Neues Bier 2700 Liter Engels Bräu beleben Wuppertaler Brau-Tradition
Der neue Gerstensaft wird ab sofort im Brauhaus verkauft.
Barmen. Experimentierfreudige Biergenießer dürfte es ab sofort ins Wuppertaler Brauhaus ziehen. Dort wird seit Donnerstag ein ganz spezieller Gerstensaft angeboten, der einen uralten Rohstoff wieder modern werden lässt. „Engels Bräu“ heißt das kühle Blonde und ist nach Wuppertals berühmtem Philosophen Friedrich Engels benannt, weil die verwendete Gerstensorte in dessen Geburtsjahr entdeckt wurde.
Zu verdanken ist das Projekt dem zufälligen Zusammentreffen von Brauhaus-Inhaber Richard Hubinger und Ulrich Schulze von der Landesinitiative „Pflanzengenetische Ressourcen“ der Landwirtschaftskammer NRW. „Ich war auf die genetische Vielfalt der alten Gerstensorten aufmerksam geworden und hatte eigentlich nur spaßeshalber nachgefragt, ob es nicht eine Sorte aus Engels´ Geburtsjahr gebe“, erinnert sich Richard Hubinger und war ob der überraschenden Antwort, dass es mit der Chevallier-Gerste tatsächlich eine entsprechende Sorte gebe, sofort gewillt, „den riskanten Versuch anzugehen“. Die Idee eines nach Engels benannten Gebräus sei indes schon zuvor aufgekommen und habe das hiesige Brauhaus bereits vor einigen Jahren die Namensrechte sichern lassen. Die alte Chevallier-Gerste war erstmals 1832 zu Bier verarbeitet, jedoch nach 1900 durch neuere Sorten verdrängt worden und anschließend in Vergessenheit geraten. „Zeitlos gutes Bier“ lautet der Slogan des heutigen Gebräus.
Im Vergleich zum klassischen Braugut ist die Neuerrungenschaft süffiger und würziger. „Außerdem hat es eine charakteristische Milde und ein volleres Mundgefühl als es aktuelle Biere bieten können“, findet Hubinger. Darüber hinaus überrascht das Produkt durch größere Farbintensität und höhere Schaumfestigkeit. „Das liegt daran, dass diese besonders hohe Gerstenpflanze eine höhere Stickstoff- und Wasseraufnahme hat und dem Malz einen wesentlich höheren Eiweißanteil verleiht“, weiß Pflanzengen-Experte Ulrich Schulze. Der Münsteraner hatte die schon vergessene Gerstenart 2003 wieder zum Leben erweckt und hat aus ursprünglich fünf in einer Genbank archivierten Saatkörnern einen Bestand von inzwischen 50 Tonnen Erntegut aufgebaut.
Nach anfänglicher Skepsis war auch Brauhaus-Braumeister Carsten Dölz schnell von den besonderen Eigenschaften des neuen Malzes überzeugt. „Die Herstellung dauert länger, weil der Maischprozess intensiver ist als bei üblichen Bieren. Außerdem dauert auch der Reifeprozess länger“, informiert Dölz und hebt „mehr Körper“ und eine „stärkere Schaumbildung“ hervor. Die Verarbeitung sei jedoch völlig unproblematisch, ergänzt der Fachmann.