl sorgen würde. Das wäre der Fall, wenn Trump die meisten Wählerstimmen erhalten sollte, aber Clinton aufgrund des komplizierten Wahlverfahrens mehr Wahlmänner. Dieser Wahlausgang für Clinton würde die von Trump befeuerten Diskussionen über einen manipulierten Wahlausgang zusätzlich anheizen. Prof. Welfens sieht aber keine Gefahr, dass die USA daran zerbrechen könnte. „Ich habe großes Vertrauen in die Institutionen“, sagt der Wissenschaftler.